Reportage

James wird geliebt und gefordert – gerät aber wieder ins Abseits

James Rodríguez betritt das Feld, trifft und wird mit Sprechchören gefeiert. Alles innerhalb von zehn Minuten. Zum Unverständnis vieler Anhänger kommt der kolumbianische Mittelfeld-Star bei Real Madrid unter Zinédine Zidane inzwischen nur noch als Joker zum Zug. Und dabei könnte es auch bleiben – zumindest vorerst.

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Real Madrid's Colombian midfielder James Rodriguez celebrates scoring his team's fourth goal during the Spanish league football match between Real Madrid CF and Granada FC at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on October 5, 2019. (Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU / AFP) (Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)
James konnte gegen Granada als Joker überzeugen – Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images

James trifft nach 896 Tagen wieder im Bernabéu

MADRID. Da war er mal wieder. Nach langer, langer Zeit. Der Moment, von dem im Sommer nicht wenige gedacht hatten, er würde nicht noch einmal kommen. Nachdem James Rodríguez vor seiner zweijährigen Etappe beim FC Bayern München am 23. April 2017 letztmals für Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu gejubelt hatte, tat er das jetzt wieder. 896 Tage danach. Und der Kolumbianer beförderte den Ball in das Tor, das vor der Südtribüne steht. So wie damals bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Barcelona.

Sein letzter Treffer für die Königlichen war das vor seinem Bayern-Wechsel aber wiederum auch nicht. Zwei Wochen später, am 6. Mai 2017, schnürte er auswärts noch einen Doppelpack – gegen den FC Granada. Auf die Andalusier traf Real auch an diesem Samstag. Anders als bei dem 4:0 von vor knapp zweieinhalb Jahren durfte James bei dem 4:2 im Rahmen des 8. Spieltags der Primera División allerdings nicht von Anfang an mitwirken. Der 28-Jährige war erst in der 83. Minute für Gareth Bale eingewechselt worden, ehe er als Linksaußen in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Endstand erzielte.

Dreimal in Folge Startelf – und dann nur noch Bankwärmer

Wegen seiner Reservistenrolle unter Zinédine Zidane flüchtete James einst Richtung München. Inzwischen sieht es danach aus, als würde er einen Rückfall in alte Zeiten erleben. Nachdem der Mittelfeld-Star beim ersten Saison-Heimspiel gegen Real Valladolid sowie nach einer Verletzungspause gegen UD Levante, Paris Saint-Germain und den FC Sevilla in der Startelf gestanden hatte, ist die Ersatzbank wieder zu seinem Stammplatz geworden.

MADRID, SPAIN - AUGUST 24: James Rodriguez of Real Madrid has a word with Zinedine Zidane, Manager of Real Madrid after being substituted during the La Liga match between Real Madrid CF and Real Valladolid CF at Estadio Santiago Bernabeu on August 24, 2019 in Madrid, Spain. (Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Zidane ließ James in dieser Saison bislang nur einmal über die vollen 90 Minuten ran: beim 3:2 im Bernabéu gegen Levante – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Die bittere Realität: magere acht Einsatzminuten gegen CA Osasuna, 13 im Derby gegen Atlético und nun die rund zehn Minuten gegen Granada. Unter der Woche hatte „Zizou“ ihn zudem zum Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Brügge gar nicht erst in den 18-köpfigen Kader berufen, weil er trotz seiner problemlosen Teilnahme am Abschlusstraining angeblich angeschlagen gewesen sein soll.

„James muss Stammspieler sein“

Für viele Journalisten, Experten und Anhänger des weißen Balletts ist der wieder verstärkte Verzicht auf James ein No-Go. Was sie am Samstag in der Schlussphase des Duells mit Granada zu sehen bekamen, bestärkt sie in ihrer Meinung. Der Linksfuß eroberte Bälle, machte das Spiel schnell, stoppte Angriffsversuche des Kontrahenten – und er traf eben. Bei seinem Jubel, bei dem er sich voller Freude das Trikot vom Leib riss, erntete er von den Zuschauern im Bernabéu Applaus und Sprechchöre. Sie lieben den Offensiv-Künstler eben. Und viele von ihnen würden den Spielgestalter gerne von Beginn an auf dem Platz sehen.

