Reportage

Kroos, Hazard – und der VAR: Die Momente der Saison

Für Real Madrid war die Spielzeit 2020/21 am Ende eine ohne Titel, nicht aber ohne ein paar erinnerungswürdige Momente. REAL TOTAL blickt zurück.

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Pässe, Jubel und Tore: Auch ohne Titel war bei Real Madrid 2020/21 einiges los – Foto: AFLOSPORT/eu-images/Agencia EFE/imago images

2. CL-Spieltag: Casemiro weigert sich

Gegen den späteren Triumphator FC Chelsea konnte man ausscheiden, das Erreichen des Champions-League-Halbfinals war für dieses Real Madrid aller Ehren wert. Vor allem angesichts einer ziemlich üblen Vorrunde mit zwei Niederlagen gegen Shakhtar Donetsk.

Nach der ersten wären die Blancos beinahe komplett blamabel in die Königsklasse gestartet, doch bei Borussia Mönchengladbach weigerte sich Casemiro mit einer Vorlage (87.) und einem eigenen Tor (90.+3) nach 0:2-Rückstand schier im Alleingang, auch dieses Spiel zu verlieren.

Casemiro
“Casi” (#14) rettet einen Punkt in Mönchengladbach. – Foto: imago images/Team 2
Das war durchaus bezeichnend für eine offensiv enttäuschende Saison des spanischen Rekordmeisters, in der nur Karim Benzema (30) wettbewerbsübergreifend mehr Treffer erzielte als der brasilianische Abräumer (sieben).

8. Spieltag: Eden, bist du es?

Die Superlative gehen einem allmählich aus beim vom Verletzungspech geplagten Königstransfer der Königlichen, und es sind nicht die positiven. Eden Hazard bleibt seit seinem Wechsel nach Madrid im Sommer 2019 einiges schuldig. Wann endlich kommt er wirklich an?

Ende Oktober, beim ungewohnt deutlichen 4:1-Sieg über Huesca, hätte man das kurzzeitig meinen können, als etwa ein fulminanter Linksschuss des inzwischen 30-Jährigen aus gut und gerne 25 Metern ins Eck fuhr (im Video ab 3:43). Einer der Momente der Saison war aber tatsächlich nur eine Momentaufnahme.

9. Spieltag: O Soler mio

Real Madrids Rückschläge, und davon gab es auch 2020/21 ein paar, waren mitunter kurioser Natur. Selten kurioser als am 9. Spieltag in Valencia, wo es ein 1:4 setzte. Und wie.

Zu Raphaël Varanes unglücklichem Eigentor gesellten sich drei Elfmeter-Gegentreffer durch Carlos Soler, gegen den Thibaut Courtois gleich vier Mal antreten musste, weil der erste Strafstoß (den der Belgier gehalten hatte) wiederholt wurde. Es war einer dieser Tage. Haste Scheiße am Fuß …

Fassungslosigkeit in Valencia: Courtois musste sich vier Mal nach einem Elfmeter werfen – Foto: imago images/ZUMA Wire

CL-Achtelfinal-Hinspiel: Starker Fuß, schwacher Fuß

Die abgelaufene Saison war im Madridismo auch eng mit einer gewissen Verzweiflung verknüpft. Im Allgemeinen die offensive Harmlosigkeit gegen organisiert verteidigende Gegner betreffend, ein wenig spezifischer auf die vogelwilden Rechtsschüsse des Ferland Mendy bezogen.

Um das größere Problem im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen ein dezimiertes Atalanta Bergamo zu lösen, setzte sich der Linksverteidiger über sein kleineres hinweg und traf fulminant zum erlösenden 1:0. Mendy könne mit rechts sogar besser schießen als mit links, verriet Trainer Zinédine Zidane hinterher. Zumindest an diesem Abend hatte er recht.

Ferland Mendy
Mit Schwung ins Eck: Mendy war der Matchwinner in Bergamo – Foto: IMAGO/Gribaudi/ImagePhoto

CL-Viertelfinal-Hinspiel: Querpasstoni

Was sich liebt, das neckt sich, das gilt wohl auch im Hause Kroos. Wenn Felix also über Toni twittert – oder auch umgekehrt -, ist das meistens ein spaßig gemeinter Seitenhieb.

Ab und an kommt es aber auch vor, dass der kleine Bruder für den großen Partei ergreift, wenn anhaltende Kritik mal wieder ins Reich des Bodenlosen abdriftet. Dann reicht schon mal ein simples „Querpasstoni“, nachdem ebenjener im Champions-League-Viertelfinale gegen Liverpool einen Steilpass schlug, den so vielleicht nur er hätte schlagen können.

Gut, dass Vinícius Júnior die Maßvorlage auch verwertete, schmunzelten die Gebrüder Kroos bereits in ihrem Podcast „Einfach mal luppen“. Sonst hätte es der Moment wohl auch nicht in diese Aufzählung geschafft.

