Vermischtes

FOOTBALL LEAKS: Ronaldo unterschlug 150 Mio. Werbeeinnahmen

Cristiano Ronaldo ist in das Visier der spanischen Finanzbehörden geraten. Laut Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform FOOTBALL LEAKS schleuste der Portugiese seit 2009 rund 150 Millionen Euro Werbeeinnahmen am spanischen Fiskus vorbei. Untersuchungen sollen nun Aufschluss über die Legalität dieser Aktivitäten geben.

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Cristiano Ronaldo Real Madrid
Cristiano Ronaldo steht Ärger ins Haus – Foto: Matthias Hangst/Getty Images

Der Vorwurf: CR7 versteuerte 150 Millionen nicht

HAMBURG. FOOTBALL LEAKS hat wieder zugeschlagen. Diesmal im Zentrum der Enthüllungen: Cristiano Ronaldo. Doch handelt es sich bei den neuesten Offenlegungen nicht um exklusive Vertragsinhalte oder Gehaltszahlungen des Portugiesen, sondern um Dokumente, die beweisen sollen, dass der dreifache Weltfußballer seit 2009, also dem Jahr, als er bei Real Madrid anheuerte, insgesamt zirka 150 Millionen Euro an Werbeeinnahmen am spanischen Fiskus vorbeigeschleust und unterschlagen hat. Die Enthüllungsplattform ließ in diesem Zusammenhang dem europäischen Recherchenetzwerk EIC (European Investigative Collaborations), welchem auch das deutsche Magazin DER SPIEGEL angehört, einen Datensatz mit Spielerverträgen und Geheimdokumenten aus dem Profifußball im Umfang von 1,9 Terabyte zukommen, welchen das Netzwerk in den letzten Monaten umfassend auswertete.

Aus diesen Dokumenten gehe unter anderem hervor, dass Ronaldo im Winter 2008 seine Bildrechte an die Firma Tollin Associates Ltd., eine Briefkastenfirma mit Sitz auf den britischen Jungferninseln, abtrat. Im Gegenzug standen Ronaldo bis 2015 jegliche Einnahmen von Tollin – abgesehen von kleinen Abzügen – zu. Heißt: Jegliche Werbeeinnahmen von CR7 flossen direkt in die Karibik, wo null Prozent, also keinerlei Steuern auf das eingegangene Geld entrichtet werden mussten. Um große Firmen wie Nike, die äußerst ungerne ihre Gelder in Steueroasen wie die britischen Jungferninseln überweisen, nicht abzuschrecken, bediente sich Ronaldo, respektive dessen Management um Jorge Mendes, folgender Taktik: Die Rechte wurden an zwei weitere Briefkastenfirmen – MIM und Polaris – mit Sitz im irischen Dublin weitergegeben und die Honorare an ebendiese überwiesen, wodurch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden: Die großen Konzerne waren ruhig gestellt, da das Geld in ein EU-Land floss, andererseits liegt der Firmensteuersatz in Irland lediglich bei 12,5 Prozent, wodurch eine Menge Steuern eingespart wurden. Zum Vergleich: In Spanien beläuft sich selbiger Steuersatz auf 24 Prozent. So wanderten laut den Dokumenten von Football Leaks zwischen 2009 und 2014 insgesamt rund 72 Millionen Euro entweder direkt oder über Umwege auf die Konten der Tollins Associates Ltd. und somit mehr oder weniger direkt auf das Konto des dreifachen Champions-League-Siegers.

