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Kommentar zu Ødegaard: „Du warst der Auserwählte!“

REAL TOTAL-Chef Nils Kern ärgert der (endgültige) Abgang von Martin Ødegaard besonders. Er sah im Norweger die Zukunft der Königlichen. Und wirft diesem nun vor, aufgegeben zu haben. Ein Kommentar mit – Vorsicht – Star-Wars-Verweisen.

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Nach dem Abgang von Ødegaard (l.) fühlt sich Nils Kern wie der verletzte Obi-Wan (r.) – Foto: IMAGO / AFLOSPORT & Lucasfilm Ltd.

Kennt ihr das? Dieses Gefühl der Resignation. Des Eingestehens, dass man selbst, dass die eigenen Hoffnungen und Erwartungen falsch lagen? Nun verlässt Martin Ødegaard Real Madrid endgültig und schließt sich dem FC Arsenal an. Und ich stehe da wie der verletzt-gekränkte Obi-Wan Kenobi und schreie dem Gescheiterten hinterher: „Du warst der Auserwählte!“

Nun hat sich der 22-Jährige natürlich nicht wie Anakin Skywalker den Sith angeschlossen, sondern ist „nur“ in die Premier League gewechselt. Und trotzdem fühlt es sich für mich wie eine persönliche Niederlage an. „Es hieß, du würdest die Macht (gemeint ist damit natürlich Real Madrid, was sonst?) wieder ins Gleichgewicht bringen“, hallen die Jedi-Worte durch meinen Kopf dem Norweger hinterher.

Er schaut nicht mal zurück. Wie ich, hat auch er aufgegeben. Zu einfach in meinen Augen. Dass er in seinen sechs Jahren und unter drei Trainern nie richtig Fuß fassen konnte, liegt natürlich nicht zu 100 Prozent nur an ihm, aber wie ich finde doch zu einem großen Teil. Elf Einsätze und nur 489 Minuten sind eigentlich nichts. Wie seine Torbeteiligungen: keine. Lag das nur am fehlenden Vertrauen Zinédine Zidanes? Zu einem Teil auch, aber bei mir bleibt der bittere Beigeschmack, dass Ødegaard nicht nur nichts riskiert hat, sondern auch jetzt den einfachen Weg geht. Geduld oder Identifikation mit seinem Arbeitgeber? Kaum feststellbar. Real Madrid verlassen für einen Klub, der seit 2017 nicht mehr in der Champions League spielte? Mit geringen Hoffnungen, dass sich daran etwas ändert geschweigedenn, dass sein neuer Trainer und Förderer sich noch lange halten kann? Er scheut den harten Weg.

Zumal die Frage gestellt werden muss, wie lange das „Oldie-Mittelfeld“ um Luka Modrić (fast 35) und Toni Kroos (30) wohl noch durch halten wird? Ohne Konkurrenzkampf geht es nicht, das traut er sich offensichtlich nicht zu und wählt lieber den Stammplatz bei einem Klub, der es nicht mal in die Europa League schaffte.

Ich hatte so viel Hoffnung, dass Ødegaard das neue Gesicht bei Real Madrid wird und für schnellen, vertikalen, risikoreichen Fußball steht. So wie er es erst bei Vitesse und dann auf großer Bühne bei Real Sociedad zeigte. 2020 der Kaltstart ohne Saisonvorbereitung bei den Blancos (zwei Startelf-Einsätze an den ersten beiden Spieltagen) konnte fast nur scheitern, die Flucht im Winter nach London war teilweise nachvollziehbar. Aber jetzt der erneute Rückzug? Im Dezember wird er 23, wie viel Geduld und falsche Hoffnungen soll man noch haben?

Er hätte so viel ändern können und auch wenn Fehler auf beiden Seiten getan wurden, finde ich, ist er an diesem Ende großenteils selbst schuld – dafür gab es dann doch genügend Anläufe und Chancen. Obi-Wan, ich teile deinen Schmerz. „Ich habe an dir versagt, Martin!“ Möge das Glück mit dir sein.

PS: Wer die Star-Wars-Verweise nicht verstanden hat, möge sich bitte diesen Ausschnitt (oder besser gleich die komplette Episode drei) ansehen:

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Ist seine Einschätzung den so falsch? Für Carlo war er ja eh immer nur ein PR Gag und es hat sich abgezeichnet, dass er wohl wieder nur MF Spieler Nr. 5-6 gewesen wäre, wad bei Carlos üblicher Rotation vielleicht 20 Einsätze ergäbe, wenn überhaupt. Der Verein hat sich Angebote angehört und schlussendlich ein weiteres fragwürdiges angenommen. Da fehlt mir dann irgendwo ein klares Zeichen a la "du bleibst hier, wir wollen und glauben an dich". Dieses haben z.B. Nacho und Militao mit dem Verkauf/Abgabe von Ramos und Varane bekommen, bei Martin ist nichts dergleichen passiert, im Gegenteil. Für mich war nach dem Milan Spiel eigentlich schon alles klar, viel deutlicher kannst du einem Spieler seinen Wert ja nicht aufzeigen, Martin hat die Konsequenzen gezogen, sein gutes Recht, nicht jeder will ewigs auf der Bank/Tribüne hocken.

Seh ich auch so und ich finde dafür spricht auch, dass er zu Arsenal ging. Ich schätze ihn als „Vertrauensspieler“ ein, jemand der spüren muss wichtig zu sein, um zu liefern. Dass er es drauf hat wenn man ihm Minuten und vertrauen schenkt, hat er ja schon gezeigt. Insgesamt, scheiße gelaufen, von beiden Seiten.. trotzdem finde ich seinen Wechsel OK und man sollte das auch respektieren, Spieler gehen zu lassen ohne ihnen gleich Ängstlichkeit oder mindere Qualität zu unterstellen

Mich nerven bei der ganzen Sache nur Fans, die ihn gern schlecht reden, während andere Spieler nach 1,2 guten Spielen wieder in den Himmel gelobt werden.

fans in a nutshell:

Vinicius schießt ein Tor: „Er sollte starter sein!“
Isco macht 5 Assists in 3 Jahren: “er steht zurecht vor Öde!“
Blanco macht ein paar Spiele in La Liga : „so viel besser als ödegaard !!1!!“

Meanwhile: öde spielt gut in Holland, macht ein starkes Jahr bei sociedad, wird einer ihrer besten Spieler, einer der besten Passgeber in La Liga
„Overhyped, hat keinen Willen, keinen Biss, kann nicht mal isco und den Platzwart überholen“

Die fans, die isco ödegaard vorziehen, sind dieselben, die bei der Wahl zwischen Vini oder bale als starter, Vinicius vorziehen würden weil bales Zeit „abgelaufen ist“ .

Hand aufs Herz: Carlo hätte wenn nötig noch Alaba, Marcelo, Vasquez oder Hazard im MF vorgezogen. Er hat es doch schon selbst in seinem Buch gesagt:
wenn er einen Spieler spielen lassen muss, weil PR Gag, dann wird er auch Möglichkeiten finden. Das gleiche gilt auch umgekehrt: wenn er Spieler nicht spielen lassen will, dann wird er dafür auch Möglichkeiten finden.
 

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