
Die Ausgangslage
MADRID. Dass der Fußball extrem schnelllebig ist, ist hinlänglich bekannt. Und trotzdem ist es immer wieder überraschend, mit welcher Wucht einen diese Eigenheit des Fußball-Geschäftes überrumpelt. Noch vor drei Wochen war nach dem Achtelfinal-Hinspiel-Erfolg in der Champions League auf Schalke (2:0) die Welt an der Concha Espina wieder einigermaßen in Ordnung, die bittere 0:4-Derby-Pleite gegen Atlético schien verdaut. Das von Team von Carlo Ancelotti legte gegen den deutschen Vertreter eine souveräne Vorstellung hin und konnte in der Liga den Vorsprung auf den Verfolger aus Barcelona, der mit 0:1 in Málaga verlor, durch ein 2:0 beim FC Elche am folgenden Liga-Spieltag auf vier Punkte ausbauen.
Zwei Wochenenden später hat sich der Wind aber komplett gedreht. Sowohl gegen Villarreal (1:1) als auch gegen Athletic Bilbao (0:1) ließen die Blancos Punkte liegen und Barça nutzte die Gunst der Stunde, um sich erstmals seit dem 1. November des vergangenen Jahres wieder an die Tabellenspitze zu setzen. Enttäuschend aus Madrider Sicht waren dabei nicht nur die Ergebnisse. Besonders die spielerische Performance trieb Fans und Verantwortlichen große Sorgenfalten ins Gesicht. Ancelotti zeigte sich vor allem aufgrund des fahrigen Offensivspiels seiner Mannschaft besorgt. „Es ist konfus, was wir dort anstellen“, so die harten Worte des Übungsleiters im Anschluss an die Niederlage im San Mamés. War nach dem Erfolg in Gelsenkirchen das Weiterkommen eigentlich bereits beschlossene Sache, ist man im Lager der Merengues nach den zwei Ausrutschern vorsichtiger geworden, jedoch nach wie vor optimistisch.
[advert]
Empfängt man heute Abend (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) die Gäste aus Gelsenkirchen, wird die Anhängerschaft der Weißen besonders einen Moment herbeisehnen: die Rückkehr von Luka Modric. Der Kroate steht nach seinem im November erlittenen Sehnenriss des linken Oberschenkelstreckers erstmals wieder im Kader und wird nach Aussage von Ancelotti auch für die letzte halbe Stunde zum Einsatz kommen. Überhaupt steht „Carletto“ seit geraumer Zeit wieder fast der komplette Kader zur Verfügung. Bis auf Sergio Ramos, der am Sonntag gegen Levante zurückkehren soll, und James Rodríguez meldeten sich alle Spieler einsatzbereit. Unabhängig vom Personal auf dem Feld muss allerdings eine Leistungssteigerung erfolgen, um nicht das nächste böse Erwachen zu erleben. Nach dem Bilbao-Spiel sah sich vor allem der Sturm aus Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale starker Kritik ausgesetzt, Ancelotti sprach seinem Trio jedoch abermals das Vertrauen aus. Der Italiener sieht das Problem beim gesamten Team und monierte zu lange Ballbesitztzeiten und zu wenig Bewegung, weshalb das sonst so gut funktionierende Angriffsspiel ins Stocken geraten sei. Man habe diese Dinge intern angesprochen und versuche nun, diese verbessern.
Auf Seiten der „Knappen“ agiert man getreu dem Motto: „Wir haben keine Chance und die wollen wir nutzen.“ Aufgrund der zwei Auswärts-Tore Reals sind ihre Chancen auf ein Weiterkommen realistisch betracht extrem gering, das Team von Trainer Roberto Di Matteo gibt sich im Vorfeld der Partie allerdings kämpferisch und hat die Hoffnung auf ein Wunder noch nicht gänzlich aufgegeben. In der Liga setzte es vor einer Woche zwar eine empfindliche 0:3-Derby-Schlappe in Dortmund, am Samstag rehabilitierte man sich gegen Hoffenheim dafür mit einem starken Auftritt und 3:1-Sieg. Ziel im Lager des Bundesligisten ist es nun, an diese Leistung anzuknüpfen und zu versuchen, den großen Favoriten ins Straucheln zu bringen. Möglich, dass Schalke sein Heil in einer Anfangs-Offensive sucht. Di Matteo ließ auf der Pressekonferenz bereits verlauten, dass es „sehr, sehr interessant“ werden könnte, falls „Königsblau“ in Führung gehen sollte. Ob diese Hoffnungen berechtigt sind, wird in erster Linie auch daran liegen, inwieweit Ronaldo und Co. den Schlendrian der zurückliegenden Pflichtspiele ablegen können.
