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Kommentar zur Chronik des Chaos: Messi, Bartomeu und Co. begraben Barça

Der Abgang von Lionel Messi hat die Fußballwelt schockiert. Und doch ist er nur die logische Folge, der Tiefpunkt einer jahrelangen Misswirtschaft bei dem Verein, der längst nicht mehr „mehr als ein Klub“ ist, sondern nur noch ein Zirkus. REAL TOTAL-Chef Nils Kern kommentiert Barcelonas „Chronik des Chaos“ und zeigt, warum nicht nur Josep Maria Bartomeu schuld an der gewaltigen Schieflage des Klubs ist.

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Nicht nur Bartomeu, auch Messi hat den Verein Stück für Stück ausgesaugt

Erstmal grundsätzlich vorab: Bei keinem Klub lief in den letzten Jahren alles wunderbar, erst recht nicht bei den Top-Klubs – und das nicht nur wegen Corona. Jeder Klub hat irgendwo Dreck am Stecken, vor allem Top-Klubs. So wurden auch bei Real Madrid einige falsche Entscheidungen getroffen – sei es bezüglich Personal oder sonstige Investitionen und Entscheidungen – aber was der FC Barcelona allein in den letzten zwei Jahren veranstaltet hat, musste irgendwann zu einem großen Knall führen. Mittlerweile gab es viele, große Knalle in Katalonien, eine Kettenreaktion, an deren Ende nun der (zumindest angekündigte) Abschied von Superstar Lionel Messi steht, dem gefühlt einzigen Unantastbaren der letzten Jahre, der an Barças Gesamtsituation durch jährliches Verlängern und Auswringen jedoch nicht ganz schuldfrei ist.

Corona ist nicht der einzige Grund! Jahrelanges Misswirtschaften über dem gesunden Maß hat nun seine Folgen. Wer 80 bis 90 Prozent seiner Einnahmen für Gehälter einplant, muss irgendwann auf die berühmte Schnauze fallen (Laporta sprach sogar von „110 Prozent“ beziehungsweise ohne Messi „95 Prozent“). Jedes andere Unternehmen wäre längst insolvent und aufgelöst, aber weil Barcelona immernoch hunderte Millionen einnimmt, kann der Laden irgendwie am Laufen gehalten werden – wenn auch mehr und mehr auf Sparflamme. Man hat über seinen Verhältnissen gelebt, sich einen Schuldenberg über eine Milliarde angehäuft, aber es gab nicht nur finanzielle Fehltritte in den letzten Jahren. Zu oft hat sich der Klub chaotisch präsentiert und moralisch fragwürdige Entscheidungen getroffen. „Més que un club“ ist nur noch eine Hülse, ausgehöhlt von Josep Maria Bartomeu, aber nicht nur von ihm, sondern von vielen anderen auch: Vorstände, die mehr Macht wollten, Berater und Spieler, die mehr Geld wollten. Zeit für einen Rückblick, was in den letzten zwei Jahren passiert ist.

Ein Auswahl der unterschiedlichen Fehltritte des FC Barcelona:

Das soll nur eine Auswahl sein. Neben anderen Kleinigkeiten (Pressekonferenzen in Autohäuser veranstaltet, Ärmel-Sponsor „beko“, mehrfaches Verschieben der Auszahlung der Mitarbeitergehälter) hat sich in den letzten Jahren in Barcelona nicht nur ein Schulden-, sondern auch ein Müllberg angehäuft, über den Fans gerne hinweg gesehen haben. Bartomeu mag die größte Schuld tragen, dass der Klub mehr und mehr am Boden liegt, aber auch Messi hat den Verein mehr und mehr ausgesaugt. Als sein 555-Millionen-Vertrag geleakt wurde, folgte nach dem Aufruhr prompt nach seinem ersten Tor Tweets wie „Darum verdient er 555 Millionen!“ Wo wäre da die Grenze? Hätten das Fans auch bei 666 Millionen geschrieben? Bei einer Milliarde? Das Ergebnis der scheinbar unendlichen Gier des Argentiniers – und primär seines Vaters und Beraters Jorge – sieht man jetzt. Mal nebenbei: Wenn er wirklich hätte bleiben wollen, dann hätte man auch irgendwie eine Lösung finden können – verdient hat er eigentlich genug in seinem Leben.

Das Wasser steht den Katalanen bis zum Hals, auch weil der Argentinier durch seine regelmäßigen Vertragsverlängerungen neue Arschbomben ins katalanische Becken setzte. Barcelona hat jahrelang getrickst und wollte das auch weiter tun, so verriet Bartomeu, man wollte Messi das Gehalt für zwei Jahre auf fünf Jahre zahlen, auch wenn der Argentinier nur bis 2023 verlängern sollte. Aber der finanzielle Spielraum in LaLiga ist endlich beschränkt, weswegen auch Real Madrid harte Einschnitte unternehmen musste: Beispielsweise wurde James Rodríguez verschenkt und auch für Sergio Ramos‘ Gehalt war kein Platz mehr. Bei den Königlichen mag noch lange nicht alles im grünen Bereich sein, und doch fahren sie in finanziell ruhigerem Fahrwasser, weil sie sich eher an die Regeln halten und das „Salary Cap“ für Real sogar erhöht wurde. Barça hat dagegen Schwierigkeiten alle Neuzugänge einzutragen, die Gehälter betragen „110 Prozent des gesamten Einkommen des Klubs. Die Zahlen sind deutlich schlechter, als wir sie zunächst erwartet haben“, wie Laporta bestätigt. Noch viel Arbeit liegt vor dem Barça-Präsidenten, vermutlich auch noch einige Fehltritte. Aber der Tiefpunkt dürfte längst erreicht sein.

