Analyse

Klub-Überblick: Basketballer mit solidem Start, Castilla mit Schwierigkeiten

Nicht nur für die Profis der ersten Fußballmannschaft läuft die Saison schon längst, auch andere Abteilungen bei Real Madrid sind mitten in diversen Wettbewerben. Zeit für REAL TOTAL, die königlichen Frauen und Basketballer nach großen Umbrüchen im Sommer, aber auch die Castilla, die dritte Mannschaft und die U19 unter die Lupe zu nehmen und einen Überblick zu verschaffen.

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Reals Basketballer starteten gut in die Saison, während die Castilla mit großen Personalsorgen kämpft – Fotos: realmadrid.com

Fast alles neu bei Basketballern

Die letzten Jahre bei Real Madrid Baloncesto waren vor allem durch Konstanz und nur punktuelle Änderungen im Spielerkader sowie im Trainerstab geprägt, und sie waren insgesamt sehr erfolgreich. In der vergangenen Saison gelang zwar die Titelverteidigung in der heimischen Liga ACB, in der EuroLeague verpassten die Blancos allerdings nach sehr wechselhaften Leistungen und Ergebnissen das Final-Four-Turnier und auch in der Copa del Rey sowie der Supercopa de España gingen die Trophäen nicht in die spanische Hauptstadt. Auch deshalb entschieden sich die Königlichen in der Sommerpause für einen Totalumbruch auf fast allen Ebenen. So gab es nicht nur einen Wechsel auf der Trainerbank, wo Chus Mateo nach sechs Titeln innerhalb der letzten drei Jahre gehen musste und durch jahrelangen spanischen Nationaltrainer Sergio Scariolo abgelöst wurde, dessen Nachfolger Mateo wiederum bei der „Seleccion” wurde, sondern vor allem auch in der Abteilungsführung: Sergio Rodríguez ist neuer Sportdirektor bei Real Madrid Baloncesto. Der dreifache EuroLeague-Sieger beerbte den langjährigen Basketball-Chef der Königlichen Juan Carlos Sánchezder seit 2010 die Geschicke der Basketballabteilung mehr als erfolgreich geführt hatte – in dem Zeitraum gewannen die Blancos 28 Titel. In seiner neuen Rolle wird Rodríguez eine weitere Legende zur Seite stehen, denn auch Felipe Reyes, Reals ehemaliger Kapitän und in den letzten Jahren als Vereinsbotschafter tätig, hat eine operative Rolle in der neuen Geschäftsführung eingenommen. Und zu guter Letzt wurde auch im Spielerkader ein größerer Umbruch vollzogen: Džanan Musa (Dubai), Hugo González (Boston Celtics), Eli John Ndiaye (Atlanta Hawks), Xavier Rathan-Mayes (Bayern München) und Serge Ibaka (Milwaukee Bucks) verließen den spanischen Rekordmeister, gleichzeitig verpflichteten die Königlichen sechs neue Akteure: Chuma Okeke (Cleveland Cavaliers), David Krämer (Gran Canaria), Trey Lyles (Sacramento Kings), Théo Malodon (Asvel Lyon), Gabriele Procida (Alba Berlin) und Izan Almansa (Perth).

Während in der Liga ACB erst ein Spieltag absolviert wurde, und zwar siegreich, liegen hinter den runderneuerten Blancos bereits drei Spiele in der neuen EuroLeague-Saison. Und der Start ist zumindest deutlich besser gelungen als noch in der Vorsaison, als es zum Auftakt noch fünf Niederlagen am Stück gegeben hatte: Zwar verloren Mario Hezonja und Co. etwas überraschend die erste Partie bei Virtus Bologna, dann folgten aber zwei Heimsiege gegen Olympiakos Piräus und Asvel Lyon. Für eine seriöse Einschätzung der Leistungsfähigkeit des EuroLeague-Rekordsiegers ist es zwar noch deutlich zu früh, die ersten Eindrücke machen jedoch Mut, dass vor allem auf europäischer Bühne wieder mehr Konstanz und Stabilität einkehren werden.

