Vermischtes

Fitness-Guru Verheijen: Ødegaard wurde verheizt

Der niederländische Fitness-Guru und Fußballtrainer Raymond Verheijen sorgt mit einer Debatte zum Thema Übertraining von Nachwuchsspielern für Aufsehen. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen: Real Madrids Martin Ødegaard, der nach Ansicht des 44-Jährigen Opfer falscher Trainingspraktiken in den letzten Jahren wurde.

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Ødegaard wechselte bereits mit 16 Jahren zu Real – Foto: Manuel Queimadelos Alonso/Getty Images

Verheijen: Ødegaard war im permanenten Übertraining

MADRID. Es mag einfach keine Ruhe einkehren rund um Martin Ødegaard. Nachdem zuletzt das bereits als sicher geltende Leihgeschäft zum französischen Erstligisten Stade Rennes kurzfristig geplatzt war, da aufgrund der drohenden Transfersperre durch die FIFA ein Wechsel des noch minderjährigen Skandinaviers zu Komplikationen führen könnte, heizte nun der niederländische Fußballtrainer und Fitnessguru Raymond Verheijen eine heiße Debatte rund um das Thema Übertraining bei Nachwuchsspieler an, wobei er die Personalie des letztjährigen Castilla-Spielers explizit in den Mittelpunkt rückte.

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Der Niederländer veröffentlichte dabei diverse Tweets, in denen er den Umgang mit Ødegaard scharf kritisierte und durch die Blume erklärte, dass der Norweger die letzten Jahre verheizt wurde und sich im permanenten Übertraining befand, was zu einem bereits jetzt einsetzenden Leistungsabfall führen würde. „Ich freue mich auf meinen Trip nach Oslo in Norwegen diese Woche, aber es macht mich traurig zu sehen, wie die Karriere des norwegischen Top-Talents Martin Ødegaard den Bach runtergeht. Mit 15 wurde Martin Ødegaard als eines der größten Talente weltweit betrachtet, doch seine Entwicklung scheint sich im Alter von 17 Jahren zu verzögern. Das ist ein typisches Muster bei talentierten Spielern, die im jungen Alter bereits übertrainiert waren. Sie erreichen zu früh ihren Zenit und sind mit 20 bereits am Ende. Die Tatsache, dass Martin Ødegaard mit acht bis zehn Einheiten pro Woche als Kind total übertrainiert war, könnte der Grund sein, warum er mit 17 nur 1,76 Meter groß ist“, so die Fitnesstrainer-Koryphäe.

Mit Bezug auf eine von unter anderem ihm selbst durchgeführten Studie an allen 36 niederländischen Jugendakademien fügte Verheijen hinzu: „Es wurde wissenschaftflich bewiesen, dass Übertraining bei Jugendlichen dazu führt, dass sie keine Energie mehr zum Wachsen haben und so ein Wachstumsdefizit entwickeln.“ Seine Kritik am Umgang mit dem „skandinavischen Lionel Messi“ schloss der 44-Jährige mit folgenden Worten: „Trotz des Umstandes, dass er total übertrainiert war, schaffte Martin Ødegaard mit 15 Jahren den Schritt aus Norwegen zu Real Madrid. Oder in anderen Worten: Er war mit 15 Jahren TROTZ oder AUFGRUND von acht bis zehn Einheiten pro Woche ein Top-Talent. Und warum baut er dann bereits mit 17 Jahren ab? Hoffentlich lernen die kommenden Coaches von den Fehlern, die mit dem Top-Talent Martin Ødegaard gemacht wurden.

