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Kommentar: Das Kartenhaus PSG und der schlechteste Verlierer der Geschichte

Ich komme aus dem Grinsen einfach nicht raus. Real Madrid hat nicht nur auf dramatische Art und Weise eine Champions-League-Runde gedreht, sondern auch Europa einen großen Gefallen getan und nebenbei offenbart, was Nasser Al-Khelaifi wirklich für ein Typ ist. Mein Kommentar zu einem historischen Abend im Estadio Santiago Bernabéu!

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Nils Kern vs Nasser Al-Khelaifi
Kommentar von Nils Kern über Nasser Al-Khelaifi und sein PSG-Konstrukt – Foto: IMAGO / PanoramiC

Das Lächeln will einfach nicht verschwinden…

Kennt ihr das? Es geht einfach nicht weg. Dieses Lächeln, dieses Glücksgefühl, man kann es einfach nicht los werden. Das, was da am Mittwochabend im Estadio Santiago Bernabéu passiert ist, das war nicht nur ein normales Fußballspiel. Das war auch nicht nur eine normal-dramatische „Remontada“. Da wurde Geschichte geschrieben in Form eines der speziellsten Partien in der 120-jährigen Geschichte Real Madrids.

0:1 im Hinspiel, 0:1 zur Halbzeit im Rückspiel, aber dann noch 3:1. Und wie! Als ich nach fünf Stunden Schlaf am Donnerstag erwachte, dachte ich es war ein Traum, aber nein – es war real! Schon hakten sich die Mundwinkel wieder hinter die Ohren ein. Und mit diesem Gefühl bin ich nicht alleine: Wie viele Fans mir in den letzten Tagen schrieben – das gab es so noch nie! Und auch langjährige Socios kommen aus dem Schwärmen nicht heraus. Ein Freund, Nabil, tweetet selbst, dass er schon 5.000 (!) Real-Spiele in seinem Leben erlebte, darunter fünf Champions-League-Endspiele live im Stadion. Aber das am Mittwoch war eine der fünf emotionalsten Partien, an die er sich erinnern kann. Und wem geht es nicht so? Bei „La Séptima“ 1998 konnte ich dieses Gefühl nach 32-jähriger Durststrecke noch nicht verstehen, bei „La Décima“ 2014 schon, davor das 4:0 gegen Bayern, auch das Copa-Finale 2011, der unvergessliche letzte Spieltag 2007, das CL-Finale 2017, all die gehören auf mein persönliches Podium. Gemeinsam mit dem 9. März 2022. Also dem Tag, als nicht nur Real Madrid eine Runde auf die dramatischste Art und Weise drehte, sondern als Real Madrid ganz Fußballeuropa einen Gefallen tat und mehr neutrale Zuschauer hinter sich hatte, als jemals zuvor. Es war der Tag, als das Projekt PSG endgültig wie ein Kartenhaus zusammen klappte.

Als „alljährliche PSG-Kernschmelze“ bezeichnete es Fußball-Experte Nico Heymer, sein Podcast-Kompagnon Niklas Levinsohn fand ebenfalls treffende Worte: „Vielleicht ist Nasser Al-Khelaifi aktuell die peinlichste Figur im Weltfußball!“ (Anhören ab Minute 27:20) Ich würde sogar noch weiter gehen: Für mich ist Al-Khelaifi nicht nur ein schlechter Verlierer, sondern auch der größte „Loser“ der Geschichte – und seine größte Niederlage steht ihm noch bevor, mehr dazu später im Text.

Al-Khelaifi ging All In und hat sich episch verzockt

So dringend musste der 48-Jährige in Katars WM-Jahr 2022 die Champions League gewinnen mit genauso viel Druck wie Le Chiffre in „Casino Royale“ das Poker-Turnier gegen James Bond gewinnen musste. Aber so wie der Bond-Bösewicht hat sich auch der Katari episch verzockt, nachdem er sich während des Super-League-Chaos als Saubermann des Fußballs positionieren wollte. Durch das weltweite Fußballbeben übernahm er plötzlich den Vorsitz der Klubvereinigung ECA als Ersatz für Juve-Boss Andrea Agnelli, on top rutschte der beIN-Boss ins UEFA-Exekutivkomitee. Er tanzte auf allen Hochzeiten, ließ nichts unversucht, und so wollte es Aleksander Čeferins neuer „Bro“ endlich allen zeigen. Zu oft war er ausgelacht worden, weil das neue Katar-Prestigeprojekt teils peinlich aus der Königsklasse flog. 2019 nach einem 2:0-Hinspielsieg gegen United, ein Jahr davor zeigte man sich zu selbstbewusst gegen Real Madrid, und dann wäre da noch das geschichtsträchtige 1:6 nach 4:0 gegen Barcelona.

