Kommentar

Ein schlechtes Jahr für den Anti-Madridismo

Das Anfang 2016 für tot erklärte Real Madrid schließt das Jahr mit drei Titeln und einer sensationellen Ungeschlagenen-Serie ab. Nicht nur Zinédine Zidane hat es seinen Kritikern gezeigt. REAL TOTAL-Redakteur Kerry Hau mit dem Fazit zum Jahresende.

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Gerard Julien/AFP/Getty Images
Ronaldo, Zidane und Co. ließen 2016 die Kritiker verstummen – Foto: Gerard Julien/AFP/Getty Images

Kein allzu schlechtes Jahr

2016 neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, an das sich unsereins nach erschreckend vielen negativen politischen und gesellschaftlichen Vorkommnissen nicht unbedingt freudestrahlend zurückerinnern wird. Wenn wir uns als Fans von Real Madrid aber nur die sportlichen Momente ins Gedächtnis rufen, war 2016 kein allzu schlechtes Jahr. Ganz im Gegenteil: Es hätte kaum besser verlaufen können. Und zeigte vielleicht besser als jemals zuvor, wie schnell sich in der Welt des Fußballs das Blatt doch wenden kann.

Im Januar kamen die Königlichen noch einer Lachnummer gleich, das Santiago Bernabéu ähnelte vor allem nach dem blamablen 0:4 im Clásico einer Ruine. Rafael Benítez ist ein exzellenter Fußball-Lehrer, war dem immensen Druck in Madrid einfach nicht gewachsen. Es braucht eben mehr als nur Fachwissen. Präsident Florentino Pérez tat nach der katastrophalen Hinrunde etwas mutiges, aber das einzig richtige: Er zeigte dem Nachfolger des schmerzlich vermissten Carlo Ancelotti die Tür und beförderte Castilla-Coach Zinédine Zidane zum Verantwortlichen der Profis. Einen ehemaligen Künstler und Helden. Einen Mann mit Charisma.

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Real siegt nicht immer brillant, aber siegt

Für mich als Zidane-Anbeter hätte es zum Fest der Heiligen Drei Könige kein schöneres Geschenk geben können. Klar, dieser Trainerwechsel rief viele Kritiker auf den Plan, die Zidane auf seinen Namen und seine Vorgeschichte reduzierten und ihm die nötige Klasse als Übungsleiter absprachen. Doch der Franzose ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er konzentrierte sich auf das Wesentliche, die Arbeit, und formte so eine für tot erklärte Ansammlung von Stars zu einer Einheit, die mental und körperlich im Stande war, Rückschläge wegzustecken. Gemeint sind das 0:1 gegen Atlético Madrid oder das 0:2 beim VfL Wolfsburg – die wohlgemerkt einzigen Niederlagen in den zwölf zurückliegenden Monaten. Grandios. Galaktisch.

Diese Bilanz hätte auch ich Zidane nicht zugetraut. Geschweige denn drei Titel, darunter la Undécima“. Sicherlich war auch ein bisschen Glück, aber vor allem Mut und Überzeugung nötig, um das zu schaffen. Real gewann unter Zidane bisher nicht immer brillant, aber gewann. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass mittlerweile das Team der große Star ist. Allein in dieser Saison haben 20 verschiedene Spieler getroffen. Zidane hält das Kollektiv bei Laune und stellt nach Leistung auf. Sogar die eigene Jugend bekommt eine Chance. Mehr als in Barcelona, wo sich fast schon ein bisschen Neid breitmacht.

Für uns Madridistas könnte es am Jahresende kaum eine größere Genugtuung geben, als die Zeitungen aus Katalonien aufzuschlagen und zu sehen, wie sich Barcas Hausblätter wegen Reals phänomenalem Lauf um Kopf und Kragen schreiben. Die SPORT hatte die Situation beim spanischen Rekordmeister im Februar beispielsweise noch mit dem Untergang der Titanic verglichen und den Karriere-Absturz Cristiano Ronaldos prophezeit. Und seit Beginn der neuen Saison nutzt sie jede Gelegenheit, um Reals Leistungen kleinzuschreiben und eine Weltfußballer-Kampagne pro Lionel Messi zu fahren. Alles vergeblich. 

In Madrid herrscht Friede, Freude, Eierkuchen. Die Legende wächst weiter. Und Ronaldo ist nicht nur Ballon-d’Or-Sieger, sondern auch Europameister. Von der Reduzierung der Transfersperre (sowie der Nettoschulden auf Null) ganz zu schweigen. 2016, ein schlechtes Jahr für die Konkurrenz und jeden Anti-Madridista. Zidane und seinem Team sollte trotzdem klar sein, dass sich in der Welt des Fußballs alles ganz schnell ändern kann und auch noch eine gute Rückrunde her muss, um das Hauptziel 33. Meisterschaft zu erfüllen. Auf ein mindestens genauso erfolgreiches 2017! Hala Madrid! 

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