Frag’ den Redakteur

Frag’ den Redakteur: Super-League-Debatte und Endrick-Transfer

Frag' den Redakteur ist zurück! REAL TOTAL-Redakteur David Paasche nimmt Stellung zur Super-League-Debatte, ordnet den jüngst verkündeten Endrick-Transfer ein und gibt einen Einblick in das Innenleben der REAL TOTAL-Redaktion.

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Pérez, Endrick
Real-Präsident Florentino Pérez gibt in Madrid nicht nur mit der Endrick-Verpflichtung die Richtung vor, er stellt derzeit auch die Weichen für die Zukunft der Merengues – Fotos: imago

Frage von realm: Was hält das REAL TOTAL-Team vom Endrick-Transfer und was wird bezüglich eines Back-Up-Stürmers bis 2024 erwartet? Wer wird nach Mariano kommen, dessen Vertrag wohl nicht verlängert wird?

Antwort David Paasche: Wir im Team sind der Meinung (Yannick hat das sehr gut auf den Punkt gebracht), dass derartige Transfers durch die Situation rund um die Stadionerneuerung fast alternativlos sind und einem wiederkehrenden Muster entsprechend, sind die ganz dicken Summen momentan eben nicht zu stemmen (wobei sich im Falle von Mbappé eine Ausnahme vermutlich gerechnet hätte).

Zudem gibt die Erfahrungen der letzten Transferperioden Pérez und Co. ja Recht, wenn man beispielsweise an Rodrygo oder Vinícius denkt. Und selbst die, die nicht wirklich gezündet haben, haben sich größtenteils finanziell rentiert (siehe Ødegaard). Wirkliche Flops gab es kaum. Nils bekräftigt zudem immer wieder, dass er großes Vertrauen in Chefscout Juni Calafat hat. Und das gilt für mich ebenso. Zwar habe ich auch nicht viel mehr als die meisten Madridistas von Endrick gesehen. Das Potenzial scheint aber wirklich immens zu sein.

Kurzum: Die aktuelle Strategie, junge Top-Talente oder ablösefreie Top-Spieler à la Alaba oder Rüdiger zu verpflichten, sehe ich als situationsangemessen und daher optimal an. Mit Blick auf die Position des Backup-Stürmers denken wir, dass ein Spieler vom Kaliber Edin Džeko oder Edinson Cavani verpflichtet werden sollte (und wird), den man jederzeit reinwerfen kann. Und der auch von der Bank Tore garantiert. Denn Benzema wird gesetzt bleiben.

Frage von Zizou05: Nach den jüngsten Entwicklungen (Juve-Skandal, Gerichtsurteil, welches die Monopolstellung der UEFA rechtfertigt) kann man sagen, dass sich die Super-League-Pläne in Luft aufgelöst haben. Ist zu erwarten, dass Pérez nun diesbezüglich einen Rückzieher macht (eventuell sogar inklusive öffentlicher Stellungnahme)?

Antwort David Paasche: Rückzieher? Niemals. Das passt nicht zu Pérez’ Naturell und Persönlichkeit. Bernd Reichelt hielt sich zuletzt ja auch noch vorsichtig optimistisch beziehungsweise diplomatisch. Generell steht die Super League sicher unter keinem guten Stern. Aber einerseits besteht noch vertragliches Verhältnis zwischen den zwölf Klubs, andererseits ist Pérez hartnäckig. Und: Verbände wie die FIFA oder UEFA ernten zurzeit immer mehr Kritik aufgrund (aus Fan- und meiner Sicht) fragwürdiger Reformen, die vor allem auf mehr Macht und Einnahmen abzielen. Aber klar: Juve hat natürlich nicht geholfen bei diesem gigantischen Unterfangen.

Frage von ivanrealmadrid: Wie sieht es für Real Madrid (Pérez) bezüglich einer Strafe aus wegen der Intention, in einer Super League zu spielen? Muss man Angst haben, dass wir mehrere Jahre gesperrt werden? Und: Würde das Pérez den Kopf kosten, da er es ja im Alleingang entschied?

Antwort David Paasche: Puh, das ist eine sehr komplexe Frage, die ich/wir auch nicht mit Bestimmtheit beantworten kann/können. Generell denke ich, dass eine Strafe zwar nicht ausgeschlossen ist, die UEFA aber nicht wirklich auf Klubs wie Real, Barcelona oder Juve verzichten kann (auch wenn Juve derzeit taumelt). Das Problem ist, dass zu Beginn der SL-Initiative einige Fehler gemacht worden sind, wie Reichelt zuletzt ausgeführt hat. Diese Fehler verkomplizieren die Situation natürlich enorm. In welche Richtung sich die Situation entwickelt, werden vermutlich erst weitere juristische Auseinandersetzungen offenbaren.

