Interview

Joselu: „Meine Rolle bei Real Madrid wäre nicht dieselbe gewesen“

Joselu ist bei Real Madrid aus freien Stücken Geschichte und sieht in seinem Abgang den idealen Zeitpunkt. Als Argument zieht der 34-Jährige seine vermeintlich geringere Einsatzzeit nach den Verpflichtungen von Kylian Mbappé und Endrick heran.

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Joselu Real Madrid
Joselu in der PK bei der spanischen Nationalmannschaft – Foto: Lluis Gene/AFP via Getty Images

Joselu: Katar statt Real Madrid

DONAUESCHINGEN. Man war im Jahr 2022 fest davon ausgegangen, dass Kylian Mbappé in jenem Sommer zu Real Madrid wechselt. Man hatte bis letzten Dezember damit gerechnet, dass Carlo Ancelotti die Königlichen nach der inzwischen abgelaufenen Saison verlässt und Xabi Alonso dafür übernimmt. Es kam jeweils anders. Und wie in diesen beiden Fällen trat auch kürzlich wieder das Erwartete nicht ein: Es schien bis zuletzt sicher, dass Joselu auch die Spielzeit 2024/25 im Estadio Santiago Bernabéu verbringt.

Er tut es nicht, wechselt stattdessen nach Katar zum Al-Gharafa SC. Alles hatte zuvor danach ausgesehen, als würde die Zusammenarbeit zwischen der Leihgabe von Espanyol Barcelona und Real weitergehen. Das weiße Ballett machte von der Kaufoption auch Gebrauch, überwies die festgeschriebenen 1,5 Millionen Euro nach Katalonien. Aber nur, um dem 34 Jahre alten Spanier den Wüsten-Wechsel so zu vereinfachen. Espanyol hätte die Verhandlungen nämlich komplizierter gestaltet, mehr gefordert.

„Der perfekte Moment für diesen Schritt“

Bei einem kolportierten Gehalt in Höhe von acht Mio. Euro pro Saison liegt es auf der Hand, dass ihn speziell das Geld zu dieser Entscheidung bewegte. Er selbst zog am Mittwoch in einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft in Donaueschingen als Argument heran, seine Einsatzminuten wären gesunken. Grund: die Verpflichtungen von Mbappé und Endrick.

Joselu: „Was dich ein bisschen antreibt, ist die Lust, weiterhin mitzuwirken. Es ist klar, dass meine Rolle bei Real Madrid nicht dieselbe gewesen wäre wie in der letzten Saison. Ich gehe in ein sehr gutes Land, in eine Stadt, die für das Wohlbefinden meiner Familie sehr gut sein wird. Es war der perfekte Moment für diesen Schritt. Ich wollte nicht zu einem anderen europäischen Verein gehen, um zu versuchen, das zu erreichen, was ich bei Real Madrid erreichen konnte – was sicher nicht möglich ist. Ich bin auf die bestmögliche Weise gegangen, indem ich Titel gewann und mir den Traum erfüllte, in der ersten Mannschaft zu spielen – mit dem Gipfel der Champions League.“

„Wünschte, ich hätte zehn Jahre bei Real Madrid sein können“

Es sei aus seiner Sicht „der geeignete Moment“ gewesen, „um diesen Schritt zu gehen“, unterstrich der Angreifer, der mit der „Selección“ am Freitag in seiner Geburtsstadt Stuttgart im Viertelfinale der Europameisterschaft auf Gastgeber Deutschland trifft (18 Uhr). „Ich danke Madrid, dem Präsidenten und Jose Ángel (Sánchez) für ihr Engagement, mit dem sie versucht haben, mir bei dem Transfer zu helfen. Sie haben eine großartige Zukunft mit sehr jungen Spielern vor sich. Es war persönlich und kollektiv eine unglaubliche Saison, daher war es der Moment, diesen Schritt zu gehen“, so Joselu.