Für Blancas bleibt der Weg zu Titeln steinig

Auch bei Real Madrids Frauen entschied man sich im Sommer für den ersten großen Umbruch seit Abteilungsgründung vor fünf Jahren, nachdem es in der Vorsaison trotz des guten Abschneidens in der UEFA Women’s Champions League, wo erst im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Arsenal Schluss war, erneut zu keinem Titel gereicht hatte. So trennte man sich bei Real Madrid Femenino zunächst nach vier Jahren von Trainer Alberto Toril, der von Pau Quesada beerbt wurde, anschließend verließen dann einige Stammspielerinnen den spanischen Vizemeister, unter anderem auch das Gesicht und Aushängeschild des Vereins in den vergangenen Jahren – Kapitänin und Weltmeisterin Olga Carmona zog es nach Paris. Parallel legte Real zudem eine bemerkenswerte Betriebsamkeit auf dem Transfermarkt und verpflichtete gleich fünf Spielerinnen von internationalem Format und erwiesener Klasse auf höchstem europäischen Niveau. So tragen nun neben Sara Holmgaard (Dänemark), Hanna Benisson (Schweden) und Bella Anderson (Schweden) auch zwei deutsche Spielerinnen das weiße Trikot – die Torhüterin Merle Frohms, die vom VfL Wolfsburg kam, sowie Mittelfeldfrau Sarah Däbritz, zuletzt bei Olympique Lyon unter Vertrag. Nachdem Melanie Leupolz unmittelbar nach Saisonende ihr Karriereende verkündet hatte, ist der deutsche Frauenfußball also nun noch stärker in der spanischen Hauptstadt vertreten.

Und beide Deutsche haben sich bereits als Stammspielerinnen etabliert – Frohms verdrängte die langjährige Nummer eins Misa auf die Bank, während Däbritz sich zur Chefin im Mittelfeld der Blancas mausern konnte. Der Saisonstart verlief insgesamt jedoch nicht ideal, denn einerseits haben die spanischen Vizemeisterinnen nicht nur die Playoffs zur Champions League mit zwei Siegen gegen die Frankfurter Eintracht (2:1 und 3:0), sondern auch den Auftakt der neuen Ligaphase gegen AS Rom (6:2) mit Bravour gemeistert, auf der anderen Seite es in der Liga F bisher eher durchwachsen. Nach sechs Spieltagen liegt das Team von Pau Quesada nur auf Platz fünf – bereits happige sieben Zähler hinter Tabellenführer Barcelona. Neben der Niederlage im Stadtderby bei den Atlético-Frauen patzten die Blancas auch noch bei Aufsteiger DUX Logroño (2:2) sowie bei CD Tenerife (0:0). Der Weg zu Titeln bleibt also schwierig, aber spätestens in der Copa de la Reine sowie in der Supercopa werden sich die nächsten Gelegenheiten bieten, um endlich eine Trophäe nach Valdebebas zu bringen.

Arbeloas Castilla mit Personalsorgen

Als Real Madrid Castilla im August in die Saison startete, vermisste man beim Reserveteam der Königlichen einige bekannte Gesichter aus der Vergangenheit. Nicht nur ging man nach sechs Jahren unter Raúl González Blanco mit einem neuen Trainer in die Saison – Álvaro Arbeloa, zuvor U19-Trainer in Reals Jugendakademie, ist der neue Mann an der Seitenlinie –, sondern hat es erneut auch mehrere Veränderungen im Spielerkader gegeben. Nachdem die Castilla schon in der Vorsaison ab November 2024 auf Abwehrchef Raúl Asencio, der inzwischen einen Profivertrag bei den Blancos unterschrieben hat, verzichten musste, verabschiedete sich im Sommer mit Jacobo Ramón (nach Como) auch dessen Nachfolger. Dazu wechselte Mittelfeldmotor Chema Andrés in die Bundesliga zum VfB Stuttgart, und auch das beste Sturmduo der spanischen dritten Liga aus der vergangenen Saison wird Arbeloa nicht zur Verfügung stehen: Gonzalo García (26 Tore, vier Vorlagen) hat nach sehr guten Leistungen bei der FIFA Klub-WM den Sprung in die erste Mannschaft der Königlichen geschafft, während Víctor Múñoz (elf Treffer, sieben Assists) inzwischen bei CA Osasuna unter Vertrag steht. Zu guter Letzt zog es Außenverteidiger Youssef Enríquez zu Erstligist Deportivo Alavés. Zeitgleich wurde der Kader durch die Rückkehr von Joan Martínez und César Palacios nach schweren Verletzungen verstärkt. Dazu muss man auch Mittelfeldregisseur Manuel Ángel zählen, der in der Vorsaison ebenfalls durch diverse Verletzungen ausgebremst wurde, und mit Arbeloa auf seinen alten Trainer aus der Juvenil A trifft, unter dem er mit Reals U19 2022/23 das historische Triple holte (regionale Liga, nationale Liga, Copa del Rey). Wie sehr der neue Castilla-Coach auf seinen ehemaligen Schützling baut, beweist unter anderem auch die Tatsache, dass er den 21-Jährigen zum neuen Kapitän ernannte. Neuzugang und Stürmer Rachad Fettal wird die schwierige Aufgabe haben, Gonzalo García zu ersetzen, während Daniel Yáñez in die Rolle von Múñoz schlüpfen soll.

