
Sprechchöre im Bernabéu! Real-Fans huldigen Ceballos
MADRID. Als die reguläre Spielzeit am Donnerstag gegen den FC Valencia fast beendet war, holten die Fans von Real Madrid auf der Südtribüne nochmals zu Sprechchören für einen ihrer Stars auf dem Platz aus, denen sich folglich immer mehr Anhänger auf den restlichen Rängen anschlossen. Gerichtet nicht etwa an Routiniers und Legenden wie Karim Benzema, Luka Modrić oder Toni Kroos, die in jener 87. Minute im Übrigen schon auch gar nicht mehr mitwirkten. Empfänger der liebevollen Gesänge: ein gewisser Daniel Ceballos.
„Ceballos, quédate, Ceballos, quédate, Ceballos, quédateee“, riefen die Madridistas zunächst etwa eine Minute lang und animierten ihn damit, dem Klub und demnach auch ihnen über diese Saison hinaus erhalten zu bleiben. Gefolgt von lang gezogenen „Cebaaallos, Cebaaallos…“-Huldigungen, die durch das Estadio Santiago Bernabéu hallten. Dankend hob der Spanier seine beiden Hände nacheinander in die Höhe.
Never Surrender.
Ceballos, nuevo ídolo del Santiago Bernabéu. #DeportePlus pic.twitter.com/nuvgmFfw2n
— Fútbol en Movistar Plus+ (@MovistarFutbol) February 3, 2023
Ceballos und Real Madrid: Ancelotti rettet die Beziehung
Für ihn wird es ein Gänsehautmoment gewesen sein. Die vorläufige Erfüllung eines Traums, der ihn ein halbes Jahrzehnt lang begleitet hatte – und der zwischenzeitlich eigentlich schon geplatzt schien. Zur Saison 2017/18 war Ceballos von Real Betis zu den Blancos gewechselt, unter Zinédine Zidane aber kaum zum Zug gekommen. Nach zwei Jahren auf Leihbasis beim FC Arsenal kehrte er zurück, mit Carlo Ancelotti war ein neuer Coach da.
Ein gutes Omen, weil der Italiener ihn einst mal zu Serie-A-Klub SSC Neapel lotsen wollte. Aber dann: Riss im Sprunggelenk, lange Pause. Ceballos kämpfte sich nach einem rund halbjährigen Ausfall zurück, gehörte in der Rückrunde der vergangenen Saison zu den Edeljokern – und ist jetzt, ein knappes Jahr später, nach einer Hinrunde als klarer Reservist mehr oder minder Stammspieler. 2023 ist gerade mal einen Monat alt, dennoch hat sich Ceballos schon zu einem Gewinner herauskristallisiert – weil Aurélien Tchouaméni verletzt lange ausfiel, Modrić indes nach der Weltmeisterschaft vermehrt Verschnaufpausen braucht.
Real Madrid: Mittelfeld-Umbruch schreitet mit Ceballos voran
Der 26-jährige Iberer tritt im Stile des Kroaten dynamisch auf, brilliert mit einer feinen Technik am Ball, verlangt und verteilt das runde Leder obendrein wie ein Kroos. Gepaart mit einer hohen Einsatzbereitschaft und Qualität als nimmermüder Antreiber. Als solcher war er entscheidend an der Copa-del-Rey-Aufholjagd in Villarreal beteiligt (3:2 nach 0:2), als solcher verhalf er dem Team zu wichtigen Siegen beim Athletic Club und gegen Atlético.
Ancelotti spricht öffentlich inzwischen ganz offen davon, einen Umbruch im Mittelfeld gezielt voranzutreiben. Das Gesicht dieses Übergangs ist derzeit in erster Linie ebenjener Ceballos, weniger der ohnehin schon gesetzte Tchoauméni, Positions-Pendler Federico Valverde oder Eduardo Camavinga, der als Linksverteidiger aushelfen muss.
„Wir gehen den Übergang so an und ich denke, es wird bis Saisonende so weitergehen. Ich will denjenigen, die hinter Luka und Kroos sind, mehr Einsatzminuten geben – aber mit dem Wissen, dass Kroos und Modrić fundamentale Spieler für diese Mannschaft sind“, gab der Trainer im Anschluss an das 2:0 gegen Valencia zu verstehen.
Verlängerung nur Formsache – aber einen Haken gibt‘s
Worte, die in Ceballos‘ Ohren gut klingen werden – ebenso wie die Fangesänge. Ihren Wunsch nach einem neuen Vertrag wird er ihnen wohl kaum abschlagen, weil für ihn selbst ein Verbleib oberste Priorität genießt. „Hoffentlich habe ich solch eine komplette Karriere hier wie Luka und Toni“, so die unmissverständliche Botschaft des Andalusiers, der wohl nur durch einen Trainer-Wechsel nochmals ins Grübeln kommen könnte. Funktioniert hat er in Madrid de facto eben nur unter „Carletto“.
Es dürfte ebenso klar sein, dass die Vereinsführung diesen Ceballos nicht verlieren möchte. Real kann mit ihm eigentlich auch nur einen neuen Deal abschließen, da wegen des auslaufenden Kontrakts keine Ablösesumme mehr zu erzielen ist. Eine Trennung wäre angesichts des sportlichen Potentials ein großes Verlustgeschäft.
Ancelotti: „Ceballos macht es sehr gut, das erkennt jeder an – ich, die Fans, der Klub. Es ist ein vertragliches Thema, das Ceballos und der Klub diskutieren müssen. Ich glaube nicht, dass es ein sehr bedeutendes Thema wird, denn wenn Ceballos so weitermacht, wird er sehr wichtig sein.“ Das ist er schon. So sehr, dass selbst ein arrivierter Star wie Modrić um seinen Startelf-Platz bangen müsste, wäre morgen ein Champions-League-Finale. Ist es nicht, mit dem FC Liverpool (21. Februar, 15. März) und dem FC Barcelona (2. März, 18./19. März, 5. April) warten demnächst aber ähnliche Kaliber.
Carlo, dieser Ceballos muss jetzt auch bei den großen Spielen ein Protagonist sein!
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