
Der traurige Höhepunkt einer ewigen Feindschaft
BARCELONA/MADRID. Einige REAL TOTAL-Leser erinnern sich wahrscheinlich nicht persönlich daran, doch auch dem jüngsten Madridista sind die Bilder bekannt: Luís Figo war im Jahr 2000 als „Amtsantrittsgeschenk” von Präsident Florentino Pérez für 58,2 Millionen Euro an die Concha Espina gelotst worden und galt als einer der spektakulärsten Transfers der damaligen Zeit, wechselte er doch als Vize-Weltfußballer und Aushängeschild zum größten Rivalen. Als es zwei Jahre später in der Saison 2002/03 zu seinem bereits zweiten Clásico als Königlicher kam, stand der Sport im Zuge einer medialen Hetzkampagne gegen den königlichen Mittelfeldspieler jedoch vollkommen im Hintergrund.
“@julioquiroz91 : Figo vs Barcelona, le lanzaron una cabeza de cochino a Figo. Lo odiaban. pic.twitter.com/wguwZYAGEg“
— Tony Chávez (@tony_1777) January 23, 2014
Hassgesänge und Plakate gegen den einstigen Superstar der „Blaugrana” waren noch das Netteste, was dem heute 48-Jährigen bei seiner Rückkehr nach Barcelona erwartete. Neben den fast schon üblichen Wurfobjekten wie gefüllten Plastikbechern sah man am Abend des 23. November 2002 – Carles Puyols Beschwichtigungsversuchen zum Trotz – selbst gefährliche Gegenstände wie Glasflaschen, Billiardkugeln und den berühmt-berüchtigten Kopf eines „Cochinillos”, Spanferkels, am Spielfeldrand landen. „Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mit einem Schweinekopf in ein Stadion kommen konnte. Das ist kein Sport“, wunderte Figo sich selbst elf Jahre später in einem Interview.
Inmitten der abbrennenden Figo-Plakate und der Hasstiraden gegen ihn („Ese portugués, hijo puta és“; zu deutsch: „Dieser Portugiese ist ein Hurensohn“) hat er den Kopf angeblich nicht mal gesehen: „An diesem Abend war ich besorgt, denn ich wusste, dass mir etwas zustoßen könnte. Ich schwöre, dass ich den Kopf des Ferkels nicht gesehen habe“

„Sie zertrümmerten Scheiben am Bus, warfen Steine und Flaschen”
Auch wenn das Spiel – welches aufgrund der hitzigen Stimmung auf den Rängen zwischenzeitlich für 15 Minuten unterbrochen werden musste – in einem unspektakulären 0:0-Remis endete, werden die damals anwesenden Spieler den Abend wohl nie vergessen. „Die Fans bewarfen unseren Bus bei der Ankunft mit Flaschen und Steinen, zertrümmerten so vier oder fünf Scheiben. Wir legten uns im Bus auf den Boden, während Dinge durch die zerbrochenen Scheiben in den Bus flogen”, erinnert sich der damalige Rechtsverteidiger Michél Salgado. Die frühere Nummer 2 war es auch, die Figo bei den kurz ausgeführten Ecken unterstützte und so hautnah erlebte, wie ein Messer auf das Spielfeld geworfen wurde. „Wir machen keine kurzen Ecken mehr, da musst du alleine durch”, so Salgado nach dem Messerwurf zu seinem Mitspieler. Fast hätte dieser Rat zum Siegtor geführt, jedoch scheiterte der Portugiese mit einer „Olímpico“, einer direkt aufs Tor gezogenen Ecke.
Auch José María „Guti” Gutiérrez, damals mit Figo für das kreative Mittelfeld zuständig, erinnert sich an das Skandal-Spiel und ist sich sicher, dass Figo an jenem Tag „ein wahrer Madridista” wurde, da dieser „spätestens in dem Spiel gemerkt hat, dass er in Barcelona jeden gegen sich hatte”.
Es könnte also den Fans im Camp respektive Bronx Nou zu verdanken sein, dass Figo bis heute ein Vollblut-Madridista ist, der immerhin fünf Jahre im königlichen Trikot auflief und mit 55 Treffern zum Gewinn von fünf Trophäen verhalf – die Champions League nur wenige Monate vor diesem Skandalspiel.
18 Jahre ist dieser aus negativer Sicht „legendäre“ Clásico mittlerweile her. Und auch wenn speziell die Duelle der Guardiola-Mourinho-Ära besonders hitzig ausfielen, so dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass die Szenen vom 23. November 2002 nicht mehr wiederholt werden sollten, zumal katalanische Vertreter aus Verein und Medien zu Aufständen gegen ihren einstigen Liebling aufgerufen haben sollen.
https://www.youtube.com/watch?v=rOF7k4oueBE
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