
Das Bernabéu wird wieder zum Schauplatz
MADRID. Sonntag, 1. März 2020 gegen 23 Uhr: Mateu Lahoz pfeift im Estadio Santiago Bernabéu das Kräftemessen zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona in der Primera División ab. Und just in diesem Moment brandelt nochmals ein Jubel auf, Jubel über den errungenen 2:0-Erfolg gegen den ewigen Rivalen aus Katalonien. Danach sollte es in dem Fußballtempel, der mehr als 80.000 Menschen einen Platz bietet, auf den Tribünen aber ruhig werden. Sehr ruhig sogar.
Das grassierende Coronavirus war damals bereits ein globales Thema gewesen, wenngleich es erst in den Folgewochen zu der pandemischen Lage kommen sollte, die bis zum heutigen Tage andauert. Der Fußball wurde unterbrochen, nachdem die Königlichen auswärts noch ein weiteres Pflichtspiel bestritten hatten – 1:2-Niederlage bei Real Betis –, in Spanien ging es dann Mitte Juni weiter.
Bedingt durch COVID-19 und den sicherheitshalber damit verbundenen Spielen ohne Zuschauer vor Ort und somit vor leeren Rängen fand Real im Estadio Alfredo Di Stéfano eine neue Heimat in einer eigenartigen Zeit. Das Bernabéu wurde vorerst verlassen, da der dort sichtlich mehr und mehr fortschreitende Umbau einfach nicht unnötig gestört werden sollte.
Ein Kapitel, das jetzt sein Ende genommen hat. Nach satten anderthalb Jahren respektive 560 Tagen kehrt die Mannschaft in ihr heiliges Wohnzimmer zurück, da Fans auf den Rängen zumindest zum Teil wieder gestattet sind. 20.000 bis 30.000 Zuschauer sollen vor Ort sein, wenn die Blancos am Sonntag Celta Vigo zur vierten LaLiga-Begegnung der Saison empfangen (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN). Eine offizielle Zahl zu dem maximalen Ticket-Kontingent gibt es bis dato nicht.

Das Bernabéu ist zurück! Bis vor wenigen Tagen konnten sich auf der Spielfläche noch Baumaschinen austoben, jetzt wo der Rasen zurück ist, sind die Spieler an der Reihe. Zurück sind dagegen viele Tribünen im Unterrang noch nicht – sie wurden für die Bauarbeiten abgerissen und werden aktuell noch von blauen Planen abgedeckt.
Foto: REAL TOTAL

Rasen? Check. Was fehlt noch? Tore! Aber aus dem legendären “Torfall von Madrid” haben die Blancos längst gelernt.
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Geschäftiges Treiben auf der Haupttribüne: Die Ersatzbänke haben noch keine Stühle, auch auf der darüber liegenden VIP-Tribüne fehlen noch Sitzgelegenheiten und etwas weiter oben hat die Pressetribüne eine neue – vermutlich provisorische – Überdachung erhalten.
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Wie viele Tribünen im Unterrang musste auch die “Grada” den Bauarbeiten weichen – die für ihren 90-minütigen Support bekannten Fans haben also vorerst keinen zentralen Platz.
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Schon weiter als erwartet: Das neue Dach – über dem Spielfeld wird es sogar verschließbar sein – bietet einigen Fans schon wieder Schutz vor möglichem Regen.
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Wo auf der östlichen Seite einst zwei Türme standen, unter anderem für Spielerfrauen oder verletzte Akteure, stehen aktuell nur zwei gigantische Pfeiler, um die neue Dachkonstruktion zu halten.
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Hier geht’s in den Underground! Unter dem Bernabéu entsteht nicht etwa eine Parallelgesellschaft, sondern das Tiefregal-Lager für den ausfahrbaren Rasen. Zuletzt klaffte eine riesige Grube auf der Spielfläche, diese wurde mit einer Platte abgedeckt, sodass unter Tage weiter an dem Rasen-Lager gearbeitet werden kann, sodass in ferner Zukunft auch Events wie Konzerte, Tennis oder Basketball während der Saison im Bernabéu stattfinden können.
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Ja, hier wurde gearbeitet. Nicht nur außen rund um das Bernabéu liegt viel Staub, auch im Innenbereich scheint lange nicht mehr gewischt oder zumindest sehr viel gearbeitet worden zu sein.
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Was die Kamera nicht sieht: Unter und hinter den Tribünen sieht es noch mehr nach Baustelle aus als im sichtbaren TV-Bereich.
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Das waren mal VIP-Boxen. Wer jetzt da drin wäre, bekäme Frischluft inklusive, muss sich nur gut festhalten…
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Das erste von garantiert sehr vielen Malen: David Alaba ist erstmals auf der Anzeigetafel zu sehen.