Al-Khelaifi hatte genug – aber nicht aus Sicht der Neuzugänge. Lionel Messi, Sergio Ramos und Co. sollten einen nicht nur aus Gehaltssicht längst aufgeblasenen Kader endlich zum ersehnten Titel führen. Und der vermutlich einzige Star, der aus emotionalen oder anderen ehrbaren Gründen noch für PSG aufläuft, hätte die französische Star-Truppe beinahe ins Viertelfinale geführt. Aber nur zwei der vier Treffer des Kylian Mappé zählten, stattdessen verschoss Lionel Messi einen Elfmeter, sodass jetzt Karim Benzema in 2021/22 mehr Tore gegen französische Klubs vorzuweisen hat (drei) als der Argentinier (zwei), der seit Sommer in der Ligue 1 spi-, naja, sein Geld verdient.

Geld gewinnt keine großen Titel

Um Messi soll’s hier nicht gehen, er hat nur ein Angebot angenommen. Al-Khelaifi ist es, der All In gegangen ist. Nicht nur „seine“ WM sorgte für Druck, sondern auch das nach Paris umverlegte Champions-League-Finale. Ob sein „Bro“ von der UEFA überhaupt an andere Austragungsorte gedacht hat? Alles schien vorbereitet, wie damals im Achtelfinale 2018. Nach dem 1:3 in Madrid sollte der Prinzenpark brennen. Tat er auch. Ich war selbst dabei und hatte das Gefühl, als hätten Al-Khelaifi und Co. höchstpersönlich auf jedem Platz der Heim-Fans ein Bengalo bereit gelegt, um das verhasste Madrid – damals bereits doppelt amtierender Titelträger – aus dem Wettbewerb zu kegeln. Stattdessen löschten Cristiano Ronaldo und Co., übrig blieb nur Rauch der Franzosen um ihren 222-Millionen-Neuzugang. Den Transfermarkt hatten sie gesprengt mit ihrem Öl-Geld, nicht aber das einfachste Fußballgesetz: Geld schießt (viele) Tore, gewinnt aber keine (internationalen) Titel! Dagegen hatten auch die Bayern im Finale 2020 was und zwei Jahre später hatte dann selbst das dank Florentino Pérez‘ Super-League-Plänen unter neutralen Fans noch mehr verhasste Real Madrid etwas mehr Unterstützer als für gewöhnlich – ein klassisches „Der Feind meines Feindes“-Szenario.

Dass Al-Khelaifi, ein Mann, der es gewohnt ist, sich eigentlich alles kaufen zu können, nicht verlieren kann, zeigte der Mittwoch ebenso. Sein Verhalten in den Katakomben des Bernabéus, erst gegenüber seinen Spielern, dann den Schiedsrichtern und gegenüber einem filmenden Real-Mitarbeiter (angeblich fielen die Worte „I kill you“) haben mit fairem Sportsmannsein nichts zu tun. In Real Madrids Hymne heißt es „Feind im Kampf, wenn er verliert, gibt er die Hand“. Vermutlich schwer verständliche Worte für den PSG-Präsident, der glaubt, Fußballmanager in Wirklichkeit zu spielen. Was der Katari jetzt verstehen könnte: 1. Unzählige Top-Stars ergeben noch keine Mannschaft. Und 2.: Nicht jeder Top-Star, stellt sich in den Dienst einer Mannschaft und treiben ihre Kollegen mit an, wie es David Alaba, Luka Modrić oder Karim Benzema taten. Stars ohne Allüren, wovon Real einige hat, mangelt es in Paris, wo Messi, Paredes und Co. gerne mal ein Training ausfallen lassen, Neymar und Verratti scheuen dagegen angeblich keine Einheit – an Konsole oder im Nachtklub.

