
Real Madrid zu Gast im ungeliebten Deutschland
DORTMUND. Selten wurde einem Spiel in der Redaktion von REAL TOTAL so sehr entgegen gefiebert, wie dem Gastspiel der Königlichen in Dortmund. Dem Duell des spanischen gegen den deutschen Meister. Borussia Dortmund gegen Real Madrid.
Klingt nach Feuerwerksfußball. Den hätte es vermutlich auch gegeben, hätte das Spiel sechs Monate vorher stattgefunden. Im Oktober 2012 werden beide Teams nicht wegen ihrer blut(be)rauschenden Kontinuität, sondern eher für ihr unkontinuierliches Gänseblümchenmotto gefürchtet (sie spielen gut, sie spielen nicht gut…). Heute zeigte vor allem der spanische Rekordmeister wieder sein „Fuß knapp über dem Gaspedal“-Gesicht, allzeit bereit die Lautstärke zu erhöhen, doch stets mit einem von Angst erfüllten Gedanken an die Polizei vor der Haustür. In einer äußerst vorsichtigen Anfangsphase hätte Mesut Özil bereits nach fünf Minuten und aus gleich wenigen Metern für die Führung sorgen können – doch er trat an Ronaldos hübschem Pass vorbei. Die Königlichen mit der besten, der BVB aber mit den meisten Torchancen. Von Unkonzentriertheit und Fehlpässen des spanischen Meisters motiviert, trauten sich die Schwarz-Gelben immer mehr zu. Doch nachdem Robert Lewandowski den blitzgescheiten Pass Sebastian Kehls nach Pepe-Fehlpass zur wuchtigen und verdienten Führung verwertete, wurde der BVB überheblich. Der Pole und die beiden deutschen Stars Götze und Reus versuchten das weiße Ballett auszutanzen, verloren den Ball und sollten nur zwei Minuten nach der Führung wieder zurück auf dem harten (und heute äußerst rutschigen) Boden der Tanzschule Mourinho landen. Özil am Ball, holt zum 50-Meter-Pass aus, bedient Cristiano Ronaldo perfekt in den Lauf und der musste den vor ihm auftropfenden und wie bestellten Ball nur über den heraus stampfenden Roman Weidenfeller lupfen. Wieder „Calma Calma“-Jubel, wieder ein Lupfer, wieder ein Ronaldo-Tor – sein fünftes in dieser Saison, keiner hat mehr.
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Ronaldo gleicht Lewandowskis Führung aus, Schmelzer legt nach
So schnell wie die Musik aufgedreht war, so schnell verstummte sie wieder. Strenge Nachbarschaft. Oder strenger Gegner – Dortmund und sein Rasen zwangen die Königlichen zu vielen Fehlern und nutzten die ein oder andere Personalie aus. Sami Khedira beispielsweise musste nach 20 Minuten raus, sein Oberschenkel machte zu und Luka Modric fehlt es schlicht an Physis gegen 69.011 lärm- und laufbereite Borussen. Auch an der Personalie Essien spürte man den Wertverlust der fehlenden Marcelo und Coentrão – im Luftkampf solide, doch sobald es um Stellungsspiel gegen die flinken BVB-Außen ging, war der Ghanaer überfordert. Die Minuten vor der 2:1-Führung in der 64. Minuten belegten dies. Zu oft wurde er überlaufen, zu wenig unterstützt durch Ronaldo und Alonso, schlussendlich landete Mario Götzes Flanke (mit der Hilfe von Casillas’ Faustparade) bei Marcel Schmelzer. Und der Linksverteidiger machte sein gefühlt zweites Pflichtspieltor als Profi. Und das mit zwei Aufsetzern, vorbei an noch viel mehr Beinpaaren. Extrem bitter für den spanischen, aber ein Verdienst des nach wie vor mutigen und aufopferungsvollen Auftritt des deutschen Meisters.
Und so entzaubert man eben Real Madrid. Mit Einsatz, Pressing, klugen Nadelstichen gegen personelle Schwachstellen und zu Beginn ein paar Spaßverderber-Fouls gegen die Feinfüße. Auf diese Art und Weise ging im 350. Europapokal-Spiel nach 14 Gruppenspielen das erste in der Ära Mourinho verloren. Die nach zwei Partien in der Königsklasse gefährlichste Offensive (33 Schüsse, sieben Tore) sollte kaum Chancen erhalten, Real Madrid sollte auch im 24. Pflichtspiel in Deutschland kein zweiter Sieg gegönnt sein. Der Fluch hält also an. Und das verdient! Der BVB darf und wird feiern – zumindest bis zum Rückspiel am 6. November. Aber als nächstes geht es am Sonntag nach Mallorca (Anpfiff: 21:30 Uhr, LAOLA1.tv überträgt).
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