Den Schlussstrich zog er nach 51 Pflichtspielen, 19 Toren und drei Vorlagen für die Blancos. Joselu, der in der zurückliegenden Saison 18 Mal von Anfang an und 31 Mal per Einwechslung zum Zug kam: „Ich wünschte, ich hätte zehn Jahre lang bei Real Madrid sein können. Das ist der Klub, bei dem ich es am meisten genossen habe. Bei diesem Klub zu spielen, kommt nur Auserwählten zugute.“ Er selbst entschloss sich dazu, keiner mehr zu sein, denn die Merengues hätten auch im neuen Spieljahr auf ihn gezählt.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Wieviel hat den Joselu verdient in den vielen Jahren die er Fussball gespielt hat? Der hat doch locker das X Fache von dem bekommen was der Durchschnittliche Spanier an Lohn hat.

warum muss er sich jetzt mit dem durchschnittlichen Spanier vergleichen? Vergleichst du deinen Lebensstandard mit dem des durchschnittlichen Afrikaners, Brasilianers, Bangladeshis? Denkst du bei dem Abschluss eines Vertrages, wie es anderen Menschen geht oder was das bestmögliche für dich ist? Nimmst du morgen also nicht an, wenn ein Konkurrenzunternehmen dir plötzlich das fünffache (vllt noch mehr?) deines Gehalts bietet?
 
"Ich gehe in ein sehr gutes Land, in eine Stadt, die für das Wohlbefinden meiner Familie sehr gut sein wird."

Ich bin mal so frei und übersetz das kurz für alle die kein übersetztes Spanisch können:
"Katar bezahlt mir sehr viel Geld damit ich gut über das Land rede und dadurch, dass ich unverschämt viel Geld bekomme kann ich auch so tun als würden meine Kinder und meine Frau gerne dorthin ziehen."
Warst du mal dort???!!!! Es ist ein sehr schönes Land und die Leute dort sind sehr freundlich und Gastfreundlich.
 
Ich gestehe, dass ich noch niemals dort war und ich will das was du gesagt hast auch gar nicht erst anzweifeln, aber sorry es geht ja auch nicht darum ob die Leute da freundlich sind. Das Land ist in gesellschaftspolitischer Hinsicht absolut indiskutabel unterwegs und hat noch einen sehr sehr langen Weg vor sich. Man versucht sich durch die Unmengen an Geld in die westliche Welt einzukaufen. Fußballkultur wird versucht künstlich herzustellen. Ich glaube nicht, dass es erstrebenswert ist seine Kinder in einem Land aufwachsen zu lassen, wo Menschenrechte regelmäßig mit Füßen getreten werden. Klar wird das für Joselu und seine Familie anders sein, denn mit dem normalen Fußvolk werden sie kaum in Kontakt treten. Meine moralischen Zweifel bleiben aber trotzdem...
Warst du mal dort???!!!! Es ist ein sehr schönes Land und die Leute dort sind sehr freundlich und Gastfreundlich.
 
Ich gestehe, dass ich noch niemals dort war und ich will das was du gesagt hast auch gar nicht erst anzweifeln, aber sorry es geht ja auch nicht darum ob die Leute da freundlich sind. Das Land ist in gesellschaftspolitischer Hinsicht absolut indiskutabel unterwegs und hat noch einen sehr sehr langen Weg vor sich. Man versucht sich durch die Unmengen an Geld in die westliche Welt einzukaufen. Fußballkultur wird versucht künstlich herzustellen. Ich glaube nicht, dass es erstrebenswert ist seine Kinder in einem Land aufwachsen zu lassen, wo Menschenrechte regelmäßig mit Füßen getreten werden. Klar wird das für Joselu und seine Familie anders sein, denn mit dem normalen Fußvolk werden sie kaum in Kontakt treten. Meine moralischen Zweifel bleiben aber trotzdem...
Warst du mal dort???!!!! Es ist ein sehr schönes Land und die Leute dort sind sehr freundlich und Gastfreundlich.
Es tut mir leid, dir zu sagen du hast keine Ahnung, ich habe sogar Familie und Bekannten sie wohnen dort, ist ein sicheres Land und haben mehr Menschenrechte als manche Länder in Europa. Man soll sich immer selber ein Bild machen nicht immer was im Fernseher steht entspricht die Wahrheit.
 
"Ich gehe in ein sehr gutes Land, in eine Stadt, die für das Wohlbefinden meiner Familie sehr gut sein wird."