So wie PSG wie von mir angekündigt keine Mannschaft ist, ist Al-Khelaifi kein Sportsmann. Und erst recht kein Saubermann, denn gegen ihn (und gegen Sportdirektor Leonardo) ermittelt nicht nur die UEFA wegen des mehrfachen Fehlverhaltens nach dem Abpfiff, sondern schon länger die Staatsanwaltschaft. So droht Al-Khelaifi eine 28-monatige Haftstrafe wegen Untreue, weil bei den Vergaben der TV-Rechte vergangener wie zukünftiger Weltmeisterschaften wohl – wen wundert’s bei FIFA und dem beIN-Boss – nicht alles koscher verlief. Untreue und Korruption hier, ein Aushebeln des Financial Fairplays dort, on top kommen jetzt noch die (noch nicht offiziell bestätigten) Ausraster im Bernabéu.

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Karim Benzema Real Madrid

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Al-Khelaifis größte Niederlage steht noch bevor: Mbappé

Al-Khelaifi hat alles versucht, was mit Öl und Geld möglich ist – Offizielle schmieren, Superstars kaufen – aber Herz, Identifikation und Geschichte, woran die Franzosen nicht nur im Bernabéu, sondern auch schon im Camp Nou oder gegen United gescheitert sind, kann sich auch ein künstliches Konstrukt wie PSG nicht leisten. Stattdessen ist der Katari so dreist, sich als „kleinen Klub“ zu sehen. „Wir (PSG und Real; d. Red.) haben sehr unterschiedliche Meinungen, Mentalität und Ziele. Ich glaube an einen Fußball, der für alle zugänglich ist, vom kleinsten bis zum größten Verein. Daran glaube ich und sie denken anders“, gab er im Februar zynisch zu Protokoll. Der Fußball, damit sind alle Fans und ehrlichen Spieler gemeint, wird niemals „zugänglich“ sein für skrupelllose und aggressive Investoren wie ihn, die on top noch als Marionette eines Staates mit unzähligen Menschenrechtsverletzungen dienen, um dessen Image in der globalen Gesellschaft aufzupolieren. Ob das jahrelange „Sportswashing“ für Katar zumindest ein wirtschaftlicher Erfolg war, ist nicht klar, aber trotz einem seit 2011 Minus von -950 Millionen Euro bei Transfers (nur ManCity und ManUnited haben mit -1,05 Milliarden eine noch schlechtere Bilanz, Real liegt mit -194 Millionen auf Rang 26), bleibt das große Ziel unerfüllt: der Henkelpokal.

Auch den kann Al-Khelaifi nicht kaufen, dabei steht ihm seine größte Niederlage noch bevor: Kylian Mbappé. Wie REAL TOTAL längst weiß, wird der künftige Weltfußballer im Sommer nach Madrid wechseln – trotz unzähliger Offerten (und des katarischen Blutgelds), trotz des Drucks aus sogar seinem privaten Umfeld. Mbappé bat im Sommer 2021 selbst darum, dass das unethische Angebot der Königlichen – angeblich bis zu 180 Millionen Euro für einen Spieler mit nur noch einem Jahr Vertrag – angenommen wird, aber die PSG-Bosse setzten alles auf Rot. Die Kugel landete bei Weiß. Real gewinnt alles – das Achtelfinale, Mbappé und wieder etwas Respekt nach dem Super-League-Fiasko. An einem anderen Tisch ist das Kartenhaus PSG möglicherweise nicht nur zusammen gefallen, sondern wird vielleicht gar nicht mehr richtig aufgebaut. Einerseits, weil Viertelfinale und Halbfinale (zusammen fast 30 Mio. Euro) einkalkuliert waren und so PSG nun aus Gehaltssicht (Spielergehälter haben sich seit 2019 verdoppelt) implodieren könnte und andererseits, falls Al-Khelaifis Geldgeber ein Einsehen haben und sich lieber wieder Wolkenkratzern statt Luftschlössern widmen.

Eines bleibt ganz sicher: mein Lächeln und die unvergesslichen Erinnerungen an einen historischen, weil für die globale Fußballgemeinschaft gerechten Abend.