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REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Guter Artikel. Jeder der immer noch Perez die Schuld gibt bzgl. Sergio Ramos sollte sich mal hinterfragen in dem Zusammenhang mit den Ereignissen bei Barca.
 
Was habt ihr immer alle mit diesem Sch...Mbappe Transfer. Ist das Beispiel Barcelona nicht abschreckend genug? Reicht ein Hazard, ein Bale nicht? Muss man jetzt wieder zig Mios in einen einzigen Transfer pumpen um die GalacticoMeute zufrieden zu stellen?
Wo ist der Unterschied zwischen 150 Mio. in Mbappe investieren, oder aufgeteilt in 2-3 Spielern?
 
Angeblich alles nur Show mit Messi um Druck auf Tebas zu machen. Damit er von diesem Vertrag absieht. Messi ist Das Aushängeschild der Liga.

Was denkt ihr zu dem Gerücht?
 
Was habt ihr immer alle mit diesem Sch...Mbappe Transfer. Ist das Beispiel Barcelona nicht abschreckend genug? Reicht ein Hazard, ein Bale nicht? Muss man jetzt wieder zig Mios in einen einzigen Transfer pumpen um die GalacticoMeute zufrieden zu stellen?
Um es kurz zu machen. Ich hab lieber einen Krachertransfer, der uns wirklich weiterhilft also 2-3 mittelmäßige Transfers, die uns nur ein wenig weiterhelfen.

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Naja, da kann man genauso fragen: Wo ist der Unterschied zwischen einem goldenen Baseball Cap und einer ganzen Garderobe?
Mit dem goldenen Baseball Cap kommst du in den VIP Bereich und mit der normalen Garderobe in den ALDI? :D

Ich sehe ehrlich gesagt nicht den Zusammenhang zwischen Barca's Finanziellem versagen und unseren Transfers wie Hazard, Bale und co.

Ob du bei Zalando nun die Bomberjacke für 500 Euro bestellst oder 3 Jacken für insgesamt 500 Euro spielt keine Rolle, wenn du die 500 Euro so oder so nicht hättest ausgeben sollen.
 
Was habt ihr immer alle mit diesem Sch...Mbappe Transfer. Ist das Beispiel Barcelona nicht abschreckend genug? Reicht ein Hazard, ein Bale nicht? Muss man jetzt wieder zig Mios in einen einzigen Transfer pumpen um die GalacticoMeute zufrieden zu stellen?

wir haben 120mio auf der hohen kante plus nochmal 50mio durch den varane verkauf bekommen also heul nicht rum wir sind nicht barca. Der mbappe transfer wird schon seit jahren in madrid eingeplant. Spätestens nächste jahr ist auch bale weg und damit nochmal ein riesen haufen an gehalt eingespart. Der abgang von ramos und auch der von varane haben ebenso nochmal über 40mio an gehalt eingespart, von diesen nimmt alaba mit seinen 10mio netto(20mio brutto) die hälfte ein. Heißt man hat noch 20mio an gehalt rest um nicht mehr zu bezahlen als letzte saison. Und selbst wenn wir mehr zahlen es wäre wie gesagt nur für 1 jahr. Also alles gut.

Perez kann man viel vorwerfen aber finanziell vertraue ich ihm blind.
 
Um es kurz zu machen. Ich hab lieber einen Krachertransfer, der uns wirklich weiterhilft also 2-3 mittelmäßige Transfers, die uns nur ein wenig weiterhelfen.

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Ist vermutlich kein Trade off, aber ich würde lieber Camavinga, Haaland und meinetwegen Olmo und/oder Koundé im Team sehen, als einen alleinigen Mbappé, dem man seit fünf Jahren hinterherrennt. Die Erwartungen an ihn sind dadurch so absurd hoch, dass man sich fast nur verbrennen kann.

Selbst Prime-Ronaldo hatte eines der (Spiel-)stärksten Madrids hinter sich. Ohne Alonso, Özil, Marcelo, Higuain, Benz, Di Maria hätte Ronaldo längst keine 40 Saisontore geschossen
 
Ist vermutlich kein Trade off, aber ich würde lieber Camavinga, Haaland und meinetwegen Olmo und/oder Koundé im Team sehen, als einen alleinigen Mbappé, dem man seit fünf Jahren hinterherrennt. Die Erwartungen an ihn sind dadurch so absurd hoch, dass man sich fast nur verbrennen kann.

Selbst Prime-Ronaldo hatte eines der (Spiel-)stärksten Madrids hinter sich. Ohne Alonso, Özil, Marcelo, Higuain, Benz, Di Maria hätte Ronaldo längst keine 40 Saisontore geschossen
Ist aber ein wenig unfair, weil ich finde dass Haaland auch ein Kracher ist, auf einer Stufe mit Mbappe.
Mir persönlich gefällt der Franzose ein wenig mehr aber wenn der Vikinger hier landet habe ich auch nichts dagegen.

Wie du richtig angeführt hast bringt auch ein Ronaldo alleine nicht viel. Er hatte seine starken Hintermänner und im Idealfall holt man sich auch beides.
Ich finde halt nur, dass man bevor man sich irgendwie einen Fabian Ruiz für 50 Millionen herholt ruhig mal Valverde und Ödegaard die Chancen geben sollte, sich mal zu zeigen. Gerade der Uru hat schon gezeigt, wie brutal er uns weiterhelfe könnte und auch Ödegaard hat schon verdammt starke Ansätze gezeigt.
Ich hab nichts gegen so Transfers a la Cavaminga. Im Gegenteil sogar hoffe ich, dass er bald hierher kommt.
Aber im Zweifelsfall verzichte ich auf einen guten 4.IV oder ein gutes Mittelfeldtalent, wenn man sich in diesem Sommer Mbappe holen kann.

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