Interview

„In den schlechten Momenten hätten wir geeinter sein sollen“

Zum Abschied von den Königlichen stand Innenverteidigungs-Routinier Ricardo Carvalho dem Sportblatt MARCA Rede und Antwort. In Teil eins erzählte der 35-Jährige, der zur neuen Saison für den neureichen französischen Ligue-1-Aufsteiger AS Monaco auflaufen wird, von den drei Jahren in Spaniens Hauptstadt, den schönen und schlechten Momenten, sowie die zurückliegende Spielzeit, mit der keiner zufrieden ist – auch Carvalho nicht.

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Ricardo Carvalho
Ricardo Carvalho hat die zurückliegende Spielzeit nicht wirklich zugesagt

„Als wir stärker hätten sein müssen, waren wir es nicht“

PORTO. Dass Ricardo Carvalho nach der Sommerpause 2012 noch mal nach Madrid zurückkommen und eine weitere Saison bei den Blancos miterleben würde, haben vor gut zwölf Monaten nur wenige gedacht – selbst José Mourinho samt dessen Trainerstab ging von einem Abgang des Reservisten aus. „Wir haben ehrlich gesagt gedacht, dass Ricardo gehen würde“, verriet „the Special One“ im Herbst letzten Jahres.

„Jeder sagte, dass ich nicht gut drauf sei, dass ich 34 Jahre alt sei. Ich habe mit Mourinho von Angesicht zu Angesicht gesprochen. Er dachte, es sei für mich besser zu gehen, weil ich in meiner Karriere immer gespielt habe. Ich habe das respektiert, wusste aber auch, dass ich noch etwas beitragen kann und ich früher oder später spielen würde, erzählte der mittlerweile 35 Jahre alte Routinier von den damaligen Beweggründen für einen Verbleib in Madrid. Hart auf hart hätte sich Carvalho diese eine Saison jedoch sparen können – weder Liga noch Pokal und Champions League wurden gewonnen, der Portugiese selbst durfte auch nur magere 16 Partien bestreiten, war nach Sergio Ramos, Raphaël Varane, Pepe und Raúl Albiol so etwas wie das fünfte Rad am Wagen. Carvalho über das abgelaufene Spieljahr: „Im Team haben wir gespürt, dass wir das Jahr nicht gut beenden würden. Als wir stärker hätten sein müssen, waren wir es nicht. Wenn man verliert, herrscht keine Freude. Dieses Jahr war schwierig. Wenn gewonnen wird, ist alles einfacher. Aber wenn nicht, muss man noch enger zusammenrücken und stärker sein. In diesem Jahr waren wir da ein wenig geteilt. Als Mannschaft hätten wir stärker auftreten sollen, vor allem in den schlechten Zeiten.“

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„Mit Real Madrid ist ein Traum wahr geworden“

Apropos schlechte Zeiten: So sonderlich gut lief es für den Champions-League-Sieger von 2004 eigentlich nur in der ersten Saison 2010/11, ehe Carvalho im September 2011 eine hartnäckige Knieverletzung heimsuchte, die ihn vier Monate außer Gefecht setzte. Der Stammplatz im Abwehrzentrum war futsch, bis heute verteidigt Sergio Ramos dort. Da liegt es nahe, dass der Rechtsfuß nun erklärte: „Meine schlechtesten Erinnerungen an Madrid sind ohne Zweifel die Verletzungen. Fit zu sein und dann gestoppt zu werden und Beschwerden zu haben, ist mit 33 Jahren ziemlich hart. Der Pokalsieg und mein erstes Spiel im Bernabéu, bei dem ich sogar ein Tor geschossen habe, sind hingegen meine besten Erinnerungen als Spieler von Real Madrid. Und an der Cibeles zu feiern ist etwas, das man nicht in Worte fassen kann. Das bleibt mir in Erinnerung.“

Was für den Neu-Monegassen wohl aber sicher genauso ein Highlight gewesen sein wird: Die Vertragsunterzeichnung bei den Königlichen. Sich überhaupt als Spieler von Real Madrid bezeichnen zu können, habe Carvalho sehr glücklich gemacht. „Es war etwas, was ich immer wollte! Damit ist ein Traum wahr geworden. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern, aber 2004 stand ein Wechsel nach Madrid bereits im Raum, es war ein Thema. Ich habe mich darauf gefreut. Bevor ich zu Chelsea ging, hat Florentino (Pérez; d. Red.) mit Pinto da Costa gesprochen und Figo rief mich an. Ich wollte wirklich kommen, aber der Vorschlag war zu dünn. Trotzdem kann ich nicht traurig sein, weil ich es dann bei Chelsea sehr genossen habe“, meinte der Abwehrmann.

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„In Jahr eins fühlte ich mich so, als wäre ich auf dem Mond“

Zu welchem Klub sich der 75-fache Nationalspieler Portugals wohl am meisten hingezogen fühlt, wenn man das im Herbst der Karriere bereits sagen kann? Heimat-Verein FC Porto mal ausgenommen. „Unterschiedlich. In den letzten beiden Jahren in Madrid, mit den Verletzungen, war ich sehr traurig, dass ich nicht spielen konnte. Bei Chelsea ging es mir immer gut. Es war anders, ich habe mich besser und schneller erholt. In meiner ersten Saison in Madrid habe ich mich so gefühlt, als wäre ich auf dem Mond. Nach Madrid zu gehen, war für mich eine Herausforderung, die ich gebraucht habe“, teilte Carvalho mit.

Daher sei er im Herzen genauso ein Madridista wie ein „Blue“. Es kommt nicht selten vor, dass Vereine Fußballern mit der Zeit ans Herz wachsen. Nicht anders bei Carvalho. „Meine Heimat ist Porto. Der Klub, bei dem ich aufgewachsen bin. Chelsea ist etwas Besonderes, da war ich sehr glücklich. Real Madrid lässt dich denken, dass du bei den Größten bist. Man spürt, dass es nichts Besseres gibt. Mein erstes Jahr hat sich angefühlt wie das beste meiner Karriere“, schwärmte 1,82 Metern-Mann und stellte passend dazu abschließend klar: „Ich werde die Spiele von Real Madrid immer beobachten und mitfiebern!“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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