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von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
Man könnte die zwei Klubs auch so ungefähr vergleichen.

PSG: eine operierte N***e vom Rotlicht, die jeder nimmt weil das Geld stimmt. ( z.B. Neymar oder Messi )

Real Madrid: eine von Natur aus bildhübsche, die nur besondere Person bekommen. ( z.B. Benzema oder Modric )

PS: bitte mich nicht löschen Ist nur mein persönlicher Vergleich. ;)
 
" […] die PSG-Bosse setzten alles auf Rot. Die Kugel landete bei Weiß."

UUUUUUUUUFFFFFFFFFFFFFFF
 
Man könnte die zwei Klubs auch so ungefähr vergleichen.

PSG: eine operierte N***e vom Rotlicht, die jeder nimmt weil das Geld stimmt. ( z.B. Neymar oder Messi )

Real Madrid: eine von Natur aus bildhübsche, die nur besondere Person bekommen. ( z.B. Benzema oder Modric )

PS: bitte mich nicht löschen Ist nur mein persönlicher Vergleich. ;)

Eine respektlose, abgrundtiefe Beleidigung gegenüber jeder hart arbeitenden Dame im ältesten Gewerbe der Welt! ; )
 
Dafür, dass dieser Clown einen Real Madrid-Mitarbeiter mit dem Tode bedroht hat, auf ihn losgegangen ist und von seinen Bodyguard-Schergen zurückgehalten werden musste, gehört er gesperrt und muss seine gekauften Posten bei der UEFA aufgeben. Sowas hat im Fußball nichts verloren. Dabei wurden er und sein Lakai Leonardo nur dabei erwischt, wie sie den Schiri bedrängt haben. Nasser ist ja gewohnt, alles mit Geld kaufen zu können und wenn das nicht klappt, zeigt er seine wahre widerliche Natur. Möge sein Spielzeug PSG nie die CL gewinnen und in der Versenkung verschwinden.
 
Thehehe Nils freut sich echt nen Ast ab - und Recht hat er!! :)

Ich werde den Moment von Karims 3:1 (mir war SOFORT klar, dass es das war - und wir damit weiter sein würden) auch niemals vergessen :D!
Und für Kylian war’s auch ein seeehr eindrucksvoller Abend, nehme ich doch an…


¡HALA MADRID Y NADA MAS!
 
Hallo und Danke für den Klasse Kommentar @Nils Kern. Schön das Du den letzten Ligaspieltag 2006/2007 mit erwähnt hast, an dieses Spiel dachte ich die Tage ebenfalls. Dort lagen wir zur Halbzeit in Madrid gegen Mallorca wieder 0:1 hinten, dann wurde der leider durch einen Autounfall verstorbene Jose Antonio Reyes eingewechselt, wir drehten die Partie in den letzten zwanzig Minuten in ein 3:1 (zwei Tore von Reyes, unvergessen sein Knierutscher über den Rasen) und wurden durch das bessere Torverhältnis Meister und Barcelona nur Zweiter (Zweiter ist auch toll, ich weiß :D )

Rund um Mbappe und den Umgang der Pariser Führungsriege kann man noch ergänzen, dass sie sich nicht an interne Absprachen mit Kylian hielten. Sie versprachen ihm gehen zu dürfen, wenn ein finanziell zufriedenstellendes Angebot ins Haus käme und er versicherte gleichzeitig, Paris nicht ablösefrei zu verlassen. Die kolportierten bis zu 200Mio. € kann man schon als angemessen bezeichnen, bei einen verbliebenen Einjahresvertrag und trotzdem hielten sie nicht ihr Wort. Lustigerweise appellierten sie im Nachklang trotz dessen immer wieder moralisch an Ihn.
Ich hoffe die Kataris verlieren im Anschluss an die WM, ihr Interesse an diesem "Projekt" und Paris "schrumpft" wieder auf Normalgröße. Sie sollten sich auf ihre grandiose Jugendarbeit konzentrieren und die Führungsriege austauschen, mögen werde ich sie danach trotzdem nicht, zu tief sitzen die unnötigen Niederlagen in den 90iger Jahren im UEFA-CUP und Cup der Pokalsieger...
 

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