Da der Vertrag mit Tollin 2014 auslief, war Ronaldo gezwungen, die Einnahmen in seiner Steuererklärung zu deklarieren, gab anstatt der vollständigen Summe jedoch nur 11,5 Millionen Euro an. In diesem Falle machte sich der Europameister die sogenannte „Lex Beckham“ zu Nutzen, ein 2004 in Spanien eingeführtes Gesetz, welches hochqualifizierte Fachkräfte, also neben Sportlern auch Wissenschaftler und Manager aus dem Ausland, auf die iberische Halbinsel locken sollte. Neben dem Umstand, dass ausländische Spieler, die zuvor zehn Jahre nicht in Spanien gelebt hatten, lediglich 24,75 Prozent Steuern (statt der üblichen 50 Prozent bei Spitzengehältern) auf jegliche Einnahmen innerhalb Spaniens zahlen mussten, blieben Einnahmen aus dem Ausland sogar steuerbefreit. Zwar wurde das Gesetz im Jahre 2010 von der Regierung wieder gekippt, allerdings wurde allen Spielern, die bis 2009 auf die iberische Halbinsel gezogen waren, eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2015 gewährt. Da Ronaldo seine Einnahmen über Bildrechte in jenem Zeitraum nur zu 20 Prozent aus Spanien bezog, musste er also auch nur jene 11,5 Millionen Euro angeben, welche mit einem Steuersatz von 24 Prozent besteuert wurden (entspricht zirka 2,75 Millionen Euro).

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Der Trick: Zukünftige Werbeeinnahmen schon verkauft

Noch eine Stufe perfider verfuhr Reals Nummer 7 laut der Vorwürfe mit seinen Bildrechten für die Jahre 2015 bis 2020. Weil die „Lex Beckham“ zum 1. Januar 2015 bekanntlich auslief und fortan jegliche Einnahmen mit dem Spitzensteuersatz von 50 Prozent besteuert wurden, fand man Ende 2014 eine Möglichkeit, die zukünftigen Einkünfte noch in die Steuererklärung für das Jahr 2014 zu „pressen“. Die Bildrechte wurden noch im Dezember auf einen Schlag an die beiden Briefkastenfirmen Arnel und Adifore, hinter denen Valencia-Eigentümer Peter Lim steht und deren Sitz sich ebenfalls auf den britischen Jungferninseln befindet, für 75 Millionen verkauft und konnten somit noch unter den Einnahmen für selbiges Kalenderjahr verbucht werden. Da auch in diesem Fall lediglich 11,25 Millionen für die spanischen Bildrechte fällig wurden, betrug der entrichtete Steuerbetrag auch in diesem Fall nur 2,7 Millionen. Also: Trickreich ja, aber möglicherweise noch legal, wenn auch moralisch fragwürdig.

Insgesamt zahlte Ronaldo bei kumuliert zirka 150 Millionen Euro Werbeeinnahmen also nur ungefähr fünf Millionen Euro an Steuern. Die Beurteilung, ob das vom Portugiesen angewandte Gebahren nun rechtmäßig war oder nicht, liegt nun in den Händen der ermittelnden Finanzbehörden. Dies scheint den Aussagen der ermittelnden Journalisten zufolge wohl auch die Intention hinter den Veröffentlichungen zu sein: (Steuer)Rechtliche Grauzonen aufzudecken und die Behörden auf entsprechende Ungereimtheiten hinzuweisen, wobei die Frage nach der Legalität dieser Vorgehensweisen weiterhin offen ist. Ronaldos beratende Agenur GestiFute veröffentlichte bereits eine Stellungnahme, wonach der portugiesische Nationalspieler stets seinen steuerlichen Pflichten nachgekommen wäre. Abgesehen von der Frage nach der Legalität dieser Geschäfte stellt sich unvermeidlich aber auch die nach der Moral – und diese scheint nach jetzigem Stand der Dinge nicht zwangsläufig gegeben.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Die Überschrift ist übelstes Clickbait.

1. Es geht nicht um strafbare Steuerhinterziehung (siehe Messi, der ein verurteilter Steuerhinterzieher ist), sondern um legale Steueroptimierung.
2. Wenn die Summe überhaupt stimmt, geht es um 150 Mio. € zu versteuerende Einnahmen und nicht um 150 Mio. € nicht bezahlte Steuern. Und diese Einnahmen wurden in anderen Ländern versteuert. Z.B. Bildrechte über eine Firma in Irland.