Die Debatte sollte im Mittelpunkt stehen – nicht Ødegaard

Harte Worte in Anbetracht der durchaus ordentlichen vergangenen Spielzeit des offensiven Mittelfeldspielers bei der Castilla (38 Einsätze, ein Tor, sieben Vorlagen), aufgrund derer die Verantwortlichen ihm in dieser Saison sogar den Sprung zu einem Erstligisten – der aktuell nur an der drohenden Transfersperre zu scheitern scheint – zutrauen würden. Zumal die These, dass sich die Karriere des begnadeten Technikers bereits auf dem absteigenden Ast befinden würde, doch etwas weit hergeholt scheint, auch wenn einige Punkte durchaus plausibel und zutreffend erscheinen. Losgelöst vom Fall Ødegaard sollte die von Verheijen losgetretene Debatte aber keineswegs unbeachtet bleiben, weist sie in Zeiten des Transfer- und Jugendwahns doch auf ein nicht unerhebliches Problem des Fußballgeschäfts hin. Sich dabei jetzt aber explizit auf den Spieler einzuschießen, wäre sicherlich der falsche Weg.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ach Verheijen. Ich bezweifle nicht, dass er sich mit vielen Aspekten gut auskennt, aber er hat halt schon nicht mehr alle Tassen im Schrank. Am häufigsten kritisiert er ja Wengers und Klopps Trainingsmethoden und da glaube ich auch, dass er da genügend Einblick haben könnte.

Wenn er aber eine Ahnung hat, wie damals ein 13-jähriger Norwegischer Junge trainiert hat, dann fress ich einen Besen. Solche Aussagen könnte er vielleicht treffen, wenn er ihn sportmedizinisch begleitet hätte, aber so ist das einfach eine billige Vermarktungstrategie seiner neuesten Studie.

Wie beurteilst du denn das ganze, Yannick?
 
Ach Verheijen. Ich bezweifle nicht, dass er sich mit vielen Aspekten gut auskennt, aber er hat halt schon nicht mehr alle Tassen im Schrank. Am häufigsten kritisiert er ja Wengers und Klopps Trainingsmethoden und da glaube ich auch, dass er da genügend Einblick haben könnte.

Wenn er aber eine Ahnung hat, wie damals ein 13-jähriger Norwegischer Junge trainiert hat, dann fress ich einen Besen. Solche Aussagen könnte er vielleicht treffen, wenn er ihn sportmedizinisch begleitet hätte, aber so ist das einfach eine billige Vermarktungstrategie seiner neuesten Studie.

Wie beurteilst du denn das ganze, Yannick?

Ich denke, dass es ihm eher darum geht, dass er ja bereits mit 15/16 bei den Profis gespielt bzw. trainiert hat. Schon möglich, dass das langfristig Auswirkungen auf den Körper hat, weil der Belastungssprung für dieses Alter einfach zu extrem ist. Das Thema Übertraining allgemein ist im Leistungssport präsenter als man denkt und wird auch ziemlich unterschätzt, speziell im Jugendbereich. Weglächeln sollte man das Thema also nicht, zumal die Studie ja nicht aus der Luft gegriffen ist. Vom absteigenden Ast zu sprechen, ist in meinen Augen dann aber doch zu viel des Guten.
 
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Wenn er aber eine Ahnung hat, wie damals ein 13-jähriger Norwegischer Junge trainiert hat, dann fress ich einen Besen. Solche Aussagen könnte er vielleicht treffen, wenn er ihn sportmedizinisch begleitet hätte, aber so ist das einfach eine billige Vermarktungstrategie seiner neuesten Studie.

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Es würde mich auch wundern, wenn er so genau über Ödegaards Trainingsmuster von vor 8 Jahren informiert wäre...

Ausserdem finde ich seine Aussagen nicht nur unangebracht, sondern schlichtweg widerlich. Wie kann man sich einerseits mit einer (wahrscheinlich durchaus interessanten) Studie über die riskanten und fragwürdigen Trainingspraktiken bei Kindern und Jugendlichen "aufregen" und dann gleichzeitig öffentlich ein solches Statement über einen 17(!)-Jährigen abgeben und so zu seiner sowieso schon viel zu hohen Medienpräsenz beitragen? Und das dann auch noch, um sich selbst zu vermarkten...

Einfach nur widerlich... (und verantwortungslos noch dazu!)
 
