Reportage

Federico Valverde: Der Inbegriff des modernen Mittelfeldspielers

Federico Valverde darf man als eines der größten Talente im Weltfußball bezeichnen, wird aber nur bedingt als solches wahrgenommen. Was eigentlich verwundert, weil sein Potential enorm und sein Spielerprofil spektakulär ist. Neben Marco Asensio oder Mateo Kovačić könnte er das Real Madrid der Zukunft prägen.

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Valverde ist bereits Stammkraft für Uruguay – Foto: Daniel Duarte/AFP/Getty Images

Unter dem Radar

A CORUÑA/ MADRID. Spricht man über die mittelfristige Zukunft von Real Madrid, dann fallen Namen wie Marco Asensio, Mateo Kovačić, Marcos Llorente oder Daniel Ceballos, möglicherweise auch Martin Ødegaard oder Vinícius Júnior. Federico Valverde wird in solch einer Auflistung hingegen eher selten auftauchen. Was eigentlich verwundert, schließlich kann dieser trotz des zarten Alters von gerade einmal 19 Jahren bereits einen Meistertitel in Uruguay in seiner Vita aufweisen und wurde bei der U20-Weltmeisterschaft im Sommer 2017 mit dem silbernen Ball als zweitbester Spieler des Turniers ausgezeichnet, hat sich zudem bei seiner Leihstation Deportivo La Coruña ohne große Eingewöhnungszeit als Teil der ersten Elf etabliert. Außerdem ist „el Pájaro“ (der Kolibri) bereits vierfacher Nationalspieler Uruguays und könnte sogar als Stammspieler zur Weltmeisterschaft nach Russland reisen.

Genau genommen zählt der letztjährige Castilla-Akteur zu den talentiertesten und besten Spielern des Jahrgangs 1998 weltweit, wenngleich der Hype um seine Person in Europa bei Weitem nicht so groß ist wie in seiner Heimat und er deshalb auch in der Wahrnehmung vieler Madridistas ein wenig unter dem Radar zu laufen scheint. Sieht man Valverde jedoch Fußball spielen, ist er alles andere als unauffällig. Weil er extrem komplett daher kommt und quasi den Prototyp des Mittelfeldspielers der Zukunft darstellt, welcher nahezu jegliche Facetten des modernen Fußballs auf sich vereint.

Der Frühreife – bei Deportivo gesetzt

Dass Valverde in der Öffentlichkeit derart wenig Aufmerksamkeit erfährt, ist für einen jungen Spieler seines Kalibers eigentlich ungewöhnlich. In Zeiten der hoch gepriesener Jungstars, die oftmals zu großer Selbstinszenierung neigen, wirkt der Uruguayer fast ein bisschen wie ein Anti-Star. Diese Wahrnehmung rührt aber auch von der großen Reife, die das Nachwuchsjuwel auf wie neben dem Platz bereits an den Tag legt. Ebendiese Reife war auch der Hauptgrund, weshalb die Merengues den erst im Sommer 2016 nach Madrid gekommenen Jungstar nach nur einem Jahr in der Castilla – in welchem er vollends überzeugte – schon in die erste Liga nach A Coruña verliehen, wo er ebenso problemlos Fuß gefasst hat. Der Südamerikaner ist bei „Depor“ mehr oder weniger gesetzt, stand in 16 von 18 Partien auf dem Feld – und liefert regelmäßig Kostproben davon, welch schier unglaubliches Potential er eigentlich besitzt.

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Ein Hybrid aus Kroos und Kovačić

Versucht man den Spielertypen Valverde zu beschreiben, fällt es unheimlich schwer, Quervergleiche zu einzelnen Spielern herzustellen – weil er schlichtweg ein unheimlich großes Spektrum an herausragenden Fähigkeiten vorzuweisen hat. In seiner Heimat werden gerne einmal Vergleiche mit dessen großen Vorbild Toni Kroos bemüht, doch diese sind nur bedingt zutreffend. Vielmehr erscheint Valverde – auch wenn dies nun sehr große Erwartungen wecken mag – wie ein Hybrid aus Kroos und Mateo Kovačić.