Die Stimmen vor dem Spiel
Real Madrid
Carlo Ancelotti: „Deutsche Mannschaften besitzen eine derart gute Qualität wie der Rest der Mannschaften. Wir werden das bestmögliche in diesem Wettbewerb, der der wichtigste der Welt ist, leisten. Letzte Saison haben wir es gegen die Deutschen gut gemacht, doch man muss von Spiel zu Spiel denken.“
Lucas Silva: „Es wird ein schwieriges Spiel. Wir haben einen kleinen Vorteil, sollten uns darauf aber nicht ausruhen. Wir bereiten die Partien sehr stark vor und wollen ein Spiel ohne Überraschungen. Ich denke nicht, dass es eine Krise gibt. Vielleicht eine instabile Zeit. Wir hatten ein Unentschieden, dazu eine Niederlage. Aber ich habe das mit großer Ruhe erlebt. Wir müssen mehr spielen, mehr laufen, um in die Erfolgsspur zurückzukehren.“
FC Schalke 04
Roberto Di Matteo (Trainer): „Sollten wir das erste Tor in der Partie schießen können, wird es sicherlich sehr, sehr interessant. Es ist sehr schwer, ein 0:2 umzubiegen. Daher ist es zunächst wichtig, das Beste von uns zu geben und ein gutes Spiel zu machen. Wenn wir gewinnen können, wäre das sensationell! Madrid befindet sich nicht in einer Krise. Vor drei Wochen wurde in Madrid auch von einer Krise gesprochen und dann war nichts. In einer langen Saison passiert es nun einmal, dass man auch Spiele verliert. Real Madrid verfügt nach wie vor über eine überragende Mannschaft, gespickt mit zahlreichen individuellen Ausnahmekönnern. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft gut stehen und organisiert auftreten. Wenn uns das gelingt, können wir Reals Offensivkraft eindämmen.“
Benedikt Höwedes (Abwehrspieler): „Die Ausgangssituation ist sicherlich denkbar ungünstig, aber im Fußball ist nichts unmöglich.“
Christian Fuchs (Abwehrspieler): „Wir fahren nach Madrid, um unseren positiven Weg weiterzugehen. Keiner wird auf uns wetten, vielleicht liegt darin die Chance.“
Roman Neustädter (Mittelfeldspieler): „Wir müssen versuchen, mit der gleichen Freude und dem gleichen Mut wie zuletzt gegen Hoffenheim aufzutreten. Dass wir gegen eine der besten Mannschaften der Welt spielen, ist uns natürlich bewusst. Über die Qualitäten von Real Madrid brauchen wir nicht zu reden. Das ist wirklich ein Ausnahmeteam.“
Leon Goretzka (Mittelfeldspieler): „Wir wollen dort unbedingt ein gutes Spiel zeigen. Ich freue mich auf dieses Duell. Solche Partien hat man nicht alle Tage.“
Max Meyer (Mittelfeldspieler): „Dass wir noch weiterkommen, klingt leider aufgrund des Hinspiels sehr unrealistisch. Aber wir wollen uns im Bernabéu gut verkaufen und das bestmögliche Ergebnis herausholen. Dafür ist es wichtig, das Gesicht vom vergangenen Wochenende zu zeigen.“
Tranquillo Barnetta (Mittelfeldspieler): „Die Reise ist definitiv kein Ausflug, bei dem wir Fotos vom Bernabéu machen wollen. Wenn man gegen Real Madrid antritt, will man ein gutes Spiel abliefern.“
Statistiken und Besonderheiten
- GESAMTBILANZ: Mit drei Siegen aus drei Spielen liest sich die Bilanz aus Real-Sicht relativ eindeutig. Auch 11:2 Tore sprechen eine deutliche Sprache.
- SERIE I: In der Königsklasse sind die Merengues eine Bank. Die letzten zehn Spiele wurden allesamt gewonnen, die Blancos erzielten dabei 27 Treffer bei nur drei Gegentoren.
- SERIE II: Noch beeindruckender ist ein Blick auf die Heimserie der Königlichen: Zu Buche stehen 13 Heim-Erfolge am Stück bei 32:4 Toren. Das letzte Mal ging man beim 1:1 gegen Manchester United am 13. Februar 2013 nicht als Sieger vom Platz des Bernabéu.
- TONI KROOS: Noch eine Serie: Müsste Toni Kroos einen Lieblingsgegner benennen, würde sich Schalke definitiv in der engeren Auswahl befinden. In den letzten sieben Begegnungen (davon sechs im Bayern-Trikot) durfte Kroos siebenmal jubeln bei einem Torverhältnis von 23:2.
DAS Real-Buch: »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN« – JETZT BESTELLEN!
- Seite 1 Vorbericht zum Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Schalke 04
- Seite 2 Personal und voraussichtliche Aufstellungen
Community-Beiträge