Gestifute, CR's Management hat ein Dokument der spanischen Steuerbehörde veröffentlicht, das bestätigt dass Cristiano in Spanien allen steuerlichen Anforderungen Genüge getan hat.
http://gestifute.com/1445-2/?lang=en

Ob es moralisch in Ordnung ist, Einnahmen in steuer"freundliche" Länder zu verschieben, wo extrem wenig Steuern darauf anfallen, ist eine andere Frage.
M.E. muss das bei Großverdienern wie CR und anderen nicht sein. Die könnten es sich gut leisten, alles im Wohnsitzland zu versteuern.
Spanien hat natürlich einen extrem hohe Einkommensteuer bei großen Einkommen (52%) und die zahlt CR ja auch.
Aber es wird eben durch Verschiebung anderer Einkommensarten ins günstigere Ausland gespart.
M.E. müssten die Gesetzgeber in den Ländern da endlich mal was ändern, dass es nicht mehr so viele legale Schlupflöcher gibt.
 
Denke viele hier sehen das viel zu oberflächlich!

Ronaldo ist keine einzelne Person, sondern ein ganzes Unternehmen und jedes Unternehmen nutzt alle Möglichkeiten um so wenig wie möglich Steuern zu zahlen. Gelder werden hier durch den Verein Real Madrid, aber auch durch Werbeeinnahmen mit den Sponsoren, Nike,TAG Heuer, Poker Stars, Sacoor, Samsung, den portgiesischen Telekommunikationsunternehmen usw eingenommen. Dazu kommen seine Eigenmarken in den Bereichen Hotel, Kleidung, Parfum usw. Bebeutet, dass die Einnahmen von verschiedenen Unternehmen, aber auch von verschiedenen Ländern kommen. So jetzt ist die Frage der Steuerzahlung. In Deutschland zahlt man beispielsweise seine Steuern am Wohnort wo man gemeldet ist, wie ist es in Spanien bzw. den anderen Ländern wo das Geld herkommt (Beispiel Nike, USA)? Wo muss man versteuern (Ort), wer versteuert (Einzelperson Ronaldo oder Unternehmen Ronaldo, alles offene Fragetsellungen. Somit braucht man natürlich einen Steuerberater der alles mögliche tut um so viel Steuern zu sparen wie möglich.

Wenn alles so wie oben beschrieben getan wurde und dieses legal ist finde ich das äußerst gut gemacht, guter Steuerberater. Er hat 2,7 Millionen Euro Steuern bezahlt, soviel wie wohl keine von uns hier im Forum. Das dies natürlich für sein Gehalt wenig ist mag ja moralisch fragwürdig sein aber die Frage die für mich interessant ist, ist einzig und allein ob er illegalerweise falsche Angaben gemacht hat bzw. Angaben verschwiegen oder ob er auf der anderen Seite nur alle ihm möglichen legalen Mittel genutzt hat um so wenig wie möglich Steuern zu zahlen. Wenn zweitgenanntes eintrifft ist es völlig in Ordnung, ich würde es auch so machen!

PS: mit Messi kann man das nicht vergleichen. Der eine ist ein verurteilter Straftäter, der anderen hat in erster Linie nur alle möglichen Schlupflöcher genutzt um Steuern zu sparen (solange nichts anderes bekannt ist), das sind zwei verschiedene Dinge!
 

Bin absolut bei Dir, nur eine Kleinigkeit:
180 Stunden Woche????
Eine 24/7 Woche hat nur 168 h...!?

@JT7
Wenn Du schon i-Tüpfelchenreiterei betreiben willst, dann mach' es wenigstens richtig: in der Überschrift steht "unterschlug XY WERBEEINNAHMEN" - nicht Steuern!
Das auf Einnahmen eine 100 %-ige Steuerquote existiert wird nie behauptet und es sollte auch jedem klar sein, dass Einnahmen nicht gleich zu setzen sind mit Steuern...
Das Einzige was ich gelten lassen könnte ist, dass er sie nicht wirklich "unterschlagen" hat, sondern nur sehr niedrig versteuert.
Einnahmen kann man nicht unterschlagen. Da diese der Person/Unternehmen die es erwirtschaftet hat zustehen. Zu zahlende Steuern für die Einnahmen können wiederum schon unterschlagen werden. Die Überschrift erweckt den Eindruck das Ronaldo habe 150 Mio Euro steuern nicht gezahlt. Ist ja auch kein Vorwurf an Real Total sondern an Football Leaks, da die diese Headline raushauen. Aber vielleicht sehe ich das auch zu kleinlich, da mich im allgemeinen diese ständigen Sensationsüberschriften nerven.
 

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