
Jugendfreund Semedo plaudert aus dem Nähkästchen
MADRID. So intime Einblicke bekommt man in das Leben des jugendlichen Cristiano Ronaldo nur selten gewährt. José Semedo, Zimmerkollege und bester Freund des Portugiesen an der Akademie von Sporting Lissabon, erzählt in seinem Buch „Warrior Spirit“ von der gemeinsamen Zeit in der Hauptstadt und lässt tief in die Seele des damals schon herausragenden Superstars blicken.
„Jeder bei Sporting wusste, dass er professionell Fußball spielen wird. Vielleicht haben wir uns nicht vorstellen können, dass er drei Mal den Ballon d’Or gewinnen wird, aber die Profikarriere war klar“, erklärt der Mittelfeldspieler, dass das unglaubliche Talent des 30-Jährigen bereits damals alle beeindruckt hat: „Seit er zehn Jahre alt war wurde er bei jedem Turnier zum besten Spieler gewählt.“ Darum spielte Ronaldo fast ausschließlich bei den älteren mit: „Nur wenn wir gegen Teams wie Benfica oder Porto spielten, lief er mit uns auf.“
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„Wir werden Fußballer, wir brauchen keine Schule!“
Neben dem täglichen Training stand in der portugiesischen Hauptstadt auch Schulbildung auf dem Programm. Für den heute bei Sheffield Wednesday in England unter Vertrag stehenden Semedo äußerst wichtig, da er aus einer armen Gegend der Stadt Setúbal stammt. Sein Zimmerkollege aus Madeira setzte andere Prioritäten. „Bleib hier und schlaf weiter“, murmelte Ronaldo regelmäßig aus dem Bett, als sich Semedo um 6:30 Uhr fertig machte: „Wir werden ohnehin Fußballer, wir brauchen keine Schule!“ Das führte dazu, dass CR7 meist erst gegen zehn Uhr Vormittags im Unterricht erschien.
Doch so viel Schulstunden der zweifache Champions-League-Sieger auch verpasste, glänzte er umso mehr auf zwischenmenschlicher Ebene. Als Semedo nach zwei Jahren sein Zimmer im Wohnheim verlassen musste, um zukünftig eine Stunde aus Setúbal zu pendeln, stellte sich Ronaldo quer: „Nein, wenn du das tust, werden wir uns nicht mehr sehen. Deine Gegend ist schwierig und ihr bekommt nicht viel Hilfe – sie müssen ein Extra-Bett ins Zimmer stellen. Du wirst hierbleiben und wir werden uns alles teilen.“
Auf die Frage, wie der heutige Real-Rekordtorschütze das anstellen will, tönte dieser gewohnt selbstbewusst: „Weil ich der beste Spieler hier bin. Sie müssen auf mich aufpassen, damit ich weiterhin so gut bleibe. Ich mag dich sehr und möchte dich nicht verlieren.“ Gesagt, getan: Nach einem Besuch beim Direktor erfüllte dieser den Wunsch. „Er hat mein Leben verändert“, denkt der 31-Jährige heute noch dankbar an die Tat zurück.
Ronaldo: Schon als Teenager nächtliche Extraschichten
In Folge wurden die beiden Teenager, die sich ab dem Zeitpunkt alles teilten, endgültig die dicksten Freunde. Angesichts der nicht immer leichten Situation im Leistungszentrum eine wichtige Stütze: „Es war in der Schule sehr schwer für Ronaldo, als er 14, 15 Jahre alt war. Jeder war eifersüchtig auf ihn wegen seinem Namen, da er Ronaldo genannt wurde, und außerdem weil er bereits in jeder Zeitung als bester U15-Spieler in Europa bezeichnet wurde – er war immer in den Nachrichten und alle Mädchen wollten ihn.“
Doch die besten Freunde hatten hauptsächlich Fußball im Kopf. Fast jede Nacht schlichen sie sich an den Sicherheitsmännern vorbei, um auf den leeren Plätzen Extraschichten zu absolvieren: „Wir sind vom Leben eines normalen Teenagers davongelaufen und haben jeden einzelnen Tag und die Nacht mit dem Ziel verbracht, stärker und besser auf dem Platz zu werden.“
Su mejor amigo. José Semedo nos cuenta el camino de @Cristiano para llegar a la élite: https://t.co/U31nNmbTRt pic.twitter.com/vs3G5qwS1q
— FIFA.com en español (@fifacom_es) 25. Januar 2016
„Ich spiele in Manchester, dann für Real Madrid“
Die harte Arbeit machte sich für beide bezahlt. Über Leihstationen und Umwege schaffte es Semedo in die englischen Championship und hört dort auf den Namen „Magic Semedo“. „Semy, ich bin stolz auf dich“, sagt Ronaldo noch heute: „Es gab auf der Akademie 50 oder 60 Spieler, von allen warst du der am wenigsten talentierteste und trotzdem haben es nur wir beide zum Profifußballer geschafft.“
Für Ronaldo erfüllte sich hingegen der Traum von der großen Bühne. Und das offenbar genauso, wie er es sich immer gewünscht hatte: „Er sagte immer: ‚Ich werde zuerst für Manchester United spielen und dann unterschreibe ich bei Real Madrid.‘ Wenn ich jetzt zurückdenke, hat sich alles genauso zugetragen. Cristiano schreibt eine unvergleichliche Geschichte in der Welt des Fußballs.“
Die Meinung von Semedo ist deswegen klar: „Ohne Zweifel ist er der beste Sportsmann auf dem Planeten. Wenn er spielt, sollte die Welt stoppen und zusehen. Und wenn er aufhört, werden wir weinen, weil wir ohne Spieler wie ihm sein werden. Er zeigt, dass im Fußball alles möglich ist. Er ist auf einem anderen Level.“
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