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Wenn er aber eine Ahnung hat, wie damals ein 13-jähriger Norwegischer Junge trainiert hat, dann fress ich einen Besen. Solche Aussagen könnte er vielleicht treffen, wenn er ihn sportmedizinisch begleitet hätte, aber so ist das einfach eine billige Vermarktungstrategie seiner neuesten Studie.

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Es würde mich auch wundern, wenn er so genau über Ödegaards Trainingsmuster von vor 8 Jahren informiert wäre...

Ausserdem finde ich seine Aussagen nicht nur unangebracht, sondern schlichtweg widerlich. Wie kann man sich einerseits mit einer (wahrscheinlich durchaus interessanten) Studie über die riskanten und fragwürdigen Trainingspraktiken bei Kindern und Jugendlichen "aufregen" und dann gleichzeitig öffentlich ein solches Statement über einen 17(!)-Jährigen abgeben und so zu seiner sowieso schon viel zu hohen Medienpräsenz beitragen? Und das dann auch noch, um sich selbst zu vermarkten...

Einfach nur widerlich... (und verantwortungslos noch dazu!)

Richtig, aus diesem Grund auch der letzte Absatz
 
Der gute Mann setzt angebliches Übertraining als Maßstab für Körperwachstum und Leistung an? Zum einen bezweifele ich, dass er bei den Trainingseinheiten der Castilla dabei ist - ich vermute er hat kein einziges gesehen. Zudem ist Martin Odegaard jetzt 17! Jahre alt. Ich finde er stagniert keineswegs, sondern hat insbesondere in der Vorbereitung durchaus gezeigt, dass er für die 8er oder 10er Position je nach System in den kommenden Jahren einer werden kann. Seine Passquote ist überragend, er ist unheimlich Antrittsschnell und muss letztlich lernen, wann man sich vom Ball lösen muss. Und da war der Schritt früh nach Spanien oder einem großen Verein nicht so verkehrt. Langsam aufbauen und dann mit 18/19 entweder selbst einsetzen oder verleihen mit Kaufoption wie Morata. Der Junge packt das. Und zu dem angeblichen Leistungsabfall im Vergleich zu seinem Alter von 15: wenn der gute Mann die Auftritte in Norwegen meint, wo er alle wie Slalomstangen stehen lässt und heute sieht das nicht mehr so aus - das liegt an der Qualität der Gegenspieler. Und da kann man nur froh sein, dass Ödegaard früh lernt, dass abspielen und schnelles Passspiel das A und O sind. Sonst gibt es in einer guten Liga nämlich auf die Knochen...
 
Als ob es einen großen Unterschied macht ob man mit 15 oder mit 17 regelmäßig bei den Profis trainiert.
Der Typ will meiner Meinung nach hauptsächlich sein Zeug verkaufen, denn auch wenn das etwas frühere Training im Vergleich zu anderen sich stärker auf die körperliche Entwicklung auswirkt ist es sicher nicht so das Ödegaard schon verheizt ist.
Dieses frühe Training gibt es in anderen Sportarten ( z.B. Olympia ) auch. Über diese Sinnhaftigkeit und deren Folgen kann man generell diskutieren aber zu sagen der ist verheizt weil er 2 Jahre früher damit angefangen hat ist doch Blödsinn.
Ich denke es haben sich einfach nach dem ganzen übertriebenem Hype um ihn einfach alle mehr von ihm erwartet als ein paar überragende Spiele in der Castilla.
Er hat sehr viel Talent aber ich finde es sehr sehr schade das Real ihn jetzt nicht an einen Erstligisten verliehen hat denn dann hätte er es allen mal auf Profiniveau zeigen können.
Ich hoffe er bekommt jetzt trotzdem genug Einsätze..
Das mit der vermutlich anstehenden Transfersperre zu argumentieren kann ich nicht richtig nachvollziehen denn verliehene Spieler darf man doch dann trotzdem zurück holen.?
Und wenn nicht hätte man ihn ja auch 2 oder eineinhalb Jahre ausleihen können das hätte ihm sicher viel weiter geholfen.
 

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