Interview

Isco gibt zu: „Gab Momente, als ich eher zusammenbrach statt mehr zu geben“

Bei Real Betis blüht Isco Alarcón wieder auf und macht sich sogar Hoffnungen auf seine erste EM-Teilnahme. Bei Real Madrid lief es die letzten Jahre dagegen nicht mehr rund. Die Schuld gibt der 31-Jährige zwar auch den Medien, gesteht aber auch, er sei teilweise „apathisch“ gewesen und hätte „etwas mehr geben“ können.

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Isco
Iscos bisherige Bilanz bei Betis: elf Partien, zwei Tore, eine Vorlage – Foto: Fran Santiago/Getty Images

„Apathisch wegen Umständen, die ich irgendwann erzähle“

Neun Jahre bei Real Madrid waren doch ein, eher zwei oder drei Jahre zu viel für Isco Alarcón. Schon im September gestand er, hätte „in der letzten Phase vielleicht früher gehen sollen“, und im Radioprogramm „El Pelotazo“ bei CANAL SUR legte der Andalusier nun nach: „Ich hätte Real Madrid verlassen sollen, aber es ist nicht leicht, den besten Verein der Welt zu verlassen.“ Mehr noch: Der 31-Jährige gibt mittlerweile zu, nicht immer vollen Einsatz gegeben zu haben, zumindest in den schwierigen Momenten. „Ich war mental nicht immer vorbereitet, es gab Zeiten, in denen ich eher zusammenbrach, anstatt etwas mehr zu geben.“

Isco redet sogar von einer Art Teilnahmslosigkeit, so stumpfte er in Madrid regelrecht ab: „In den letzten Jahren war ich eher apathisch aufgrund von Umständen, die ich eines Tages erzählen werde.“

Dazu lässt sich wohl nicht nur die Saison 2018/19 zählen, als er unter Santiago Solari erstmals aussortiert wurde. Auch im Anschluss unter Zinédine Zidane und Carlo Ancelotti sollte nur noch ganz selten der „alte Isco“ aufblitzen und er über seine Joker-Rolle nicht mehr hinaus kommen. Isco: „Ich war viele Jahre dort, ich war sehr glücklich und zufrieden. Es sind Sachen mit Trainern passiert, die dazu führten, dass ich, egal was ich tat, nicht mehr spielen konnte. Man ließ mich wissen, dass ich, egal was passierte, nur wenig spielen würde.“

Trotzdem verbleibt Isco mit dem Positiven. Zum Beispiel mit den 19 Titeln, die er von 2013 bis 2022 bejubeln konnte, dazu die 353 Einsätze im weißen Trikot (53 Tore, 57 Vorlagen). Nach dem Missverständnis mit dem FC Sevilla und dem geplatzten Deal mit Union Berlin blüht er mittlerweile wieder auf – erneut in Sevilla, aber diesmal bei Real Betis. Unter Manuel Pellegrini, der Isco schon in Málaga trainiert hatte, lässt der Andalusier wieder seine Klasse aufblitzen und kann sich wieder Hoffnungen auf die Nationalmannschaft machen, und möglicherweise seine erste EM-Teilnahme. „Ich habe noch nie an einer Europameisterschaft teilgenommen. Ich habe an der Weltmeisterschaft teilgenommen, aber ich würde gerne an einer Europameisterschaft teilnehmen“, so Isco, der weiß, worauf es ankommt: „Das kommt, wenn man bei Betis großartige Arbeit geleistet und alle Ziele erreicht hat. Wenn ich es verdiene, hoffe ich, dass ich dabei bin.“

„Viel Boulevard und Clickbait im Fußball“

Zumindest ist das Umfeld in Andalusien wieder etwas angenehmer. So hat Isco aus seiner Zeit in Madrid auch viel Negatives über die Presse und öffentliche Wahrnehmung gelernt: „Die Medien loben dich, aber sagen dir auch, dass du am Ende bist oder aufgehört hast. Das sind Etiketten, die einem die Medien aufdrücken, und die Leute nehmen sie auf. Es gibt viel Boulevardpresse im Fußball, viel Clickbait und Dinge, die Fußballern nicht helfen.“ So macht er für seinen Abstieg bei den Blancos auch die Medien verantwortlich: „Der Lärm von außen kommt von den Medien. Wenn man eine schlechte Saison hat, wird man als erledigt abgestempelt.“

