
Modrić kann als Joker funktionieren – wenn er sich darauf einlässt
Wie sehr die aktuelle Situation doch an ihm nagt, war spätestens beim Torjubel zu erkennen, als ein völlig entfesselter Luka Modrić vor der Fankurve die Arme ausstreckte und seinen Emotionen freien Lauf ließ, während ihn seine Teamkollegen hochleben ließen. Einerseits zeigte es erneut, wie schwierig die aktuelle Situation sowohl für den Kroaten selbst als auch für Carlo Ancelotti ist. Andererseits zeigte es aber auch, welch wertvollen Impact die Nummer 10 von der Bank aus liefern kann – wenn sie sich auf diese Rolle einlässt.
Bei aller Nostalgie und Freude über den späten Siegtreffer, zeigte sich in dieser Spielzeit auch schon allzu oft, dass Modrić die Spiele von Beginn an nicht mehr in dem Maße zu beeinflussen mag, wie er es noch vor ein paar Jahren getan hat. Als Antreiber oder aber auch ruhender Pol für die letzten Minuten, um Spiele noch zu drehen oder über die Zeit zu bringen, sehr wohl. Das betonte auch Ancelotti im Anschluss an die Partie: „Er kam frisch rein, hat mit einem Tor seinen Beitrag geleistet. Wir haben Luka in der Kabine gefeiert, denn das hat er sich heute verdient. (…) Was er denkt, ob er als Reservist bleibt oder nicht, weiß ich nicht. Es ist schwierig zu verstehen, aber die Qualität der Minuten ist wichtiger als die Anzahl.“ Entscheidet der Joker Modrić in Zukunft also noch weitere Spiele? Es gibt wahrlich schlimmere Szenarien…
Güler muss geduldig bleiben – auch wenn es schwer fällt
Er kann einem bisweilen einfach nur leid tun. Eigentlich stand Arda Güler schon bereit zur Einwechslung, um in den letzten zehn Minuten mitzuhelfen, doch noch den Lucky Punch gegen ein aufopferungsvoll verteidigendes Sevilla zu erzwingen. Der Lucky Punch kam dann, allerdings als Güler noch an der Seitenlinie noch auf seinen Einsatz wartete – und wurde in der Folge von Ancelotti wieder zurückgepfiffen, weil dieser für die Schlussphase lieber den erfahreneren Dani Ceballos bringen wollte.
Für den nun 19-Jährigen, der am gestrigen Sonntag auch noch seinen Geburtstag feierte, ein weiterer Rückschlag. Bislang verläuft die Zeit des hochveranlagten Türken an der Concha Espina tatsächlich alles andere als nach Plan, nach dem immensen Verletzungspech zu Beginn der Saison kommt er aktuell nur vereinzelt zu Einsatzzeiten. Ancelotti weiß um die Problematik und hebt immer wieder das enorme Talent des Linksfußes hervor, betont aber auch, dass er nicht in der Position sei, um Geschenke zu verteilen und auch andere Spieler mehr Einsatzzeiten verdient hätten. Letzten Endes liegt es nun auch an Güler selbst, entsprechend geduldig zu bleiben und auf die sich ergebenden Chancen zu warten – so wie es schon zahlreiche Spieler vor ihm getan haben. Auch ein Vinícius Júnior, Rodrygo oder Federico Valverde waren in ihrer Anfangszeit alles andere als gesetzt. Bei Real Madrid gehört es als junger Spieler aber eben auch dazu, Geduld zu haben – auch wenn es extrem schwer fällt.
Ohne Bellingham und Joselu bleibt es knifflig
Schon bei Blick auf die Anfangsformation, könnte dem einen oder anderen Anhänger der Gedanke gekommen sein, dass es gegen Sevillas massive Fünferkette knifflig werden könnte – schließlich fehlten mit Jude Bellingham und Joselu nicht nur die zwei besten Torschützen, sondern auch Kopfballspieler. Und wenig überraschend tat sich während der Partie auch genau diese Baustelle auf. Die Blancos erspielten sich zwar durchaus einige gute Chancen, bei vielen Durchbrüchen über die Außen mangelte es aber doch merklich an entsprechenden Abnehmern im Zentrum. Phasenweise befanden sich bis zu sechs Sevilla-Akteure im eigenen Strafraum, während keiner bis maximal ein Real-Spieler in der goldenen Zone zu sehen war. Tatsächliche Hochkaräter waren an diesem Abend dementsprechend Mangelware.
Fest steht auch: Nach dem fantastischen 4:0 gegen Girona, erzielte man in den letzten drei Partien nur jeweils einen Treffer. Sowohl gegen Leipzig (1:0) als auch jetzt gegen Sevilla mussten letzten Endes zwei Einzelleistungen respektive Fernschüsse herhalten, um den Sieg einzutüten. Bislang kann man sich auf der anderen Seite noch auf die unheimlich starke Defensive verlassen. Für die kommenden Wochen muss aber auch offensiv wieder ein bisschen mehr passieren – im Optimalfall natürlich schnellstmöglich mit Bellingham und Joselu.
Lunin rechtfertigt das Vertrauen
Ein Thema, um das es in den letzten Wochen sehr ruhig geworden ist, ist die Torwartdebatte bei den Königlichen – und das aus gutem Grund. Andriy Lunin zahlt das in ihn gesetzte Vertrauen vollkommen zurück und imponiert durch sein unaufgeregtes und souveränes Auftreten. In der Liga steht der Ukrainer diese Saison mittlerweile bei 14 Einsätzen, von denen er in sieben ohne Gegentor blieb und überdies nur siebenmal hinter sich greifen musste. Insgesamt bringt es der 25-Jährige in dieser Spielzeit auf 19 Pflichtspieleinsätze, bei denen neunmal die Null stand und er insgesamt nur 14-mal hinter sich greifen musste. Mit einer Rate von 83,8 Prozent weist Reals Schlussmann in der Liga zudem die beste Quote bei abgewehrten Schüssen auf.
Und das wichtigste: Lunin ist in den Spielen immer wieder entscheidend zur Stelle, wenn er gebraucht wird, so auch in Minute 52 als er mit einem fantastischen Reflex das 0:1 gegen den frei stehenden Romero verhinderte. Mittlerweile sollte auch der letzte Kritiker verstanden haben, weshalb man den damals unbekannten Ukrainer 2018 unbedingt an die Concha Espina locken wollte.
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