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Real Madrid's Colombian midfielder James Rodriguez celebrates scoring his team's fourth goal during the Spanish league football match between Real Madrid CF and Granada FC at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on October 5, 2019. (Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU / AFP) (Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)

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Aber nicht nur sie. Mit beispielsweise Josep Pedrerol, dem Moderator der Fußball-Talkshow „El Chiringuito“, und Tomás Roncero, einem Redakteur der Sportzeitung AS, machen sich zwei namhafte Journalisten im Kosmos der Königlichen für die Nummer 16 stark. „Es besteht kein Zweifel: James gehört in die Startelf“, betonte Pedrerol. „Er muss Stammspieler sein“, machte Roncero derweil deutlich. Die MARCA stufte James trotz dessen Kurzarbeiter-Tätigkeit sogar als den besten Akteur des Tages ein – noch vor Federico Valverde.

Große Konkurrenz: Valverde stark, Modrić und Isco zurück

Stichwort Valverde. James wird geliebt und gefordert, doch auch wegen des 21 Jahre alten Uruguayers sieht es danach aus, dass er sich vorerst mit der Rolle des Jokers zufrieden geben muss. „Das war von ihm ein Top-Spiel. Er macht es phänomenal und verdient es sich, zum Einsatz zu kommen. Er ist ein moderner Spieler, der sowohl angreift als auch verteidigt“, schwärmte Zidane nach dem Abpfiff von Valverde, der innerhalb von anderthalb Wochen zum dritten Mal in der Anfangsformation gestanden und seine beste Leistung im Trikot der Madrilenen gezeigt hatte. Weswegen sollte der 47 Jahre alte Franzose den stark aufspielenden Youngster wieder aus der ersten Elf entfernen?

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Vielleicht, um neben den unverzichtbaren Carlos Casemiro und Toni Kroos noch mehr Erfahrung im Mittelfeld zu haben. Die erste Wahl ist hier sicherlich aber nicht James, sondern Luka Modrić, der gegen Granada den angeschlagenen Kroos nach 34 Minuten ersetzte und seinen guten Auftritt mit einem Traumtor krönte. So wie der Kroate hat sich kürzlich übrigens auch ein gewisser Isco nach einer mehrwöchigen Zwangspause zurückgemeldet. Im 4-3-3, auf das Zidane auch weiterhin setzt, ein weiterer Konkurrent für James. Was das doch nur für ein schönes Feeling sei, freut er sich gegenüber seinen Fans und Sympathisanten in den sozialen Netzwerken gerade über sein Tor. Ein ähnliches Glücksgefühl müsste es für den Rückkehrer mittlerweile sein, wenn er zwischendurch einfach mal wieder erste Wahl wäre…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Also ich hoffe, dass ich mich täusche, aber für mich stehen Bale und James nur im Schaufenster um sie mit guten Leistungen und Lobeshymnen teurer zu machen und loszuwerden.
Wie gesagt, ich hoffe ich täusche mich... und Zz erkennt den Wert für die EIGENE Mannschaft.

Zidane gehört vom Hof gejagt und aus den Geschichtsbüchern des Vereins gestrichen, wenn er Bale und James (erfolgreich) davonjagt. Hatte er ja beinahe schon geschafft.

Das wäre schlichtweg Sabotage am Club
 
Ich habe seine Bankposition als Rotation und Schonung seitens Zidane gesehen. Ich weiss nicht, wieso da so viel reininterpretiert wird. Das waren harte Spiele gegen Atletico, Sevilla, Granada etc.
 
James ist neben Casimero und Kroos der stärkste Mittelfeldspieler. Er hat aus der Bundesliga das physische Spiel und die Robustheit mitgebracht. Selbst in einem 4-3-3 könnte er als rechter 8er fungieren wie einst unter Ancelotti auf Links. In der derzeitigen Verfassung von Modric ist er Modric ganz klar vorzuziehen. Von Isco ganz zu schweigen. Modric ist nach wie vor ein genialer Fußballspieler, aber physisch noch gar nicht auf der Höhe. Sein körperloses Spiel, Zweikampf und Rückwärtsbewegung, was Modric einst zu einem der komplettesten Spieler machte, ist seit zwei Jahre nicht mehr vorhanden. Als Modric gestern für Kroos reinkam, haben wir unser Mittelfeldübergewicht verloren. Dank dem läuferisch und physisch starken Valverde haben wir uns gestern noch gewehrt. James hat gestern in 10 Minuten mehr (physische) Präsenz gezeigt als Modric und Isco zusammen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese endlos Debatten wer spielen darf und wer nicht haben wir jedes Jahr zur genüge - es gibt eben nur 11 Startelf Spieler.

