Einzelkritik

Die Hinrunden-Zeugnisse 2016/17: Angriff

Dritter Teil der Halbjahrszeugnisse von REAL TOTAL. Diesmal sind die Stürmer an der Reihe. Und hier offenbarten sich so einige Sorgenkinder.

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Real Madrid's players players pose for the team photo prior to the UEFA Champions League group F football match Legia Warsaw vs Real Madrid CF in Warsaw, Poland on November 2, 2016. / AFP / ODD ANDERSEN (Photo credit should read ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)
Teil drei der Hinrundenzeugnisse: Reals Angriff ist dran – Foto: Odd Andersen/AFP/Getty Images

Angriff

Cristiano Ronaldo

Einsätze: 23
Einsatzminuten: 2.043
Tore / Assists: 18 / 5
Angekommene Pässe: 608 (26,8 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 108 (4,8 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 3,02

Dass der Weltfußballer nach seiner im EM-Finale erlittenen Knieverletzung Zeit benötigen würde, war absehbar. Doch dass der Portugiese derart schleppend seinen Rhythmus finden würde, kam dann doch etwas überraschend. Nach zu Beginn eher durchschnittlichen Auftritten schien sich die Nummer 7 gegen Mitte der Hinrunde endlich zu fangen, effektiv erreichte der 31-Jährige allerdings nur kurzzeitig seinen Leistungszenit, wie beispielsweise beim 3:0 über Atlético, als er alle drei Treffer erzielte. Der Großteil der Auftritte des Iberers ist schon eher mit „unglücklich“ zu titulieren. Zwar waren Bemühen und Engagement bis auf wenige Ausnahmen durchaus nicht abzusprechen, Konstanz brachte Reals Rekordtorjäger in seine Leistungen aber keineswegs. Mit 18 wettbewerbsübergreifenden Toren ist er immer noch der mit Abstand treffsicherste Akteur im Team und feuert mit durchschnittlich 4,8 Schüssen pro 90 Minuten (wie gewohnt) am öftesten aufs Gehäuse, dennoch war die Hinserie Ronaldos besonders aus spielerischer Sicht eher mau. Viele technische Unsauberkeiten, schlampiges Passspiel und ungewöhnlich viele liegengelassene Torgelegenheiten prägten dessen Auftritte und führten nicht selten zu großem Frust beim so ehrgeizigen Portugiesen. Damit sich der Torjäger noch mehr aufs Toreschießen konzentrieren konnte, testete Zidane ihn bisweilen sogar auf der Stürmerposition, um ihn so näher zum Tor zu bringen, und befreite ihn weitestgehend von allen Defensivaufgaben, durchschlagenden Erfolg brachte aber auch diese Maßnahme nicht. Man darf gespannt sein, ob sich der Europameister erneut so eindrucksvoll zurückkämpfen kann, wie es ihm bereits letzte Spielzeit gelang, als ihn viele nach schwachem Jahresstart ebenfalls abschrieben.

Karim Benzema

Einsätze: 25
Einsatzminuten: 1.600
Tore / Assists: 12 / 2
Angekommene Pässe: 483 (27,2 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 50 (2,8 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 3,37

Reals zweites großes Sorgenkind in dieser Spielzeit bisher. Auch der Franzose begann die Saison mit einer Verletzung und fand im Anschluss ebenfalls überhaupt nicht zu seinem Rhythmus. Kein Spielwitz, keine Ideen, null Dynamik – die Nummer 9 wirkte teilweise wie ein Fremdkörper im Spiel der Königlichen, was sogar Forderungen nach einem Stammplatz für Konkurrent Morata laut werden ließ. Möglicherweise beeinflusst das immer noch laufende Verfahren gegen seine Person aufgrund seiner angeblichen Verwicklung in den Erpressungsskandal mit Nationalmannschafts-Kollege Mathieu Valbuena die Leistungen des Mittelstürmers doch weitaus mehr, als ihm lieb sein dürfte. Bei der Klub-Weltmeisterschaft, wo er ein formidables Finale hinlegte, schien der Knoten endlich zu platzen und der Start ins neue Jahr erinnerte zeitweise endlich wieder an den alten, spielstarken Benzema, der Bälle festmachte und seine Kollegen gekonnt in Szene setzte, doch gegen Málaga gab es am vergangenen Spieltag leider schon den ersten Rückfall. Der Torjäger vermittelte einen sehr pomadigen Eindruck und fand, wie auch während der schwachen Phase zu Saisonbeginn, überhaupt keinen Zugriff auf die Partie und vergab nicht zum ersten Mal ein eigentlich sicheres Tor aus wenigen Metern kläglich. Hoffentlich war jene schwache Performance nur ein Ausrutscher, denn Real braucht den Benzema zu Jahresbeginn, wenn dieses Jahr der eine oder andere Titel herausspringen soll.

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Gareth Bale

Einsätze: 16
Einsatzminuten: 1.311
Tore / Assists: 7 / 3
Angekommene Pässe: 442 (30,2 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 50 (3,4 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 2,81

Der Waliser führte seine Farben gleich zu Beginn der Saison zum so wichtigen ersten Sieg bei Real Sociedad und zeigte in den kommenden Wochen zwar keine durchweg überragenden Auftritte, leistete durch sein laufintensives Spiel und die disziplinierte Arbeit gegen den Ball aber seinen so wichtigen Beitrag zur Balance im Team. Aufgrund seiner Ballsicherheit und Robustheit fungierte er zudem als entscheidender Faktor im Aufbauspiel. Als der Waliser nach zehn Spieltagen dann endlich so richtig in Form kam und drei formidable Partien in Folge ablieferte, machte der Körper dem 27-Jährigen mal wieder einen fetten Strich durch die Rechnung: Luxation der Pereonalsehne im rechten Knöchel, drei Monate Pause. Seitdem arbeitet der Brite wie ein Besessener an seinem Comeback und hofft Mitte Februar wieder auf dem Platz zu stehen. Hoffentlich gelingt dies auch, Real braucht auch den „walisischen Express“ unbedingt.