Dass Pérez vom Hof gejagt wird, kann ich mir nicht vorstellen. Pérez ist zwar nicht Real Madrid, er lebt diesen Klub jedoch mit jeder Faser seines Körpers. Das weiß der Madridismo zu schätzen.

Frage von 4rch0: Wie siehst du die Einbindung von Solari in den Verein und dessen neuen Aufgabenbereiche respektive Tätigkeiten? Hat man da schon etwas Einsicht, wie sich das entwickeln soll beziehungsweise in welche Richtung es geht (Macht, Verteilung, …)?

Antwort David Paasche: Puh, auch das ist schwierig zu beurteilen. Wir verstehen ihn als eine Art Schnittstelle oder (möglichen) Übergangstrainer ohne klare Zuordnung (was bei 13 Teams beziehungsweise über 200 Spielern de facto auch unmöglich ist). Zum jetzigen Zeitpunkt scheint seine Rolle aber (zumindest nach außen) wenig stark definiert. Er ist ja im Prinzip auch ein „Mann des Klubs“, sprich sehr loyal und dem Willen des Vereins Folge leistend.

Frage von Misidjana: Was hält das Team von Alberto Toril? Ist das nicht seltsam, wenn ein Trainer von Real Madrid sich nach einer entscheidenden Niederlage vor die Reporter stellt und sagt: „War schön, unter den Top 16 zu sein“?

Antwort David Paasche: Was diese Aussage betrifft, musste ich den Joker (Nils) ziehen. Wir verstehen die Aussage so, dass die Qualifikation für die Gruppenphase (nach den schwierigen, aber erfolgreichen Playoffs) zum jetzigen Zeitpunkt der Mannschaftsentwicklung schon als Erfolg zu werten ist. In der Hammer-Gruppe ist ein Ausscheiden sicherlich ärgerlich, aber nicht unbedingt ein Rückschlag. Wir sehen diesen eher als Möglichkeit, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ganz generell sehen wir Toril als einen absoluten Fußballfachmann, der mehr „Fußball lehren“ kann als Vorgänger Aznar. Und: Er kennt den Klub ziemlich gut – daher werden sich weitere Erfolge sicher einstellen.

Frage von Sino_19: Welchen Trainer würdet ihr euch nach Ancelotti wünschen? Je nach Ausgang der Saison (aber spätestens 2024 wird er ja gehen). Was haltet ihr von Xabi Alonso? Oder wie wär’s, Raúl zu befördern – eventuell mit einem Guti als Assistenten? Denkt ihr, es wäre möglich, Scaloni zu holen (eine Niederlage in 40 Spielen)?

Antwort David Paasche: Interessante Gedankenspiele! Ich denke, dass es in der aktuellen Situationen keinen besseren Trainer als Ancelotti gibt. Auch wenn der sportliche Erfolg in der letzten Saison nahezu maximal war, befindet sich der Kader im Umbruch. Hinzu kommt das Riesen-Projekt Bernabéu. Daher gehe ich stark davon aus, dass Ancelotti seinen Vertrag bei einem „normalen“ (nicht katastrophalen) Ausgang der Saison in jedem Fall erfüllen wird.

Was danach passiert, hängt sicherlich auch vom Markt ab. Ich denke, dass die Personalie Pochettino immer noch durch Madrid geistert und eine realistische Option ist. Ich persönlich würde mir aber eine Ikone des Klubs wünschen, die den Verein in- und auswendig kennt und seine Werte lebt. Dieses Modell kann funktionieren, wie „Zizou“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Ich würde es begrüßen, dass sich der Kandidat anderswo bereits bewiesen hat. Daher wäre Xabi für mich vorstellbar und (als Fußballromantiker) auch ein großer Wunsch. Ob Scaloni auch in einem Klub funktioniert, kann ich nicht final einschätzen. Ich würde immer einen Trainer, der Klub-Fußball-Erfahrung hat, bevorzugen. Und eines Tages wird auch der geduldige Raúl seine Chance erhalten.

Frage von Blackbeardsm: Denkst du, dass Camavinga nach der Leistung bei der WM eine Alternative als Linksverteidiger darstellen könnte? Und: Welchen Transfer findest du wahrscheinlicher – Bellingham oder Enzo Fernández?

