
„Ich schob Ausreden vor mir her“
Ein Kind von Traurigkeit war Roy Keane nie. Für einen Wechsel zu Real Madrid fehlte dem einstigen „enfant terrible“ des britischen Fußballs letztlich aber der Mut, wie er seiner zweiten Autobiographie, aus der Pundit Arena erste Ausschnitte veröffentlichte, zugibt. „Ich wollte nicht nach Spanien ziehen. Am meisten von allem war es jedoch die Angst, die entschied – die Angst vor dem Unbekannten. Ich schob Ausreden vor mir her – Familie, Sprache, die Ausbildung der Kinder“, so der heute 48-Jährige.
Im Winter 2005 sei ein Wechsel in die spanische Hauptstadt eigentlich schon beschlossen gewesen, doch der Ire, der zu jener Zeit bei Manchester United unter Vertrag stand und sich mit Sir Alex Fergueson zerstritten hatte, konnte sich nicht zu einem Wechsel auf die iberische Halbinsel durchringen und machte in letzter Minute einen Rückzieher: „Real bot mir einen Vertrag über eineinhalb Jahre. Michael Kennedy (Berater von Keane; d. Red.) war in Madrid und hatte mit Real einen Deal ausgehandelt. Sie sprachen auch mit mir, Butragueño rief mich an. Emilio Butragueño – was war er für ein Spieler! Michael hatte mir versprochen, dass Butragueño mich anrufen würde, deswegen hatte ich mein Handy überall dabei. Schließlich rief er mich an – wie das Leben so spielt – als ich gerade auf dem Klo saß. Er sagte: ‚Roy, schau, wir freuen uns darauf, dich bei uns zu haben.‘ Die Direktive musste den Deal nur noch genehmigen; es war ein Standard-Prozedere. Aber ich dachte nur ‚okay‘, war am Zögern. Michael fragte: ‚Was tust du da, Roy?‘ Die größtmöglich attraktive Herausforderung lag vor mir, aber ich akzeptierte sie nicht.“
„Es reicht nicht, einfach nur für einen Klub zu spielen“
Eine Entscheidung, die er so heute nicht unbedingt wieder treffen würde: „Im Nachhinein hätte ich zu mir selbst sagen müssen: ‚Geh! Geh nach Spanien, lebe dort eineinhalb Jahre, lerne eine neue Sprache, lerne die Kultur kennen. Du könntest es lieben. Du könntest eventuell sogar dort bleiben.‘ Aber ich wählte einen negativen Denkansatz anstatt zu sagen: ‚Das ist eine wahnsinnige Chance für mich.‘ Es hätte für meine Kinder toll sein können. Das Wetter und das Training hätten mir eine Chance im Leben können, zwei weitere Jahre meiner Karriere; Möglicherweise hätte ich neue Stretching-Techniken kennengelernt. Stattdessen schaute ich, wie immer, nur darauf, was schief gehen könnte. ‚Im Nachhinein‘ ist ein scheiß Wort. Aber damals fühlte es sich wie die richtige Entscheidung an.“
So verlockend die Aussicht darauf, ein Teil der „Galácticos“ zu werden, auch gewesen sei, verspürte Keane Unsicherheit über die Rolle, welche er in dem damaligen Star-Ensemble einnehmen würde: „Ich stelle mir vor, wie ich nach Madrid ging und die Umkleide betrat. Ich würde von vorne beginnen und ich war nicht in der Verfassung, das zu tun. Ich hatte eine harte Karriere und hatte physische Probleme. Es reicht nicht, einfach nur für einen Klub zu spielen; oder es geht nicht nur darum, für ihn zu spielen. Es geht darum, auf den Klub einzuwirken, großen Einfluss zu haben. Das war mein Bedenken, als ich United verließ. Ich war 34, ein erfahrener Spieler. Real Madrid wollte möglicherweise nur jemand, der seinen Job tut, in ein paar Spielen mitschwimmt. Aber ich wollte gehen und Einfluss auf ein Team haben.“
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