
Real Madrid: Pérez zu Gast bei „El Chiringuito“
MADRID. Er spricht wahrlich nicht oft. Aber wenn, dann wird es spannend. Etwas mehr als zwei Wochen nach dem Abschluss der mit dem Champions-League-Titel, der Meisterschaft und der Supercopa de España triumphalen Saison 2021/22 hat sich Florentino Pérez in der Nacht zu Donnerstag die Ehre gegeben und der spanischen Fußball-Talkshow „El Chiringuito“ einen Studio-Besuch abgestattet.
Der Präsident von Real Madrid sprach dort mit Moderator Josep Pedrerol in einem rund anderthalbstündigen Interview über die Themen, die den Kosmos der Königlichen bewegen. Allen voran über die große Aufruhr um die Absage von Kylian Mbappé und dessen Vertragsverlängerung bei Paris Saint-Germain.
REAL TOTAL hat die wichtigsten Aussagen des 75-Jährigen in der reichweitenstarken Fernsehsendung übersetzt.
„Das ist ein anderer Mbappé, das Ergebnis des Drucks“
Florentino Pérez über…
…die denkwürdige Saison: „Wir haben einen Champions-League-Titel gewonnen, an den wir uns unser ganzes Leben lang erinnern werden. Um erfolgreich zu sein, muss man sehr gute Fußballer haben. Die hatte Real Madrid immer. Es muss aber auch einiges zusammenkommen, was diese Saison so war: ein neuer Trainer, junge neue Spieler, eine Atmosphäre. Die Spieler von Real Madrid sind Madridistas – abgesehen davon, dass sie sehr gute Profis sind. Das merkt man auf dem Rasen.“
…Paris Saint-Germain als neuen Erzrivalen: „Nein. Wir wollen die Champions League gewinnen, mehr nicht. PSG ist nicht Real Madrids fußballerischer Erzfeind, überhaupt nicht. Auch nicht Chelsea, auch nicht City. Es sind alle Freunde, auf die wir treffen. Wir sind Sportsmänner und kommen mit allen klar.“
…die gescheiterte Verpflichtung von Kylian Mbappé: „Es ist sehr einfach zu erklären. Mbappé hat mich nicht betrogen, nein. Mbappé hat jedem vermittelt, dass es sein Wunsch und von kleinauf sein Traum ist, bei Real Madrid zu spielen. Das hat er öffentlich untermauert. Wir wollten den Transfer im vergangen August abwickeln, da war es nicht möglich. Sie haben ihn nicht ziehen lassen. PSG hat unser Angebot nicht akzeptiert, sie wollten ihn nicht verkaufen. Es ist viel Zeit vergangenen, er musste ein Jahr warten und hat immer bekräftigt, dass Real Madrid sein Traum ist. So haben wir das verstanden. 15 Tage zuvor hat sich die Situation dann verändert. Warum? Ich denke, er wurde unter Druck gesetzt – auf der einen Seite politisch, auf der anderen Seite denke ich auch wirtschaftlich. Es hat sich definitiv etwas verändert. Sie haben ihm angeboten, praktisch der Anführer nicht nur einer Mannschaft zu sein, sondern auch des Managements des Vereins. Wir haben uns gesagt: Das ist auch gar nicht der Mbappé, den wir gerne holen würden. Das ist ein anderer Mbappé, das Ergebnis des Drucks. Bei Real Madrid kann man ein Großer werden und seinen Staatspräsidenten so auch stolz machen. Ich weiß nicht, warum so etwas passiert, aber das wird ihn sicher sehr beeinflusst haben. Sehr! Wie Alfredo Di Stéfano es gesagt hat: Bei Real Madrid steht niemand über dem Klub. Er ist ein großartiger Fußballer, aber Fußball ist ein Mannschaftssport und wir haben Werte, die wir nicht verändern können und wollen.“
…möglichen Druck auf Mbappé von dessen Mutter: „Ich weiß es nicht, glaube es aber nicht, dass sie ihn dazu gedrängt hat, bei PSG zu bleiben. Ich denke, seine Mutter wollte, dass er zu Real Madrid wechselt, weil sie ja wusste, dass es von kleinauf sein Traum war. Ganz sicher. Ich habe nicht mit ihr gesprochen, aber uns wurde mitgeteilt, dass ihr es peinlich war. Wenn sich die Umstände ändern und jemand eine andere Entscheidung trifft, muss man das respektieren. Er ist nicht gekommen, weil er es am Ende nicht wollte.“
Mbappé sagt Real Madrid ab: Vorvertrag „war nicht möglich“
…den nicht abgeschlossenen Vorvertrag mit Mbappé: „Das war nicht möglich. Du musst den Klub informieren, dass du mit einem Spieler in Verhandlungen gehst. Das hätte ihn sehr gestört, daher war es das vernünftigste, auf das Saisonende zu warten. PSG hätte es öffentlich gemacht, dass er mit Real Madrid verhandelt. Das wäre ein zusätzlicher Druck gewesen. Es wurde nicht gemacht, um Mbappé nicht zu schaden.“
…die Wut etlicher Madridistas auf Mbappé: „Sie sind etwas enttäuscht. Aber ich sage: Der Mbappé, der hier eigentlich hätte herkommen sollen, ist nicht der, mit dem ich es letztlich zu tun hatte. Wenn das so ist, bevorzuge ich es, dass er bei PSG bleibt. Der Mbappé, den ich wollte, ist der, den ich kennenlernte, der diesen Traum hatte.“