Nach schwierigen Monaten und Jahren kann Isco jetzt aber wieder voraus blicken. Und das nicht nur auf die Wiedersehen mit seinen alten Kollegen aus Madrid (9./10. Dezember in Sevilla, 25./26. Mai im Bernabéu), sondern auch mit einem besonderen Ex-Kollegen. Denn zum Wiedersehen mit Sergio Ramos kommt es schon bald: „El Gran Derbi“ findet am 12. November statt. Zwar haben Isco und Ramos „nicht viel geredet, das letzte Mal vor sechs oder sieben Monaten“, aber Isco ist sich sicher: „Er wird mir bestimmt ein paar Tritte verpassen.“

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von
Nils Kern

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Kommentare
Isco ist halt dieser klassische Spielertyp den man als Trainer entweder liebt oder eben nicht mag.
Solange er körperlich topfit war, hat Isco auf seine Weise regelmäßig abgeliefert. Man wusste bei ihm immer was man bekommt und das war ein Freigeist, der überall auf dem Platz eine Überzahlsituation generiert und auf engstem Raum Lösungen findet wo andere scheitern. Dieser Spielertyp war nicht in jedem Spiel erforderlich aber oft nützlich. Jahrelang international absolutes Topniveau zu halten ist neben der allgemeinen körperlichen Verfassung natürlich vor allem im Kopf schwierig. Klar hätte er frühzeitig die Reißleine ziehen können, aber es ist auch verständlich dass er bei seinem Traumverein bleiben wollte. Dass er jetzt nachträglich sogar zugibt nicht alles dafür getan zu haben spricht für sehr viel Selbstreflexion und einem Reifeprozess, den nicht viele durchgehen. Vielleicht hat er es gerade auch deshalb geschafft seinem Karriereherbst eine neue (grüne) Farbe zu verpassen. Die Nationalmannschaft wäre für ihn persönlich sicher eine Belohnung auch wenn ich nicht glaube, dass De La Fuente ein Trainer ist, der ihn "sieht".
 
Freut mich für Magic Isco, dass er bei Betis so aufblüht. Hätte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet und hatte ihn schon abgeschrieben. Er ist aber erst 31, hat also noch einige gute Jahre vor sich, wenn er Lust und die passende Umgebung hat.
 
Schade, man liest diesen Beitrag irgendwie mit Wehmut, hätte doch noch mehr Potential in ihm geschlummert. Klingt auf jeden Fall reflektiert - vielleicht gelingt ihm (auch) darum gerade eine kleine Renaissance.
Über die Sache mit den Trainern kann man nur mutmaßen, wenn es stimmt, das er so oder so nicht gespielt hätte, ist das natürlich für einen Spieler frustrierend. Kann mir schon vorstellen, dass man ihn ab Zeitpunkt X einfach los haben wollte.
Ich verbleibe mit dem Positiven und freu mich, dass er in Sevilla wieder Leistung zeigt/zeigen kann.
 
Besonders in seiner Debüt Saison 2013/2014 hat er mir Besonders gefallen. Wo er am ersten Spieltag der Laliga Saison 2013/2014 gegen Betis Sevilla. Das entscheidende 2:1 erzielte Per Kopf in der 86 Minute assist Marcelo. Und sein Tor gegen Dortmund zum 2:0 in der 27 Minute Assist Xabi . Habe dann gejubelt und nur noch Isco Isco Isco gesagt. Z.b ich vermisse Xabi auch seine genialen pässe und Assists . Ich finde Isco hatte seinen Anteil dran das wir das Double 2013/2014 gewonnen haben. Es freut mich vom Herzen das er aufblüht jetzt bei Betis .
 
Naja ich erinnere mich gerne zurück an die ersten 5 Jahre an denen er maßgeblich an den 4 CL Titeln beteiligt war. Er ist immer noch ein überragender Techniker, aber in Zeiten, in denen Kraft und Geschwindigkeit immer wichtiger werden ist jemand wie Isco ein wenig auf der Strecke geblieben.

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