30. Spieltag: Monsieur Important

Seit drei Jahren wird er nun gesucht, der Nachfolger von Cristiano Ronaldo, wenn es einen solchen denn überhaupt gibt. Von außen kam er bisher nicht, doch da gibt es jemanden, der das königliche Dress schon eine ganze Weile trägt. Der ewige Benzema, vormals ein ewiger Zuspieler, übernahm die CR7-Rolle des Tor- und Punktgaranten in keiner Saison so sehr wie in dieser.

Wettbewerbsübergreifend waren es am Ende 30 teils „überlebenswichtige“ Treffer (nur 2011/12 traf er häufiger: 32), natürlich schlug der französische Nationalmannschaftsrückkehrer auch im Clásico zu. Und nicht irgendwie, sondern per Hacke. In der Champions League zog KB9 im Mai übrigens mit Ikone Raúl gleich (71 Tore – in 130 Spielen), nur mal so zur Einordnung. Chapeau.

Karim Benzema
Einer der besten Stürmer der königlichen Vereinsgeschichte, wie er leibt und lebt: Karim Benzema – Foto: IMAGO/Shutterstock

35. Spieltag: VAR-Sinn

Die vielzitierte eigene Kraft, aus der Titel gewonnen werden können. Es hätte im Schlussspurt die Kraft Real Madrids sein können, wenn es denn nicht zum VAR-GAU gekommen wäre: Potenzielles Tor auf der einen Seite, Intervention, potenzielles Tor auf der anderen Seite.

Als der Elfmeterpfiff am 35. Spieltag gegen den FC Sevilla umstritten die Seiten wechselte, fuhr selbst der gegenüber Schiedsrichtern so besonnene Zidane ein wenig aus der Haut. Und das hatte etwas zu heißen. Zum Beispiel, dass das nötige Glück, das den Königlichen in der Vorsaison noch hold gewesen war, 2020/21 einfach fehlte.

Zinedine Zidane
“Euer Ernst?” Wenn selbst Zidane und Kroos meckern, muss etwas passiert sein – Foto: IMAGO/Agencia EFE

38. Spieltag: Ungekrönte Remontada

Auf der Zielgeraden einer Liga-Saison, in der sich die (inzwischen drei) Großen allesamt fast ein wenig gegen den Titel zu sträuben schienen, triumphierte mit Reals Stadtrivale Atlético am Ende das Team, das es noch am ehesten verdient hatte.

Es hätte aber auch anders kommen können, weil Real Madrid an einem zähen letzten Spieltag gegen Villarreal in der Nachspielzeit einen Rückstand umbog – sodass nur ein weiterer Gegentreffer der “Rojiblancos” bedeutet hätte, dass man einen anderen Madrider Brunnen hätte schmücken müssen.

Karim Benzema
Mal wieder eine Aufholjagd: Die Meisterschaft war am 38. Spieltag noch greifbar, zumindest kurzzeitig – Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Das wäre nach einer Saison auf dem personellen Zahnfleisch, die trotzdem einige interessante Momente bot, aber wohl des Guten zu viel gewesen.

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von
Baumgart's Fussballblog

Baumgart's Fussballblog ist für die „wahren“ Fußballfans. Nostalgie, Hintergrundberichte und interessante Fakten. Auch hier bei REAL TOTAL!

Kommentare
Grundsätzlich steht jedem seine Meinung zu, aber ich bin schon etwas überrascht, wie viele die Saison als ausreichend bis gut bezeichnen.

Dass man im CL Halbfinale stand und bis am Ende die Meistershaft hätte gewinnen können, ist schön, täuscht aber auch über vieles hinweg. Wir hatten zeitweise 10 Punkte Rückstand auf Atletico, waren näher an Platz 5 als an der Spitze, in der CL fast in der Gruppenphase rausgeflogen, Copa absolut erbärmlich und selbst den "Trostpreis" Supercopa hat man leichtfertig hergeschenkt. Dass sich die Mannschaft im Frühling nochmal etwas gefangen hat, spricht für ihre Moral und dass man in der Woche mit Barca und Liverpool zur Stelle war, war schön, aber unter dem Strich reicht eine starke Woche halt einfach nicht.

Der Fussball war fast durchgehend bieder, die Mannschaft hat sich bis auf das 3-5-2 und Militao kaum weiterentwickelt, es ist noch immer zu 90% dieselbe wie vor 2-3 Jahren. Auch die "Momente der Saison" sprechen Bände, wenn man Hazards eine schöne Tor oder Casemiros Abschwächen einer Blamage nach der ersten Blamage dazuzählen muss.

Von mir gibts Note 4-, Minimalziele knapp erreicht. Erinnert mich an Studenten, die sich mit dem minimalsten Aufwand irgendwie durchmogeln. Gut war das über weite Strecken weiss Gott nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alle spiele Schrott bis auf die el classicos .. und was hat uns das gebracht nichts .. wir hatten einfach mehr Glück wie verstand standen zu gut da... Taktisch 0 physisch 0 nur inviduelle Leistung
 

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