Auch James muss Leistung zeigen und wird seine Spielminuten bekommen - wenn uns das Verletzungspech so treu bleibt können wir um Spieler wie ihn froh sein!
 
Zuletzt bearbeitet:
James ist neben Casimero und Kroos der stärkste Mittelfeldspieler. Er hat aus der Bundesliga das physische Spiel und die Robustheit mitgebracht. Selbst in einem 4-3-3 könnte er als rechter 8er fungieren wie einst unter Ancelotti auf Links. In der derzeitigen Verfassung von Modric ist er Modric ganz klar vorzuziehen. Von Isco ganz zu schweigen. Modric ist nach wie vor ein genialer Fußballspieler, aber physisch noch gar nicht auf der Höhe. Sein körperloses Spiel, Zweikampf und Rückwärtsbewegung, was in einst als einen der komplettesten Spieler machte, ist seit zwei Jahre nicht mehr vorhanden. Als Modric gestern für Kroos reinkam, haben wir unser Mittelfeldübergewicht verloren. Dank dem läuferisch und physisch starken Valverde haben wir uns gestern noch gewehrt. James hat gestern in 10 Minuten mehr (physische) Präsenz gezeigt als Modric und Isco zusammen.

So ein Schwachsinn, seit 2 Jahren soll er nicht auf der Höhe sein . James wurde Weltfussballer. Haha
 
valverde sollte der zweite 6er sein und nicht ein 8er. Casemiro muss auch mal rotiert werden sonst haben wir bald kroos 2.0. ZZ ist einfach stur bin mir sicher das auch bale dauernd auf der bank gewesen wäre wenn sich asensio nicht verletzt hätte,

Er hat james von heute auf morgen trotz starker leistungen abgesägt und sofort einen nicht fitten modric gebracht (was uns den sieg gegen brügge gekostet hat) und im letzten spiel hat man auch gesehen das sogar isco direkt wieder vor ihm in der hackordnung steht.
 
Ich habe seine Bankposition als Rotation und Schonung seitens Zidane gesehen. Ich weiss nicht, wieso da so viel reininterpretiert wird. Das waren harte Spiele gegen Atletico, Sevilla, Granada etc.

Du hast doch keine Ahnung Bruder... das ist eine hausgemachte Verschwörung von Zidane & Vasquez gegen James.
Nur deshalb lässt er James so selten spielen.
Einen anderen Grund kann es nicht geben weil Zidane Franzose ist und Franzosen mögen nunmal keine Kolumbianer... alles klar?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Du hast dich keine Ahnung Bruder... das ist eine hausgemachte Verschwörung von Zidane & Vasquez gegen James.
Nur deshalb lässt er James so selten spielen.
Einen anderen Grund kann es nicht geben weil Zidane Franzose ist und Franzosen mögen nunmal keine Kolumbianer... alles klar?

Ja Zidane und vasquez saßen mittags beim Essen und haben sich entschlossen gegen James zu sein . Komm bitte ..
 
valverde sollte der zweite 6er sein und nicht ein 8er. Casemiro muss auch mal rotiert werden sonst haben wir bald kroos 2.0. ZZ ist einfach stur bin mir sicher das auch bale dauernd auf der bank gewesen wäre wenn sich asensio nicht verletzt hätte,

Er hat james von heute auf morgen trotz starker leistungen abgesägt und sofort einen nicht fitten modric gebracht (was uns den sieg gegen brügge gekostet hat) und im letzten spiel hat man auch gesehen das sogar isco direkt wieder vor ihm in der hackordnung steht.

Valverde ist viel mehr als nur ein zweiter 6er.
Er ist viel variabler einsetzbar als James. Dazu kommt, dass James verletzt war (Schlag abbekommen) und deshalb die letzten Spiele geschont wurde.
In dieser Zwischenzeit hat sich das Mittelfeld Trio um Kroos, Valverde und Case perfekt eingespielt und bewiesen was es drauf hat. Das ist der Grund warum die drei mehr zum Zug kommen als James.
(Momentan)

Keine Ahnung warum man immer von einer Verschwörung seitens Zidane ausgehen muss.
 

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