Lucas Vázquez

Einsätze: 26
Einsatzminuten: 1.403
Tore / Assists: 1 / 6
Angekommene Pässe: 562 (36,1 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 19 (1,2 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 2,84

Allein ein Blick auf die Einsatzzeiten sollte genügen, um konstatieren zu können, dass Lucas Vázquez endgültig angekommen ist bei Real Madrid. Nach einem grandiosen Auftritt im Super-Cup-Finale begann der Flügelflitzer die Saison zwar überwiegend als Joker, bewies aber besonders von der Bank immer wieder außergewöhnliche Qualitäten. Oft schon totgeglaubte Spiele belebte der Canterano durch seine Schnelligkeit und Ballsicherheit und half, so manches Spiel am Ende noch zu retten. Mit der Verletzung von Gareth Bale wurde der 25-Jährige schließlich in die Startelf gespült und machte seine Sache überwiegend gut. Erstaunlich ist, dass der gebürtige Galizier nach Toni Kroos (46) derjenige Spieler ist, der in der Liga die zweitmeisten Chancen (25) kreiiert hat. Dabei könnten die Flanken des Rechtsaußen manchmal durchaus etwas genauer kommen. Und auch beim Thema Torabschlüsse (im Schnitt lediglich 1,1 Schüsse pro 90 Minuten) darf von einem Stürmer ruhig mehr Initiative erwartet werden. Wie wertvoll der nun auch spanische Nationalspieler für die Blancos mittlerweile ist, bewies das letzte Spiel gegen Málaga (2:1), als er nach Marcelos Verletzung sogar als Rechtsverteidiger aushalf.

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Mariano Díaz

Einsätze: 8
Einsatzminuten: 222
Tore / Assists: 5 / 1
Angekommene Pässe: 37 (15,0 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 13 (5,3 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 1,86

Aufgrund der geringen (benoteten) Einsätze des Eigengewächses sollte man die fantastische Durchschnittsnote nicht überbewerten, trotz allem gibt sie einen Hinweis darauf, dass der 23-Jährige durchaus mehr ist, als nur ein Kaderauffüller. Auch wenn ein Großteil der Scorerpunkte „nur“ aus den Duellen mit Leonesa resultiert, zeigen die guten Werte dennoch, dass der Canterano auf jeden Fall weiß, wo das Tor steht. Was Einsatz und Leidenschaft, auch während Kurzauftritten, angeht, kann dem Dominicaner ohnehin kaum ein Akteur im Kader das Wasser reichen. So ist beispielsweise der Last-Minute-Erfolg über La Coruña (3:2) auch zu großen Teilen dem letztjährigen Castilla-Stürmer zuzuschreiben, da er durch sein emotionales Auftreten die Mannschaft mitriss und durch den Ausgleich schließlich die Wende einleitete. Seinen Platz im so prominent besetzten Kader hat sich der Nachwuchsmann auf jeden Fall mehr als verdient.

Álvaro Morata

Einsätze: 25
Einsatzminuten: 1141
Tore / Assists: 9 / 1
Angekommene Pässe: 248 (19,6 pro 90 Minuten)
Abschlüsse: 40 (3,2 pro 90 Minuten)
Durchschnittsnote: 3,0

Für den Rückkehrer begann die Saison fabelhaft: In Abwesenheit des zunächst verletzten Benzema konnte der Canterano ein paar Duftmarken setzen und spielte sich entgegen vieler Prognosen sofort wieder ins Blickfeld. Durch seine mannschaftsdienliche und aufopferungsvolle Spielweise verdiente sich der 24-Jährige massenhaft Kredit und lieferte nach ein paar Spielen Anlaufzeit auch Tore. Aufgrund seiner Dynamik und seines exzellenten Pressingverhaltens wurden zwischendurch sogar Rufe laut, der Spanier sollte öfters statt des schwächelnden Karim Benzemas auflaufen. Leider blieb auch der Mittelstürmer nicht von einer Verletzung verschont und fiel ab Mitte November rund einen Monat aus. Nach jener Zwangspause reduzierten sich die Einsatzzeiten und auch die Leistungen sanken deutlich ab. Bei seinen letzten Auftritten im Pokal gegen Sevilla (3:3) und Vigo (1:2) erlebte der spanischen Nationalspieler zwei Spiele komplett zum Vergessen und wirkte zeitweise wie ein Fremdkörper im Spiel. Hoffentlich findet Reals aktuell drittbester Torschütze schnell wieder in die Spur.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ramos ist unser bester Angreifer, ohne ihn wären wir nicht Tabellenerster und im Pokal schon ausgeschieden. Das sagt doch alles über unseren Angriff aus. Karim scheint permanent unkonzentriert zu sein und kann seine Stärken nicht abrufen. CR ist längst im Herbst seiner Karriere. Bei Bale ist abzuwarten wie er nach 3 Monaten Abstinenz zurückkommen wird. Morata schätze ich sehr, er ist passt aber nicht im unser System. Vasquez hat seine Sache sehr gut gemacht und hoffe dass er nicht fallen gelassen wird wenn Bale wieder zurück ist.
 

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