
Özil einziger Stammspieler, sechs Canteranos dabei
MADRID. Wenn man 70 Minuten an einem Stück Holz nagt, kommt man vermutlich weiter als die Königlichen in jenem Zeitraum. Nicht nur, weil die elf Kontrahenten die robustesten Unterhosen trugen und sich teilweise zu überhartem Eingreifen entschieden, die Partie war einfach zäh. So nett Chefkoch José Mourinho die elf auf dem Platz mit gleich sechs Canteranos auch anrichtete – es schmeckte nicht so recht. Bis sich die, wie schon im Hinspiel, stark zusammengemicadote (es muss ja nicht immer „zusammengewürfelt“ sein) Truppe einspielte dauerte es einen Moment, doch dann folgte leider das Festbeißen. Stünde mit der Klassenfahrts-Gruppe aus Alcoy nicht ein Drittligist dem amtierenden spanischen Meister gegenüber, könnte man sagen, der Gegner habe exzellent verteidigt und Real hatte keinen Druck, zu gewinnen. Aber die Valencianos waren einfach in keinster Weise gewillt, sich abschießen zu lassen, hielten ihren Kasten bis in die angesprochene 70. Minute besenrein. Ein paar schmutzige Stellen gab es, dafür sorgten Varane nach einer Ecke, Callejón per Freistoß, Modric mit einigen Kapoera-Schüssen oder Denis Cheryshev, dessen Schuss aus wenigen Metern gerade noch von Murcia pariert wurde. Auch die vielen, ungeahndeten Fouls an Sturmspitze Morata in und außerhalb des heilig behüteten Strafraums rochen nicht immer nach einem süßen Frühlingsmorgen… Der einzige Stammspieler auf dem Platz, Mesut Özil, blieb blass. Es ist schade, dass es erst zwei weitere Stars brauchte, um zum verdienten und überfälligen Torerfolg zu kommen.
Doch bis zum 1:0 in der 71. Minute gibt es einiges festzuhalten: Die sehr ärgerliche Verletzung von Rechtsverteidiger und Kapitän Raúl Albiol nach 90 Sekunden, für ihn kam Fábio Coentrão zum eigentlich unerhofften Einsatz. Antonio Adán, nicht immer mit den haftstärksten Handschuhen, trug dank der Vereinszugehörigkeitsregelung die restlichen 88 Minuten die Binde. Der 17-jährige José Rodríguez – Debütant und Torschütze im Hinspiel – mimte heute den Essien: robust und solide scheute er keinen Zweikampf, selbst als sich die Gelbe Karte Foul um Foul dunkler färbte. Guter Junge! Luka Modric: viele, tolle, weite Zuckerpässe in die Spitze, tauchte aber im Verlauf des Spiels ab, schade. Der Fokus lag heute auch auf Denis Cheryshev, der in seinem ersten Pflichtspiel für Madrid auflief – der erste Russe überhaupt in Diensten Real Madrids. Er war bemüht, etwas nervös, tauschte auffällig oft die Seiten, sollte bei seinen zwei Chancen aber ohne Glück bleiben und ging nach 60 Minuten für Matchwinner Ángel Di María.
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Di María und Benzema beleben den Holzkick
Die Canteranos tobten sich also fleißig aus, doch nach einer Stunde hatte Mourinho Einsehen mit dem zähen Schauspiel im nur zur Hälfte gefüllten Bernabéu und warf seine Geheimwaffen auf den Platz: Mit Di María und Karim Benzema auf dem Platz nahm das Spiel spürbar an Fahrt auf, selbst auf den löchrigen Tribünen wurde es lauter! Erster Arbeitsbeleg des Offensiv-Duos: die Minute 71. Callejón startet bei einem Konter die Turbinen und legt vorm Strafraum auf den Franzosen ab, der seinen argentinischen Kollegen in den Strafraum schickte und „Ángelito“ verwandelte die schöne Kombination mit feinem Fuß ins lange Eck. Es folgten: ein knapper Schuss von Reals Nummer 9 und ein weiterer Lattenkracher des Argentiniers, ehe Özil den Grund für sein Aufstehen heute früh fand. Minute 89, der Deutsche holte zur Fußkunst aus, chippte den Ball durch die inzwischen in Unterzahl agierende blau-weiße Defensive und legte somit Callejóns ersten Treffer fabelhaft vor. Der Widerstand der Valencianos war längst gebrochen, das Ticket für die nächste Runde ohnehin schon im 4:1-Hinspiel gelöst, da klingelte es drei Minuten später erneut: Als würde er von bösen Wadenbeißern verfolgt, jagte Di María Freund und Feind davon, um dem Torschützen von vorhin den zweiten Treffer aufzulegen. 3:0 gegen einen Drittligisten klingt dann auch schon viel netter – der, äh, Di María sei Dank! Mal wieder zeigt sich: Wenn der Argentinier trifft, kann Madrid nur gewinnen. Auch wenn die Zeit ohne ihn wie ein zähes Stück Holz schmeckte… Bleibt zu hoffen, dass am Samstag im heiß erwarteten Duell des Dritten gegen den Zweiten (Real empfängt ab 22 Uhr den Stadtrivalen Atlético, LAOLA1.tv überträgt) das feinere Werkzeug ausgepackt wird. Cristiano Ronaldo wird mit den 90 Minuten heute vorerst genug Bank-Luft geschnuppert haben.
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