
MADRID. Nach einer alles andere als erinnerungswürdigen, zwölf-tägigen Länderspielpause gab es an diesem Wochenende gefühlt nur ein Spiel: den Clásico! Und im 231. Duell zwischen Weiß und Blau-Rot sollte es nur einen klaren Sieger geben: den FC Barcelona. Teilweise sah es sogar so aus, als stünde nur ein Team auf dem Feld, obwohl Rafael Benítez nicht nur elf Spieler aufstellte, sondern nach Wochen der Verletzungsprobleme sogar aus dem Vollen schöpfen konnte: Navas – Danilo, Varane, Ramos, Marcelo – Modrić, Kroos – James, Bale, Ronaldo – Benzema.
Neymar und Suárez entscheiden Clásico früh
Aus der Gedenkminute für die Opfer der Attentate in Paris schienen die Blancos nie aufzuwachen. Denn nach einem ersten Warnschuss Neymars und einer guten und dadurch sehr seltenen Kombination der Madrilenen legte der Tabellenführer los – und traf. Alle Pläne und guten Vorhaben der Hausherren schienen sich in Luft aufzulösen, als Sergi Roberto in Minute 10 Suárez bediente und der Keylor Navas‘ Serie von 885 gegentorlosen Minuten im Bernabéu beendete. Zuvor wurde Madrids Innenverteidigung ausgehebelt, als Sergio Ramos und Raphael Varane die Katalanen machen ließen. Die Weichen waren gestellt, das Unheil früh verrichtet: Der Tabellenzweite agierte ohne Druck, fand keinen Weg an den bestens organisierten Katalanen vorbei. Denn die verteidigten weit vorne und statt die Hausherren aggressiv zu fordern, wurden die Passwege clever zugestellt. Stichwort Cleverness – die bewiesen nur die Gäste, ließen Real auflaufen, zogen klügere Fouls, wussten Madrid vorzuführen. Es fehlten teilweise nur noch die „Olé“-Rufe des Publikums angesichts der coolen Kombinationen Barcelonas.
Kühler wurde es auch im Bernabéu: Nachdem Rakitic sein Glück versuchte und Navas einen Neymar-Freistoß hielt, folgte in der 39. Minute das 0:2. Und das in genau der Phase, als sich die Merengues zu bessern schienen – James feuerte den ersten Torschuss nach 27 Minuten ab, später kam Benzema an eine gefährliche Modrić-Flanke nicht ran. Doch Neymar drehte die kalte Dusche wieder an, als er von Iniesta bedient, trocken (und einen Millimeter im Abseits stehend) das zweite Tor erzielte.
Die Pfiffe der zuvor so optimistischen Gäste häuften sich. Dass die beste Offensive der Liga gegen die zweitbeste nicht stattfand hatte Gründe. Neben fehlender Leidenschaft und einem Plan, wie man zu Chancen kommt, klafften Offensive und Defensive teilweise zu weit auseinander – statt des üblichen 4-3-3 sah es hin und wieder wie ein 4-0-6 aus. Toni Kroos kam in keinen Zweikampf, die Vermisstenanzeige für Cristiano Ronaldo ging früh raus, die wenigen Bemühten wie Marcelo oder Modrić wurden zu Rückpässen gezwungen.
Madrid benötigte eine Pause mehr als alles andere und hätte vor dem Seitenwechsel fast ein drittes Mal geohrfeigt. Doch Marcelo rettete auf der Linie und Varane wehrte Rakitics‘ Nachschuss ab, nachdem Neymar Suárez bediente. Die erste Liga-Heimniederlage seit über einem Jahr näherte sich – daran änderte auch der erlösende Halbzeitpfiff von David Fernández Borbalán nichts, als es mit 1:9 Schüssen, 39:61 Prozent Ballbesitz, 5:6 Fouls und 0:3 Toren in die Pausen ging.
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Alles läuft schief: Kein Abschlussglück, Rot für Isco
Der zweite Durchgang begann vielversprechend, endete jedoch niederschmetternd. Ohne die von den Fans geforderten Wechsel kam Real zu zwei frühen Chancen. Erst setzte sich Marcelo gegen Zwei durch, zielte dann nicht genau, danach parierte Bravo einen klasse James-Abschluss. Und dann war wieder Barça an der Reihe: Einen Neymar-Freistoß hielt Navas noch, in der 53. Minute musste er wieder hinter sich greifen. Klasse Kombination, genialer Haken-Rückpass Neymars, eiskalter Abschluss Iniestas, 0:3! Zweifel, dass Barcelona die Clásico-Bilanz aus 92 Siegen Reals, 90 Barcelonas und 48 Unentschieden wieder anpassen würde, bestanden keine mehr.
Und der Albtraum der Madridistas war noch lange nicht zu Ende: Als Suárez eine dicke Chance vergab und Rafael Benítez in James und Marcelo für Isco Alarcón und Dani Carvajal mit die Besten vom Platz nahm, warfen die Fans endgültig ihre Hände an die Stirn. Und weil die „Blaugrana“ nun zwei Gänge runter schaltete, durften die Königlichen etwas aufdrehen. Über Isco kam ein aussichtsreicher Konter zustande, doch Bravo bekam gegen den frei abschließenden Ronaldo noch die Fäuse hoch. Und dann teilte Suárez den nächsten Punch aus, als er in Minute 74 zum 0:4 traf. Spiel vorbei. Madrid game over.
Auch wenn die Gastgeber in den Schlussminuten ihr Schussverhältnis noch schmeichelhaft ausbesserten – Benzema, Ronaldo und Bale verpassten die Ergebniskosmetik knapp, war mit Madrid nichts mehr anzufangen. Isco traf hingegen noch – den Gegenspieler, als er seinen Frust abbaute und verdientermaßen Rot sah. Bei Munir können sich die Blancos am Ende sogar bedanken, dass er seinen Schuss vergab und „Fan-Liebling“ Piqué damit die historische Chance nahm, für das 0:5 und seine „Manita“ selbst zu sorgen.
Vor einem noch höheren Debakel wurden die Königlichen also verschont – von tonnenschwerer Kritik, Trainerdiskussionen und anderen Krisendebatten in den nächsten Wochen sicher nicht. Ohne Herz und Plan – so kann man einen Clásico nicht angehen. Der 12. Spieltag fand damit einen mehr als verdienten Sieger – den FC Barcelona, der genau wusste, wie der eigentlich genesene Rivale zu schlagen war. Nach der 0:4-Klatsche geht es am Mittwoch weiter – Real gastiert in Donetsk (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker).
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