Mit dem Auftaktsieg gegen Lugo (2:1) sowie dem erfolgreichen Debüt-Auftritt beim Premier League International Cup in Wolverhampton (1:0) verlief der Saisonstart vielversprechend, doch dann setze es in der Primera Federación vier – teils unglückliche – Pleiten in Serie. Erst am letzten Spieltag gelang Arbeloas Truppe bei Ponferradina (3:2) der zweite Ligasieg. Macht also sechs Punkte nach sechs Spielen – man muss sich zunächst nach unten orientieren. Zu allem Überfluss verletzte sich Stürmer Rachad früh und wird auf unbestimmte Zeit ausfallen, dazu sind Torwart Fran González, Verteidiger Jesús Fortea und Diego Aguado sowie Mittelfeldspieler Cristian David und Thiago Pitarch bereits am 22. September mit der spanischen U20-Nationalmannschaft nach Chila zur FIFA Weltmeisterschaft abgereist. Wenn Arbeloa wieder seinen gesamten Kader beisammen hat, sollten allerdings auch die Ergebnisse wieder passen, denn spielerisch hat sein Team bisher alles andere als enttäuscht.

Real Madrid C vor erneutem Abstiegskampf

Die 2023 wiedergegründete dritte Mannschaft von Real Madrid bietet jungen Talenten ein Sprungbrett zum Reserve-Team und sicherte sich in der vorvergangenen Saison den Aufstieg in die vierthöchste spanische Spielklasse, in der sie sich aktuell, nur eine Liga unter der Castilla, misst. Während man in der Saison 2023/24 eine Etage tiefer sowohl die beste Offensive stellte als auch in der Defensive glänzte, lieferte man in der vergangenen Spielzeit weniger fulminante Resultate.  Tabellenplatz 13 reichte am Saisonende nur zur Teilnahme am Playout zum Klassenerhalt, wo sich die Blancos zweimal gegen Villanovense durchsetzen konnten (1:0 und 2:1). Und auch in dieser Saison unter Neutrainer Joselu Sánchez eher nach Abstiegskampf aus, denn nach fünf Spieltagen stehen zwei Siege und drei Niederlagen zu Buche. Erschwerend kommt für die Dritte dazu, dass aufgrund der personellen Probleme bei der Castilla immer wieder Spieler beim Reserveteam aushelfen müssen – vor allem Stürmer Enrique und Jacobo wurden zuletzt schmerzlich vermisst.

Trotz Umbruch: Juvenil A marschiert

Mit der Beförderung Álvaro Arbeloas zum Castilla-Coach ging eine Erfolgsära bei Reals U19 zu Ende, in der unter anderem das Triple 2023 sowie der erste Platz in der División de Honor Juvenil in der vergangenen Saison gewonnen werden konnten. Mit dem Ex-Coach gingen auch die meisten Leistungsträger ins zweite Team der Königlichen, so dass die A-Jugend, die nun von Julián López de Lerma trainiert wird, mit einem gänzlich neuem Gesicht in die neue Saison startete. Das taten die jungen Blancos allerdings sehr furios, denn in der heimischen Liga steht nach vier Spielen die maximale Punkteausbeute zu Buche, und in der UEFA Youth League wurden die ersten beiden Partien der Ligaphase gegen Marseille (3:2) sowie bei Kairat Almaty (4:1) ebenfalls gewonnen. Es scheint, als müsste man sich um den königlichen Nachwuchs weiterhin keine Sorgen machen müssen.

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