Antwort David Paasche: Eine Alternative ist er theoretisch sicherlich. In meinen Augen ist Camavinga aber eines der größten Versprechen im zentralen Mittelfeld: Athletisch, dynamisch, mit einem überragenden Fuß und einem tollen Auge gesegnet. Zudem hat er das Potenzial, auch selbst einige Tore beizusteuern (wenngleich ihm die Tor-Gier eines Valverde sicher abgeht).

Wie viel Einfluss er auf ein Spiel nehmen kann, haben die Minuten im WM-Finale angedeutet. Camavinga kann die Statik eines Spiels entscheidend ändern (wie auch die CL-Saison 2021/22 gezeigt hat). Und das deutlich effektiver aus dem Mittelfeld.

Ob Real das Geld für einen Bellingham ausgeben kann und will, hängt vermutlich von vielen Faktoren ab (Abgänge und damit verbundene Transfererlöse, Kroos’ und Modrićs Zukunft, Entwicklung von Camavinga, Valverde und Tchouaméni). Fernández dürfte günstiger zu haben sein. Mein Gefühl sagt mir, dass Bellingham zumindest zunächst eher in England landen wird. Außerdem hoffe und glaube ich, dass „VTC“ die Zukunft im Mittelfeld der Blancos gehört und daher eher ein Backup-, Rotationsspieler oder Perspektivspieler à la Fernández verpflichtet wird (wenngleich es nicht zwangsläufig der Argentinier sein muss).

Frage von Los_Merengues: Ich erlaube mir mal wieder eine etwas persönlichere Frage. Wie gefällt dir die Arbeit als Redakteur bei REAL TOTAL? Wie bist du dazu gekommen und wie ist die Arbeit mit Nils und dem Team? Wie gefällt dir die Community? Und: Gibt es auch Dinge, die dir weniger gefallen?

Und in Bezug auf den Verein: Wie siehst du mittelfristig die Vereinsführung von Real? Es ist schwierig, sich ein Real ohne Pérez vorzustellen, dennoch wird er am Ende der aktuellen Amtszeit 78 sein. Denkst du, er wird noch einmal kandidieren? Wer könnten mögliche Nachfolger sein und was wünscht du dir von einem möglichen zukünftigen Präsidenten?

Antwort David Paasche: Sehr gern! Ich habe neben meinem Studium bereits für eine Lokalzeitung geschrieben und brenne aufgrund meiner Vorfahren seit jeher für den Klub und die Stadt. Daher habe ich mich bei Nils beworben und vorgestellt. Ich arbeite zudem auch selbst als Trainer (ich habe vor sieben Jahren die B-Lizenz absolviert und lege nun zeitnah wohl die A-Lizenz nach) und analysiere daher auch sehr gern Stärken und Schwächen der Blancos oder der Gegner vor wichtigen Spielen.

Die Arbeit mit Nils und dem Team könnte besser kaum sein. Nils ist total authentisch, klar in seiner Kommunikation, immer erreichbar und gibt tolles, hilfreiches Feedback. Er ist nahbar, versprüht Freude an der Arbeit – und steckt uns damit an. Aber auch der Rest des Teams ist super, auch wenn der Kontakt zu Nils logischerweise intensiver ist. Jeder hilft dem anderen, gibt seine/ihre Expertise ab – und liefert zudem immer wieder (auch für mich) sehr interessanten Content. Kurzum: Ich fühle mich im REAL TOTAL-Universum wohl.

Das liegt natürlich nicht nur am Team, sondern auch an der Community. Ich schätze den Austausch und euren Input. Zudem denke ich oft: „Okay, kann man auch so sehen“, wenn jemand aus der Community eine andere Perspektive einnimmt. Das ist ein absoluter Mehrwert! Ich mag lediglich nicht, wenn eine fachlich andere Meinung oder Einschätzung zu einem Angriff auf persönlicher Ebene führt. Das passiert aber nur selten und ist nicht zu ändern. Dass wir nicht unfehlbar sind (in meinem Fall alles andere als das), ist mir sehr bewusst.

Was Pérez betrifft, denke ich, dass das Bernabéu und die Super League die letzten großen Projekte sind, die er sich in den Kopf gesetzt hat. Diese will er realisieren und als (neben Bernabéu) wichtigster Real-Präsident in die Geschichte eingehen. Daher wage ich hier keine Prognose. Vieles hängt sicher davon ab, ob die Marke Real Madrid noch stärker gefestigt wird (und somit auch von den Entwicklungen rund um das System des europäischen Klubfußballs).

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