Spielbericht

Glücklose Blancos finden keine Mittel gegen furchtloses Xàtiva

Nach zuletzt vier Siegen und 18 geschossenen Toren setzte es heute einen herbe Enttäuschung für die königliche, wenn auch personalgeschwächte Offensivmaschinerie. Im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Copa del Rey kam der spanische Rekordmeister nicht über ein 0:0 beim defensiv bombensicheren und furchtlos aufspielenden Drittligisten aus Xàtiva hinaus.

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Karim Benzema ist nach Real Madrids 0:0 in Xàtiva enttäuscht
Enttäuschung angesichts des eigenen Unvermögens: Karim Benzema

Underdog mit überragendem „Spiel des Lebens“

XÀTIVA. Wer erwartete, Real Madrid würde zum Auftakt in die Copa-del-Rey-Serie 2013/14 beim Drittligisten Olímpic Xàtiva aufräumen, wie Miley Cyrus‘ Abrissbirne, sollte sich täuschen. Stattdessen besaßen die 90 Minuten im auf 6.000 Zuschauerplätze hoch getunten Campo de Futbol La Murta eher eine einschläfernde Wirkung. Das Losglück des Underdogs aus der Segunda División B, der sich auf das größte Spiel der Vereinsgeschichte freute, setzte so einige Kräfte frei – mit Einsatz, Mut und einer aus der dritten Liga bekannten, wackelfesten Defensiv-Ordnung hielten die Valencianos den spanischen Rekordmeister über die volle Distanz im Zaum.

Dafür, dass die Elf um den durchweg grimmig dreinblickenden Carlo Ancelotti so sehr den Erwartungen hinterher hinkte, lassen sich die eine oder andere Entschuldigung finden: von Kunstrasen über Rückspiel bis zu den Ausfällen, wie zum Beispiel Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und kurzfristig auch Gareth Bale. Dass der Italiener in seiner im Vergleich zum 4:0-Erfolg über Villarreal bis auf vier Positionen komplett umgekrempelt Startelf nicht nur mit sieben Canteranos, sondern auch neun Spanier (das erste Mal seit 2004) aufwartete, jedoch eigentlich nicht. Doch statt der königlichen Mischung aus viel jungem, aber auch viel erfahrenem Blut, gehörten die Anfangsminuten den erwartet heißblütigen Hausherren. Wirkliche Torchancen Xàtivas blieben zwar durchgehend aus, doch die Art und Weise, wie furchtlos der Drittligist den Kampf mit dem großen Real Madrid annahm, beeindruckte. Ein physischer Einbruch war den Lungen und Beinen der nicht-Professionellen ebenfalls kaum anzumerken. Und Madrid? Fand im ersten Durchgang kaum statt – zwar mit mehr Anteilen und von Xàtiva eingeladen, das Spiel zu gestalten, aber bis auf einen Casemiro-Kopfball und ein Di-María-Schüsschen aus der Ferne gab es wenig zu vermelden. Es mangelte an den einfachsten Dingen: Laufbereitschaft, Entgegenkommen im Passspiel, sich anbieten. Auf dem fremden Geläuf taten sich die Gäste sehr schwer, war der Ball ein Mal in der Luft, kamen die selbstbewussten Gastgeber meist ran. Auch was die Körpersprache anging, konnte meist nur ein Álvaro Arbeloa (heute wieder ein grund-solider Linksverteidiger) zeigen, dass er des Wappens auf seiner Brust würdig ist – da ging unter den königlichen Jungspunden der Kopf nach einem verlorenen Zweikampf oder versprungenen Ball noch viel zu oft nach unten.

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Madrid wird offensiver, aber geht nicht „All In“

Carlo Ancelotti konnte nicht zufrieden sein – ließ aber ausgerechnet eben jenen glühendsten Madridista, Arbeloa, in der Halbzeit in der Kabine. Der 54-Jährige wollte sich mit diesem 0:0-Pausenstand nicht begnügen. Zwar ließ er seine Spieler anfangs bewusst geduldig und risikoarm aufspielen, um gar nicht erst die Gefahr auf ein neues „Alcorconazo“ einzugehen, doch sah man in den zweiten 45 Minuten nicht nur mehr Offensivbestreben, sondern auch gefühlt zehn Mal mehr Torgelegenheiten. Marcelo kam und machte das Spiel direkt variabler – die ganze Mannschaft spielte im zweiten Durchgang attraktiver, hielt physisch im Zweikampf besser dagegen. Plötzlich hatte Isco nicht nur bei seinen Kunststückchen Erfolg, auch die Pässe des Spielmachers kamen an. Ein Tor sollte an diesem (für die Stadt im Osten Spaniens) glorreichen Abend jedoch nicht fallen. Karim Benzema (kam für den total blassen Ángel Di María), Jesé Rodríguez, Álvaro Morata und Isco selbst – sie alle sollten noch zu reichlich, teilweise aussichtsreichen Torgelegenheiten kommen, aber die Mannschaft, die ohnehin seit sieben Pflichtspielen ohne Gegentore und ohne Niederlage auskam, hielt stand! Da halfen den Madrilenen auch die 18 Tore aus den letzten vier Partien im Rücken nicht – zwar  stürmten sie, aber ohne Erfolg. Dabei bewegten sich die Valencianos nicht mal in für nicht-Favoriten bekannten Grauzonen, wie beispielsweise mittels unfairer Spielunterbrechungen oder mangelnden Einsatz der Balljungen. Madrid fehlten Durchschlagskraft, Glück und der letzte Wille. Gut, „All In“ sind die Merengues nie wirklich gegangen – die Absicherung nach hinten hatte immer Priorität, sodass auch Iker Casillas sich seine Aktionen schon suchen musste, um nicht mit einer Erkältung nach Hause zu fahren – aber ein 0:0 bei einem Verein, der mit einem Jahresbudget von 400.000 Euro auskommt?

Noch nie sind sich der spanische Rekordmeister und Xàtiva, das den Großteil seiner 71-jährigen Geschichte nicht in der dritten, sondern der vierten spanischen Liga verbrachte, begegnet – in der Hauptstadt wird man jedoch vermutlich froh sein, wenn es beim Rückspiel am 18. Dezember (21:30 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) bei vorerst zwei Aufeinandertreffen bleiben wird. Von einer Blamage kann heute nicht ganz die Rede sein, auch wenn dieses 0:0 (Madrid im Pokal das erste Mal torlos seit dem 6. Januar 2011, einem 0:2 gegen Levante) sich anfühlt, wie ein ganz langsam abgezogenes Pflaster – eine Blamage wäre einzig eine Niederlage, im Rückspiel noch mehr, denn heute. Aber zuvor tritt Madrid am 10. Dezember in Kopenhagen zum letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase an (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker), dann wieder in einer anderen Welt ohne Kunstrasen, ohne Trikottausch in der Halbzeitpause und ohne Heizpilze in der Umkleidekabine und wieder mit Ausnahmekönnern, wie Alonso, Bale oder Ronaldo.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum Pokal-Sechzehntelfinalhinspiel in Xàtiva
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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