Ich bin mal so frei und übersetz das kurz für alle die kein übersetztes Spanisch können:
"Katar bezahlt mir sehr viel Geld damit ich gut über das Land rede und dadurch, dass ich unverschämt viel Geld bekomme kann ich auch so tun als würden meine Kinder und meine Frau gerne dorthin ziehen."

Hast Du das bei Nacho auch so "übersetzt"?
Denn er hat fast das Selbe gesagt.
Aber da ist es o.k., er ist ja auch eine Legende.................
PS. Ich glaube fast, dass Joselu Nachos Worte als Vorlage genutzt hat, viel zu ähnlich alles.
PPS. Klar wechselt er wegen der Kohle, aber das ist bei Nacho genau so.
Wobei das bei Joselu allemal nachvollziehbarer ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja das sage ich auch bei Nacho. Es gibt natürlich schon einen kleinen Unterschied zwischen den beiden, denn verdiente Spieler kriegen bei uns ja traditionell einen Freifahrtsschein. Und Nacho hat in den letzten Jahren immer mal durchblicken lassen, dass er an einen Abschied denkt. Ich habe aber grundsätzlich kein Problem damit, dass die Jungs diese Entscheidungen treffen von wegen Reisende soll man nicht..., aber die Aussagen sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und rücken die beiden in ein schlecht(er)es Licht. Ein einfaches "Danke" und ein "diese Gelegenheit so viel Geld zu verdienen will ich mir nicht entgehen lassen" hätte gereicht und jeder hätte es verstanden.
Hast Du das bei Nacho auch so "übersetzt"?
Denn er hat fast das Selbe gesagt.
Aber da ist es o.k., er ist ja auch eine Legende.................
PS. Ich glaube fast, dass Joselu Nachos Worte als Vorlage genutzt hat, viel zu ähnlich alles.
PPS. Klar wechselt er wegen der Kohle, aber das ist bei Nacho genau so.
Wobei das bei Joselu allemal nachvollziehbarer ist.
 
Sorry, aber das ist doch nicht "meine persönliche Meinung" oder "Propaganda" die im TV verbreitet wird. Es gibt Analysen und Berichte der Europäischen Menschenrechtskonvention, die unmissverständliche Defizite aufzeigen um es hier mal sehr euphemistisch auszudrücken. Ich vermeide es grundsätzlich mich hier nur auf Meinungen oder persönliche Erfahrungen zu beziehen, denn diese sind immer subjektiv. Du kannst in Katar natürlich die nettesten Leute kennen, das ändert aber nichts an der dortigen Gesetzeslage. Wenn du dort für homosexuelle Handlungen in den Knast wanderst oder du als Frau vergeblich versuchst die selben Rechte der Männer einzufordern bzw. riskiert dafür bestraft zu werden, dann ist das indiskutabel und nicht wegzudiskutieren. Ich unterstütze jedes Vorhaben die gesellschaftliche Entwicklung in diesen Ländern voranzubringen und man sollte auf keinen Fall einen Mauer ziehen, aber sich so kaufen zu lassen, wie es einige Sportler machen finde ich daneben und auch nicht hilfreich. Ich denke das Land braucht Zeit und wird noch so einige Konflikte auszutragen haben. Gelebte Freiheit, Gleichheit und Selbstkritik sind Werte die man auch in Europa nicht geschenkt bekommen hat. Man ist durch innere Konflikte gegangen und oft gescheitert. Gesellschaftliche Unruhen und dadurch entstandene Bewegungen haben die Leute nachhaltig verändert. Man hat es sich erarbeitet und viele Opfer gebracht. Katar hat finanziell praktisch unerschöpfliche Ressourcen, aber das ist nicht nur ein Vorteil, sondern führt dazu, den Dingen nicht den richtigen Wert beizumessen. Den selben Fehler machen mMn Spieler wie Nacho oder Joselu auch.
Es tut mir leid, dir zu sagen du hast keine Ahnung, ich habe sogar Familie und Bekannten sie wohnen dort, ist ein sicheres Land und haben mehr Menschenrechte als manche Länder in Europa. Man soll sich immer selber ein Bild machen nicht immer was im Fernseher steht entspricht die Wahrheit.
 

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