…die womöglich jetzt zerschlagene Option, dass Mbappé jemals nach Madrid kommt: „Das habe ich nicht gesagt. Jetzt nicht, denn dieser Mbappé ist nicht mein Mbappé. Ich habe nichts gegen ihn, aber ich habe an den träumerischen Mbappé geglaubt. Träume kann man manchmal wegen externer Dinge nicht erfüllen. Sein Traum war es von kleinauf, zu Real Madrid zu kommen. Ohne Zweifel.“
…Mbappés Absage: „Er hat mir eine Nachricht geschickt und ich habe ihm darauf geantwortet. Ich habe schon bemerkt, dass es nicht der Mbappé ist, der zuvor kommen wollte. Ich habe ihm alles Gute gewünscht, in dem Moment hat er mich aber schon nicht mehr interessiert. Kein Spieler steht über Real Madrid. Es ist ein Mannschaftssport – einer für alle, nicht alle für einen.“
„Holen Haaland nicht, damit er sich auf die Bank setzt“
…die ebenfalls nicht gelungene Verpflichtung von Erling Haaland: „Das hatte nichts mit Mbappé zu tun. Wir haben den besten Mittelstürmer der Welt und der ist im Moment nicht mit Haaland kompatibel. Er ist ein ausgezeichneter Spieler. Wir holen Haaland nicht, damit er sich auf die Bank setzt. Benzema ist ein Phänomen. Ob Haaland eine Klausel für in zwei Jahren hat, weiß ich nicht. Ich habe das gelesen, aber niemand hat es bestätigt. Wir haben ein größeres Interesse daran, die neue Mannschaft zu bilden, was wir mit den jüngeren Spielern ziemlich gut machen.“
…ein mögliches Engagement von Zinédine Zidane bei PSG: „Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Ich habe ihn immer sagen hören, dass er ein Mann von Real Madrid – er ist eine Legende, wir mögen ihn sehr – und der französischen Nationalmannschaft ist. Aber es könnte ja sein, dass er seine Ansicht ändert.“
…Carlo Ancelotti: „Er hat wirklich eine gute Arbeit geleistet. Einen Kader mit 25 Spielern zu führen, ist sehr schwer. Die Atmosphäre war diese Saison sehr gut. Es war eine Saison zum Einrahmen. Die Behauptungen, wonach wir Glück gehabt hätten, sind absurd.“
…Vinícius Júnior: „Wir werden versuchen, mit ihm so schnell wie möglich den Vertrag zu verlängern. Wir sind dran, ein Problem gibt es nicht. Er ist hier glücklich, ist hier ein Mann geworden. Niemand will Vinícius verkaufen. Ich denke, Vinícius wird den Ballon d‘Or sicher gewinnen, da habe ich keine Zweifel. Ebenso wie Benzema. Real Madrid ist der ideale Ort für große Spieler. Ich denke, der nächste, der glänzen wird, ist Rodrygo.“
…Aurelién Tchouaméni: „Ihn wollte PSG, Liverpool und Real Madrid haben, soweit ich weiß. Das ist normal.“
…den abgewanderten Gareth Bale: „Bale ist einer der großen Spieler gewesen, die Real Madrid hatte. Man erinnere sich nicht nur an Kiew, sondern an Valencia, an Lissabon… Er ist ein spektakulärer Spieler. Ich habe ihn sehr gemocht, denn er hat uns sehr geholfen.“
Real Madrid – Boss Pérez: Super League „weiterhin am Leben“
…die Super League: „Sie ist weiterhin am Leben, natürlich. Wir stehen in Luxemburg vor Gericht und bald treffen die Parteien aufeinander. Dann wird man sich dazu äußern. Wir kämpfen um unser Recht, Wettbewerbe unter uns und gemeinsam mit der UEFA zu organisieren. Unserer Ansicht nach ist die UEFA ein Monopol, ein Regulator.“
…einen möglichen Ausschluss von Real aus der Champions League wegen der Super League: „Diese Angst hatten wir nie. Das wurde am Anfang gesagt, aber nein…“
…die nun offizielle Klage, die LaLiga und deren Präsident Javier Tebas gegen PSG und Manchester City wegen Verstöße gegen das Financial Fairplay eingereicht hat: „Ich weiß nicht, warum er das macht. Tebas unterstützt Real Madrid nicht, ich fühle mich von Tebas nicht unterstützt, sondern geschädigt.“
…den umstrittenen CVC-Deal: „Er ist mit Sicherheit illegal. Er verstößt gegen ein Gesetz. Wir Klubs treten unsere Fernsehrechte an die Liga ab, aber nur zur Kommerzialisierung – für ein Konkurrenzbieten und für drei Jahre. Und da herrscht weder ein Wettbieten noch sind es drei Jahre. Warum die anderen Klubs unterschrieben haben, weiß ich nicht. Weil sie Geld brauchten, die Situation nach der Pandemie war schwer. Man muss das aber legal lösen. Dass man uns die audiovisuellen Rechte für 50 Jahre entziehen will, verstehen wir nicht. Uns bleibt nichts anderes übrig als vor Gericht zu ziehen.“
…Real-Generaldirektor José Ángel Sánchez: „Er ist zusammen mit mir seit 2000 hier. Ich muss sagen: Er ist der beste Manager im Fußball, den ich je in meinem Leben gesehen habe und den es geben wird, denke ich.“
…einen möglichen Transfer von Robert Lewandowski zum FC Barcelona: „Ich denke, Barcelona kann ihn definitiv verpflichten. Ablösefrei ist er nicht, er spielt bei Bayern München. Er ist sehr gut.“
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