
Wer fragt sich nicht oft, „was wäre, wenn“? Was wäre, wenn Álvaro Morata ein nicht so zwielichtes Umfeld, etwas mehr Geduld und weniger Selbstüberschätzung hätte? Klare Sache: Er hätte der Starstürmer bei Real Madrid werden können.
Lieber Álvaro, deinen Wechsel zu Atlético kann man durchaus als Rückkehr bezeichnen. Romantisch! Von 2005 bis 2007 hast du immerhin in der Jugend der „Rojiblancos“ gekickt. Und sogar dein Vater, immerhin ein bekennender „Atleti“-Anhänger, hat bestimmt leicht gejubelt, als du über Getafe 2008 in die berühmte „Fábrica“ von Madrid kamst. Und davon geträumt, du mögest einen ähnlichen Weg wie einst Real-Legende Raúl – ebenfalls aus Atléticos Nachwuchs – einschlagen?
Versteh’ mich nicht falsch: Ich würde den Wechsel zu Atlético nicht mal als Rückschritt bezeichnen. Klar, dein Chelsea-Projekt ist mehr oder weniger gescheitert trotz Pokalsiegs und 24 Toren in 72 Partien, die Nicht-Berufung zur WM als Tiefpunkt. Aber du und deine Familie, ihr dürftet euch im sonnigen Madrid sicher etwas wohler fühlen, das kann ich hier bestens verstehen. Und bei den “Matratzenmachern” glaube ich nicht nur, dass du deine Minuten kriegen wirst, in meinen Augen ist Antoine Griezmann nur noch die jetzige „Finale dahoam“-Saison da, danach könnte ein Knipser wie du doch durchaus einen Diego Costa in die Schranken verweisen? Stürmer Nummer eins! Und trotzdem, wirst du deine Tore und Siege nur bei Atlético feiern – keine Tore und Siege mit Real. Das ist in meinen Augen ein riesiger Unterschied.
Vielleicht wirst du ja, wie es die fürchterliche “Tradition” will, schon am 9. Februar im Derby gegen deinen Ex-Klub einnetzen?
Und trotzdem: Was wäre, wenn Papa Alfonso nicht so gierig und Presse-affin – übrigens ehemaliger Direktor von Cadena SER – gewesen wäre? Und wenn Opa Ignacio nicht so oft von Toren gegen Real geträumt hätte? Dann hättest du mindestens 2017/18 erneut die Champions League gewonnen, und wärst möglicherweise inzwischen die erste Wahl im königlichen Mittelsturm. Die Qualitäten will ich dir trotz schon einiger verpasster Torgelegenheiten nicht absprechen, aber du hattest nunmal nicht die Geduld. Und nicht den Willen. Selbst schuld!
Bei den „Indios“ wirst du viel Freude haben, auch wenn einige – darunter die Ultra-Gruppe “Frente Atlético” – dir die Schmähgesänge nach dem Champions-League-Finale 2014 noch immer übel nehmen. “Hier bist du nicht willkommen”, tweeten die sogar. Ach, was fasel ich: Dass 2015 für Juventus dein „Tor gegen Madrid das tollste Gefühl“ deines „Lebens“ war, hat einer zweigesichtigen Person wie dir auch niemand wirklich übel genommen. Deine “pro Real, gegen Atlético”-Bekenntnisse aus Castilla- oder Juventus-Zeiten waren da auch nichts mehr wert.
Aquí no eres bienvenido @AlvaroMorata. #VikingosFueraDelAtleti pic.twitter.com/KnqY6bzum8
— Frente Atlético (@FA82Oficial) 17. Januar 2019
Wie sagte schon einst der große Santiago Bernabéu Yeste: „Sich zwischen Atlético und Real zu entscheiden, ist wie sich zwischen arm und reich sein zu entscheiden.“ Dir wird es finanziell beim vermeintlichen “Arbeiterklub” an nichts mangeln. Arm wirst du höchstens an Titeln sein. Denn die ganz großen Erfolge und Triumphe, die hättest du mit den Blancos haben können, wenn du etwas mehr Geduld gehabt hättest. So tust du mir einfach nur leid.
Community-Beiträge