
Frühe Real-Führung lässt Spiel ermüden
ISTANBUL. Hexenkessel, die Hölle von Istanbul, das lauteste Stadion der Welt – viel wurde im Rahmen des Champions-League-Viertelfinals zwischen Real Madrid und Galatasaray Istanbul über die Festung am Bosporus gesprochen. Eine Festung, in der heißblütige, leidenschaftliche und nimmermüde Anhänger Gala-Fans regieren und in der in dieser Saison selbst ein Manchester United schon dran hat glauben müssen! Und als nächstes fast sogar Real Madrid…
Doch der Reihe nach: Erneut, und eigentlich ja auch wie erwartet, schickte José Mourinho Diego López als Torwart ins Rennen, Iker Casillas blieb nur der Platz auf der Bank. Vor dem 31-jährigen, heute übrigens der einzige Spanier in der Startelf, verteidigte wie schon im Hinspiel Michaël Essien hinten rechts, daneben Raphaël Varane, Pepe und Fábio Coentrão. Auf den Sechserpositionen agierten Sami Khedira und Luka Modric, in der Offensive sollten Ángel Di María, Mesut Özil, Cristiano Ronaldo und Gonzalo Higuaín in vorderster Front für Wirbel sorgen.
Und das taten sie! Nachdem Gastgeber Galatasaray in den Anfangsminuten mutig nach vorne spielte, die Blancos immer wieder unter Druck setzte und demnach auch sofort die gut 50.000 Fans im Rücken hatte, tat Real Madrid das, was der Auftrag des Abend war: Ein Tor schießen und sämtlichen Gala-Hoffnungen an ein Wunder ein jähes Ende zu setzen. 8. Minute: Die Merengues stürmen in Form von Spielgestalter Mesut Özil durch die Mitte, der Mann mit der 10 dringt in den Strafraum ein und spielt Richtung Grundlinie, wo Sami Khedira kurz den Kopf hob, mit dem rechten Fuß hinein gab und Superstar Cristiano Ronaldo im Zentrum in Höhe des ersten Pfostens vollstreckte. Das zehnte Champions-League-Tor für den 28-Jährigen, die dritte Vorlage von Mittelfeldmotor Khedira in der laufenden Saison in der Königsklasse.
Gala schwach – erster Torschuss nach 37 Minuten
Die Führung der Spanier bedeutete zugleich, dass Galatasaray nun deren fünf (!) Tore benötigen würde, um ins Halbfinale einzuziehen. Doch man wusste: Fünf Gala-Treffer gegen dieses Real Madrid sind so gut wie unmöglich. Der Glaube bei der Mannschaft von Fatih Terim verflog, die Intensität im Spiel ganz genauso. Die Partie plätscherte nur noch vor sich hin, die Blancos taten nur das Nötigste, die Löwen in Minute 37 mit ihrem ersten Torschuss im Spiel durch Sneijder, sonst viel zu harmlos – aber war Halbzeitansprachen nicht alles bewirken können!
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Seitenwechsel – und: Gala mit wahnsinniger Aufholjagd
Fatih Terim fand in den Katakomben die richtigen Worte, pushte sein Team, das war schon von Beginn der zweiten Hälfte erkennbar. Mit jeder Möglichkeit oder Torannäherung wurde Gala mutiger, fand besser ins Spiel und auch die scheinbar in Durchgang eins eingeschlafenen Fans, so still war es in der Arena schon, auf den Rängen riefen wieder Spitzenleistungen ab. Belohnt wurden die Bemühungen schon nach 13 gespielten Minuten im zweiten Abschnitt. 58. Spielminute: Wesley Sneijder dringt vom linken Flügel in den Strafraum ein, legt flach zurück auf die rechte Seite, wo Emmanuel Eboué angerauscht kam und herrlich in den linken Giebel verwandelte – der Ausgleich! Doppelt bitter, da Ronaldo nur kurz zuvor eine dicke, dicke Chance zum 2:0 aus Sicht Madrids hat liegen lassen.
Gala schaltete einen Gang höher, trat noch mal kräftiger aufs Gaspedal. Reals Defensivverbund machte nicht den allersichersten Eindruck und musste gleich die nächste bittere Pille schlucken! Sneijder spitzelte sich links vor dem Real-Sechzehner den Ball rechts an Varane vorbei, ging selbst links am 19-Jährigen vorbei, tauchte frei vor López auf und ließ sich die Chance fortan nicht mehr nehmen! Der Niederländer verwandelte, Gala hatte das Spiel gedreht! 2:1 für die Hausherren in Minute 71. Doch damit nicht genug: So verrückt dieser Abend bis hier hin schon war, ging er noch verrückter weiter. Denn nur 60 Sekunden später (!) trafen die Türken erneut! Gute Hereingabe von rechts, Didier Drogba lässt das Leder nach Drehung und per Hacke Weltklasse im Netz zappeln. 3:1 für Gala, spätestens JETZT war Real in der Hölle angekommen! Nur noch zwei Tore und die Rot-Gelben stünden im Halbfinale der Champions League!
Real-Stars in der Hölle angekommen
In den letzten 17 Minuten war aus Real-Sicht einzig und allein eines angesagt: bangen, bangen und nochmals bangen. José Mourinho reagierte prompt, nahm Offensivmann Özil vom Feld und brachte mit Raúl Albiol einen Innenverteidiger (82.). Wenige Momente zuvor traf Drogba zum vierten Mal für Gala, doch Gott sei Dank entschied der Linienrichter auf Abseits – zurecht! Irgendwie retteten die Königlichen sich über die Zeit, trafen in der 93. Minute sogar noch in Form von Cristiano Ronaldo, sein bereits elftes CL-Saisontor. Ebenfalls in der Nachspielzeit eine unfassbar unnötige Aktion von Álvaro Arbeloa, der nach 30 Minuten für den verletzten Michaël Essien ins Spiel kam: Nachdem er aufgrund eines Foulspiels Gelb sah, zeigte der Verteidiger dem Unparteiischen den Vogel und flog mit Gelb-Rot vom Platz! Das Halbfinale, das am Freitag ausgelost wird, beginnt also ohne die Nummer 17. Was für eine Achterbahnfahrt in der Türk Telekom Arena! Am Ende heißt es: Mit Ach und Krach ins Halbfinale – wer hätte das gedacht?
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