Der gelernte zentrale Mittelfeldspieler verfügt über eine starkes, stabiles Passspiel und vermag es, durch alternierende Passlängen den Rhythmus im Aufbauspiel zu bestimmen oder durch präzise Verlagerungen seine Mitspieler in vorteilhafte Positionen zu bringen. Auch sein Positionsspiel und seine Spielintelligenz sind – besonders in Anbetracht seines Alters – enorm ausgeprägt, dank seiner guten Technik ist er zudem in der Lage, sich auch aus engen Situationen spielerisch zu lösen. „Fede“ überzeugt allerdings nicht nur als begnadeter Stratege, sondern auch als unheimlich dynamisch agierender Box-to-Box-Player. Dabei nutzt der Uruguayer seine enorme Übersetzung und prescht – ganz in Manier von Kovačić – aus der Tiefe nach vorne, durchbricht auf diese Weise oft die gegnerischen Linien. Da Reals Rohdiamant zudem noch ein gutes Auge für den letzten Pass besitzt und überdies aufgrund seiner Schussstärke auch noch jede Menge Torgefahr ausstrahlt, kann man ihn getrost als Spielertypen, wenn nicht sogar den Mittelfeld-Prototypen der Zukunft bezeichnen. Dank seiner Fähigkeiten kann er das Spiel von hinten aufbauen oder vorne zum Abschluss bringen, Valverde ist im wahrsten Sinne des Wortes überall auf dem Feld zu finden.

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Ihn jedoch auf eine feste Position festzunageln, ist schwierig, sowohl in der Castilla als auch bei Deportivo agierte Valverde mal auf der Sechs, mal auf der Acht oder sogar auf der Außenbahn. In Ballbesitz genießt der 19-Jährige bei den Galiziern unabhängig von seiner Position sowieso viele Freiheiten und darf seine Qualitäten dort einbringen, wo sie am nötigsten gebraucht werden – sei es als abkippender Aufbauspieler im Halbraum, zwischen den Linien als einrückender, unterstützender Außen oder eben auf dem Flügel.

Wird Valverde auf lange Sicht der Kroos-Ersatz?

Dieser Mix aus Flexibilität und überragenden Allround-Fähigkeiten machen Valverde ohne Zweifel zu einem der spannendsten Akteure in LaLiga – und mittel- bis langfristig somit auch für Real Madrid hochinteressant. Geht seine Entwicklung weiterhin so zügig vonstatten, könnte der Uruguayer sogar schneller als gedacht ein Thema für die erste Mannschaft werden. Möglicherweise hat man an der Concha Espina sogar bereits einen Masterplan im Hinterkopf, um den Rechtsfuß auf lange Sicht als Nachfolger von Toni Kroos aufzubauen und der Mannschaft somit einen weiteren, außergewöhnlichen Spielertypen hinzuzufügen. Sollte es Valverde jedenfalls gelingen, sein vorhandenes Potential bei Deportivo weiter zu entwickeln und konstant auf den Platz zu bringen, dürfte es nicht mehr lange dauern, dass auch er in den illustren Namenslisten bezüglich Real Madrids Zukunft seinen festen Platz findet.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Geht bei Fifa 18 Karieremodus ab wie sau auch RM.
 
Schöner Artikel. Wäre schön, wenn er sich weiter so prächtig entwickelt. Nur langsam haben wir zu viele Perspektivspieler, für zu wenig Plätze. Asensio, Ceballos, Llorente, Vallejo, Theo und jetzt auch noch Valverde.
 
Ich finde ihn sehr gut.. er muss nur noch lernen "sauberer" zu spielen, sprich seine Bewegungen und Pässe.
Ich finde er sollte nach der Saison die Vorbereitung mit den Profis absolvieren und dann würde ich ihn noch 1 Jahr ausleihen für Spielpraxis. Das würde ihm gut tun, denn er ist erst 19 und hat noch keine Eile.
Ich bin ein großer Fan solcher Spieler die das Spiel kontrollieren und verlagern können. Vorallem von diesen Schnitstellenpässen mit denen so einfach mal ne Abwehr ausschalten kannst. Man stelle sich vor er als 8er und Ödegaard als 10 die einen Kane oder Asensio oder Vinicius füttern. Die würden alles kaputt schießen was ihnen in die Quere kommt.
 

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