
Ein Problem, das auch hausgemacht ist
MADRID. Wird das noch etwas mit dem Weiterkommen? Aufgrund einer 1:2-Niederlage vor heimischer Kulisse im Achtelfinal-Hinspiel gegen Manchester City hat Real Madrid sich am Mittwoch in der Champions League in eine missliche Lage hineinmanövriert. Auch wenn die Königlichen dem italienischen Schiedsrichter Daniele Orsato eine schlechte Leistung nachsagen, ist ihre aktuell problematische Situation durchaus auch hausgemacht.
REAL TOTAL liefert Erkenntnisse zu dem dürftigen Auftakt in die K.o.-Phase.
- SPIELWEISE: Die Madridistas kommen in das Estadio Santiago Bernabéu, um ein angreifendes Real zu sehen. Und nicht, um der Mannschaft dabei zuzuschauen, wie gut sie verteidigen kann. Angesichts der Qualität von City im Mittelfeld und Angriff war es sicherlich nicht falsch, zunächst einmal hinten nichts anbrennen zu lassen. Mit Blick auf die 90 Minuten agierten die Königlichen im Spiel nach vorne aber deutlich zu verhalten. Zu selten baute Real Druckphasen auf, zu oft verpufften Angriffe jäh. Während die Gäste aus Manchester laut der Statistik der UEFA insgesamt zu 16 Abschlüssen und acht Torschüssen kamen, waren es auf Seiten der Madrilenen bloß neun Abschlüsse und drei Torschüsse. Karim Benzema bewegte sich einmal mehr zu viel, sodass das Zentrum immer wieder leer blieb und Sergio Ramos ein ums andere Mal mit nach vorne ging. Isco hielt sich meist zwischen der offensiven Mitte und dem rechten Flügel auf. Vinícius Júnior sorgte über links für Wirbel. Er leistete sich zwar auch seine Fehler, doch mit seiner Auswechslung für Gareth Bale in der 75. Minute beim Stand von 1:0 war das, was Real offensiv zeigte, noch dünner. Er wird mal wieder schmerzlich vermisst, dieser Mann, der knapp ein Jahrzehnt lang 50 Tore garantieren konnte: Cristiano Ronaldo. In den letzten drei Spielen, die alle nicht gewonnen wurden, schoss Madrid nur drei Treffer – keiner davon geht auf das Konto eines Angreifers.
- REAKTION: „Wir haben innerhalb von fünf Minuten verloren, verdammt.“ Mit diesen Worten soll Sergio Ramos laut Lippenlesern auf das Gegentor zum 1:2 in der 83. Minute reagiert haben. Trotz am Ende zehn ausstehenden Minuten schienen sich die Blancos bereits nach diesem erneuten Rückschlag aufgegeben zu haben. Erst recht nach dem Platzverweis des Kapitäns wiederum nur 180 Sekunden später ließ das Team in Unterzahl ein wirkliches Aufbäumen vermissen. Die Körpersprache ließ stark zu wünschen übrig. Alles andere als typisch für Real, das stattdessen eher ängstlich agierte und hektisch versuchte, irgendwie vor des Gegners Tor zu kommen. Kein Wunder, dass letztlich nicht mehr als ein eigener Treffer heraussprang.
- TONI KROOS: Es hat wieder einmal ihn getroffen. Nachdem Kroos erst Anfang Februar beim Liga-Derby gegen Atlético einer System-Umstellung zur Halbzeit zum Opfer gefallen war, durfte er nun überhaupt nicht mitwirken. Und das, obwohl er doch eigentlich gesetzt ist und einsatzbereit war. Damals wie jetzt beteuerte Zidane, dass die Entscheidung keine gegen Kroos und rein taktischer Natur sei. Gerechnet hatte man vor der Partie eher damit, dass Luka Modrić auf der Bank Platz nehmen muss. Auch im City-Lager reagierte man verwundert. DFB-Kollege Ilkay Gündogan: „Ich war ein bisschen überrascht. Wir hatten ihn von Anfang an erwartet. Toni ist für Real ein Anker. Ich habe mich kurz mit ihm unterhalten und er sagte, dass er natürlich gerne gespielt hätte, sie am Sonntag aber auch einen Clásico haben.“ Anders als Carlos Casemiro machte Modrić seinen Job ebenso wie Federico Valverde zwar ordentlich (beide REAL TOTAL-Note 3), ein ballsicherer und pressingresistenter Taktgeber wie Kroos hätte Reals Spiel aber wohl zweifellos gut getan – zumal er in dieser Saison zu den besten Akteuren gehört. Wie kann man so jemanden gegen City nicht gebrauchen?
- DANIEL CARVAJAL: Der nach dem Leih-Abgang von Álvaro Odriozola konkurrenzlose Rechtsverteidiger erwischte gegen City einen gebrauchten Abend, gehörte zu den schwächsten Real-Profis. Carvajal unterliefen einfache Fehler, woraufhin er auch noch den Elfmeter zum 1:2 verursachte. Auch da erste Gegentor fiel über Reals rechte Seite. City scheint den 28-jährigen Spanier als Schwachstelle ausgemacht zu haben. Die Rufe der Fans nach Achraf Hakimi werden lauter, auch wenn dessen Defensivspiel ebenfalls nicht frei von Fehlern ist. Bei solchen Auftritten von Carvajal könnte dem noch bis Saisonende verliehenen Marokkaner die Entscheidung zwischen für eine Zukunft bei Real durchaus leichter fallen.
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