
Carlo Ancelotti erwartet die Qual der Wahl. Die Verpflichtung Danilos sorgt dafür, dass Daniel Carvajal ab der Saison 2015/16 seine Stammplatzgarantie auf der rechten Abwehrseite einbüßt. Ebenso wie die meisten Madridistas bin auch ich ein großer Bewunderer und Befürworter des spanischen Eigengewächses, doch für einen Klub mit derart hohen Ansprüchen wie Real muss meiner Meinung auch eine solche Position doppelt stark besetzt sein. Carvajal und Danilo, beide 23 Jahre alt, repräsentieren die Zukunft.
In einer langen Saison mit bis zu 60 Pflichtspielen muss rotiert werden – im Idealfall ohne Qualitätsverlust. Bei allem Respekt vor Álvaro Arbeloa: In sportlicher Hinsicht stellt der 32-jährige Routinier spätestens seit dieser Spielzeit keine ernsthafte Konkurrenz mehr für Carvajal dar. Und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Danilo macht Carvajal besser – und umgekehrt. Da die Rolle des Außenverteidigers eine der kräftezehrendsten ist, werden beide genügend Einsatzzeiten erhalten. Ein positives Luxus-Problem, das zeigt, in welche Richtung der Champions-League-Sieger gehen will.
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In dieser Saison offenbaren sich die Probleme eines qualitativ zu dünnen Kaders. Nach einem glorreichen, aber anstrengenden Jahr 2014, in dem sich die meisten Spieler aufgrund der Weltmeisterschaft und Klub-Weltmeisterschaft kaum eine Verschnaufpause gönnen konnten, schwächelt das Ancelotti-Team. Der physische Verschleiß stach erstmals in der Copa del Rey hervor, als Cristiano Ronaldo und Co. bereits im Achtelfinale am laufstarken Stadtrivalen Atlético scheiterten, und wirkt sich mittlerweile auch auf die Liga und Champions League aus.
Real wird weiter nachrüsten. Mit Denis Cheryshev (FC Villarreal) und Carlos Casemiro (FC Porto) könnten zwei groß aufspielende Leihgaben ins Estadio Santiago Bernabéu zurückkehren und das Mittelfeld bereichern. Aufgrund des wahrscheinlichen Abgangs von Javier „Chicharito“ Hernández steht ein neuer Back-up für Karim Benzema auf der Agenda. Sollte der unzufriedene Fábio Coentrão seine Koffer packen, käme auch die Verpflichtung eines neuen Linksverteidigers in Frage. Die Verpflichtung Danilos schließt zwar auf viele Jahre hin eine Baustelle, aber es war nicht die größte. Immerhin: Ancelotti scheint zukünftig mehr rotieren zu wollen. Mehr Möglichkeiten schaffen Unberechenbarkeit. Und diese Unberechenbarkeit kann dazu beitragen, die Ziele einer langen Saison zu erreichen.
Danilo Luiz da Silva, geboren am 15. Juli 1991 in Bicas, machte seine ersten Schritte als Fußballer in der Jugendabteilung von Amércia Mineiro. Beim in Belo Horizonte ansässigen Zweitligisten feierte er 2009 auch sein Profi-Debüt. Dort hielt es ihn allerdings nicht lange. Als im Juni 2010 mit dem FC Santos der bekannteste und traditionsreichste Verein des Landes bei ihm anklopfte, verließ er seinen Heimatklub.
Bei Santos entwickelte sich Danilo schnell zu einer festen Größe. Gemeinsam mit dem späteren Barça-Profi Neymar gewann er 2011 die Copa Libertadores und die Staatsmeisterschaft von São Paulo.
Die Fähigkeiten des schnellen und robusten Rechtsverteidigers, der gelegentlich auch im defensiven Mittelfeld von Santos zum Einsatz kam, sprachen sich rasch bis nach Europa herum. Die in Südamerika sehr aktiven Talentscouts des FC Porto beobachteten ihn einige Male – und gaben rasch grünes Licht für einen Transfer.
Porto sicherte sich am 20. Juni 2011 den Zuschlag für Danilo. 13 Millionen Euro überwiesen die Portugiesen den Brasilianern – ein rekordverdächtiger Deal! Zu diesem Zeitpunkt war der Youngster der zweitteuerste Transfer der portugiesischen Fußballgeschichte. Ehe er jedoch in die europäische Hafenstadt pilgerte, spielte Danilo bis Anfang 2012 auf Leihbasis im Santos-Dress.
Für den Ex-Klub von José Mourinho hat Danilo inzwischen 134 Spiele absolviert und zehn Tore geschossen. 2011/12 und 2012/13 holten er und seine Kollegen die portugiesische Meisterschaft.
Vor seinem Wechsel nach Madrid hat der 1,84 Meter große Rechtsfuß noch die Möglichkeit, mit den „Drachen“ die nationale Liga und den nationalen Ligapokal zu gewinnen. Im Champions-League-Viertelfinale geht es für das Team des Spaniers Julen Lopetegui gegen den FC Bayern München.
„Danilo ist ein unverzichtbarer Mann für uns und trotz seines Alters ein Leader auf und neben dem Platz“, sagte Lopetegui vor einigen Monaten und ernannte seinen Liebling zum Kapitän. Neben seiner fußballerischen Klasse scheint der 23-Jährige auch die nötigen Führungsqualitäten für die Herausforderung Real Madrid mitzubringen.
Mittlerweile gehört Danilo auch dem Stammkader der brasilianischen Seleção an. Für die Weltmeisterschaft im eigenen Land von Luiz Felipe Scolari ignoriert, bestritt er unter Neu-Coach Carlos Dunga zuletzt alle Spiele von Anfang an. Darunter eins gegen seine zukünftige Mitspieler Karim Benzema und Raphaël Varane. Die Brasilianer bezwangen Frankreich mit 3:1.
Sein größter Erfolg mit der Nationalmannschaft war der Gewinn der U20-Weltmeisterschaft 2011. Ein Jahr später wäre beinahe ein weiterer hinzugekommen, doch Danilo und seine Kollegen mussten sich im Finale der olympischen Spiele in London mit 1:2 gegen Mexiko geschlagen geben.
Manu Sainz, Journalist der spanischen Sportzeitung AS, findet: „Danilo erinnert mich von seiner Spielweise her an den früheren Dani Alves.“ Die Merengues versuchten Alves vor dessen Transfer nach Barcelona im Sommer 2008 ins Estadio Santiago Bernabéu zu lotsen. Was ihnen damals nicht gelang, ist ihnen heute mit Danilo gelungen.
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