Reportage

Der Trend der Real-Kapitäne: „Exil“ statt Karriereende

Ein Abschied von Iker Casillas würde wieder einmal verdeutlichen, dass Real Madrid mittlerweile keine Adresse mehr ist, bei der ein verdienter Spieler und langjähriger Kapitän seine Karriere beenden kann. Der legendäre Präsident Santiago Bernabéu entwickelte das Credo, dass das Wohl des Vereins über dem Wohl einer einzelnen Person steht. Es war jedoch nicht immer so, dass Kapitäne dem Leistungsprinzip erlagen und deshalb woanders ihr Glück versuchten. Einige durften oder wollten trotz ihres hohen Alters bis zum Ende ihrer professionellen Laufbahn an der Concha Espina bleiben.

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Real Madrid
Iker Casillas (r.) schlägt den gleichen Weg wie sein Vorgänger Raúl González Blanco ein

Einer von vier Pérez-Kapitänen beendete Karriere bei Real

MADRID. Von 17 Kapitänen in den letzten 60 Jahren schlossen immerhin elf ihre Karriere im Estadio Santiago Bernabéu ab: Miguel Muñoz, Juanito Alonso, José María Zárraga, Francisco Gento, Ignacio Zoco, Amancio Amaro, Miguel Ángel, Carlos Alonso „Santillana“, José Antonio Camacho, Miguel Porlan „Chendo“ und Manolo Sanchís. Letzterer war der einzige Kapitän, der in der Amtszeit von Florentino Pérez seine Schuhe an den Nagel hing. Nach der Saison 2000/01 machte Sanchís im Alter von 36 Jahren aus freien Stücken für den Nachwuchs Platz.

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Sein Erbe Fernando Hierro zog es dagegen nach einem Streit mit Pérez, der seinen Vertrag nicht verlängern wollte, gen Katar. Ein typisches Reiseziel, das die zunehmende Kommerzialisierung der Fußball-Branche in den letzten Jahren hervorrief. Es gab jedoch auch Madrilenen, die innerhalb Europa wechselten, anstatt sich in der Wüste oder in der amerikanischen MLS die Taschen voll zu machen.

Raúl González Blanco merkte nach der Ankunft von José Mourinho im Jahre 2010, dass er nicht mehr gebraucht wurde. Der damals 33-Jährige heuerte in gegenseitigem Einvernehmen beim FC Schalke 04 an und erlebte in der Bundesliga noch einmal seinen zweiten Frühling. In einer ähnlichen Situation befindet sich nun Iker Casillas, für den trotz seines laufenden Vertrages bis 2017 keine große Verwendung mehr gefunden wird. Der Wechsel des 34 Jahre alten Ex-Welttorhüters zum FC Porto ist nur noch Formsache. „San Iker“ räumt – entweder für Keylor Navas oder David de Gea – seinen Posten als Nummer eins und erhält in Portugal noch einmal die Gelegenheit dazu, sich wichtig zu fühlen.

Manuel Sanchis
Manolo Sanchís spielte in seiner Karriere ausschließlich für Real

Viele Madridistas fragen sich, weshalb Casillas nicht noch seine letzten beiden Vertragsjahre bei Real ausharrt. Schließlich hatte er in den letzten Monaten häufiger betont, grundsätzlich auch eine Rolle als Mentor zu akzeptieren. Entweder überdachte er seine Ambitionen aufgrund der Europameisterschaft 2016 noch einmal oder der Verein zeigte ihm die Tür, da Rafael Benítez der Mannschaft möglicherweise mit neuen Führungsspielern einen neuen Impuls geben will. Neben Casillas steht mit Sergio Ramos bekanntlich eine weitere wichtige Personalie zur Diskussion. Noch sträuben sich die Blancos dagegen, den Gehaltsforderungen des Vizekapitäns nachzugehen. Gut möglich, dass der Abwehrchef es dem Torwart gleichtut und seine Worte, bis zum Karriereende im Bernabéu zu bleiben, revidiert. Es wäre die Fortsetzung eines Trends…

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Real Madrids neue Trikots 2015/16: Heim-kurzHeim-LangarmAuswärtsTorwart

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