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In den Innenbereich des Stadions kommt man durch die Stadion-Tour. Allerdings ist die Tour Bernabéu aktuell stark eingeschränkt.
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Während der Trophäenraum, der eigentliche Teil des Museums, noch normal zugänglich ist, gilt das für Spielerkabinen, Spielfeldrand und so weiter logischerweise nicht.
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Auch für die spektakuläre Installation der 13 Europapokale ist aktuell kein Platz, sodass diese nur in einer einfachen Vitrine stehen.
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Omnipräsent: Videos zum Umbau des Bernabéus.
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Weil die Stadiontour aktuell so eingeschränkt ist, kostet sie aktuell auch nur die Hälfte: Für Besitzer der Madridista-Karte beispielsweise 12 statt 24 Euro.
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Bedeutungsvolle Worte: „Es gab einfachere Wege, das beste Stadion zu haben, aber wir … wir bleiben Zuhause!“
Während andere Top-Klubs mit ihren Stadien aus der Stadt rausziehen (beispielsweise Bayern oder Atlético) ist Real Madrid stolz drauf, mitten in der Innenstadt zu bleiben – auch wenn das nicht nur mehr Aufwand, sondern auch mehr Kosten bedeutet.
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Ganz klar: Florentino Pérez setzt sich mit diesem Projekt nicht nur ein eigenes Denkmal, sondern sich endgültig auf eine Stufe mit dem legendären Santiago Bernabéu Yeste. Zwei Zitate dazu:
Bernabéu (1943): „Meine Herren, wir brauchen ein besseres Stadion und werden es machen!“
Pérez (2019): „Wir werden das beste Stadion der Welt haben.“
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Spannende Statistiken! So wird das umgebaute Bernabéu beispielsweise genauso viel Stahl haben wie der Eiffelturm: 7,3 Millionen Tonnen!
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Und: Die Betonmasse (57.545 Kubikmeter) entspricht der gleichen Masse an Wasser, die der See im Retiro-Park hat.
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Die Tour endet – logisch – im Fanshop. Fotos dazu wie auch zum Außenbereich gibt es in unserer zweiten Galerie.
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„Es wird ein besonderer Tag“
Klar ist derweil: Die Real-Stars fiebern der Wiedervereinigung mit ihren Anhängern im Pflichtspiel-Rahmen entgegen. 31 Partien im eigenen Stadion liegen hinter ihnen, in denen sie auf diese Unterstützung verzichten mussten. „Es wird ein besonderer Tag, unsere Fans wieder im Santiago Bernabéu treffen zu können“, gab etwa Rodrygo seine Freude über das, was den Madridismo am Sonntag erwartet, via Twitter zum Ausdruck.
Federico Valverde sieht vor allem in Sachen Emotionalität und Motivation einen Vorteil darin, mehr oder weniger wieder zur Normalität zurückzukehren. „Ich sage immer, dass dir die Leute einen Impuls geben, wenn das Spiel schwierig verläuft und es bei dir nicht so funktioniert. Dieser Atem von jedem Einzelnen im Stadion gibt dir die Energie, um weiter zu kämpfen, um um einen weiteren Ball zu laufen oder um bis zur letzten Minute zu fighten. Dass die Fans gegen Celta zurückkehren, ist eine Freude für uns in der Mannschaft. Wir werden es sehr genießen und versuchen, den Fans einen Sieg zu bescheren“, sagte der Uruguayer gegenüber Realmadrid TV.
„Alle im Team haben große Lust“
Casemiro pflichtete seinem Mittelfeldpartner bei: „Das Schönste am Fußball, abgesehen von Titeln, ist es, die Fans zu spüren. Wenn sie es mit dir feiern, wenn du triffst, einen Ball eroberst. Wir errichten gerade das schönste Stadion der Welt. Die Fans sollen es genießen und uns unterstützen. Sie sind sehr wichtig für uns und mit ihnen sind wir noch stärker. Wir haben große Lust, sie wieder zu sehen, sie zu grüßen, ihnen wieder näher zu sein.“
Thibaut Courtois wird den Madridistas als Schlussmann während der 90 Minuten besonders nahe sein. „Es ist schön, im Bernabéu zu spielen. Es fast anderthalb Jahre nicht getan zu haben, ist hart, denn die Fans helfen uns dabei, Spiele zu gewinnen“, so der Belgier. „Alle im Team haben große Lust, sie gegen Celta wieder zu sehen“, machte auch er deutlich, dass es sich nicht um irgendein austauschbares Spiel handelt. Es ist das große Comeback – das des Bernabéu, das des lebendigen Madridismo.
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