Unmittelbar nach dem unrühmlichen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in diesem Sommer habe er sich durchaus mit einem Rücktritt beschäftigt, gab Toni Kroos unlängst offen und ehrlich zu verstehen, am Ende entschied sich der Greifswalder aber dann doch für eine Fortsetzung seiner Karriere im DFB-Dress. Allerdings unter einer Bedingung, wie er im August in einem Interview mit der BILD herausstellte: Er benötige in den kommenden Jahren auch einmal Pause vom Länderspielbetrieb, könne nicht mehr jeden DFB-Lehrgang mitmachen. „Ich werde den Weg bis zur EM 2020 weitergehen. Ich habe mir schon vor der WM – und speziell danach – viele Gedanken dazu gemacht und alle möglichen Entscheidungen in Erwägung gezogen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich mehr Ruhepausen brauche als in den vergangenen fünf, sechs Jahren, um auch in den kommenden Spielzeiten auf dem gleichen Niveau zu bleiben“, gab Reals Nummer 8 kurz vor Saisonstart zu verstehen.
Jenes Niveau, auf dem er in den letzten Jahren nahezu durchweg agierte, vermochte Kroos in dieser Saison noch nicht gänzlich zu erreichen, bisweilen wirkte der Greifswalder in den letzten Wochen merklich überspielt. Eine Pause von den Länderspiel-Strapazen hat sich der 28-jährige Mittelfeld-Stratege in dieser Spielzeit allerdings noch nicht genommen. Auf einer Pressekonferenz des DFB in Berlin erklärte Kroos nun, wieso. „Jetzt ist wichtig, die Kurve zu kriegen und bessere Ergebnisse zu erzielen“, so der 88-fache Nationalspieler, „da will ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht rausnehmen“. Einerseits eine gute Einstellung gegenüber dem DFB – obwohl die Wichtigkeit des Nation Cups mehr als fragwürdig erscheint –, andererseits dürfte dieser Ehrgeiz bei den Königlichen eher gemischte Gefühle hervorrufen: Schließlich ist man bei den Königlichen – auch in Anbetracht der aktuellen Verletztenmisere – auf einen Kroos in Top-Form angewiesen. Nun spielt Kroos für den DFB, aber auch auf Kosten von Real Madrid?

Möglicherweise hilft ihm die Zeit bei der Nationalmannschaft auch dabei, wieder zurück in die Spur zu finden und dann auch wieder in Madrid an alte Leistungen anzuknüpfen. An Selbstbewusstsein hat der Weltmeister von 2014 offensichtlich nichts eingebüßt, den Störfeuern von außen tritt Kroos vehement entgegen. Dabei ist es ihm auch egal, dass die Kritik von seinem Ex-Kapitän Michael Ballack kommt (Ballack bestritt sein letztes Länderspiel beim Debüt von Kroos am 03. März 2010). Vor den Medien spielte er die kritischen Äußerungen des „Capitano“ gegenüber Löw herunter. Seine Aussagen seien „nichts mehr, als eine weitere Wortmeldung“. Auch zu den beruflichen Absichten von Ballack hatte Kroos eine nicht ganz ernst gemeinte These parat: „Vielleicht hätte er es dann übernehmen wollen“, gab der 28-Jährige süffisant zu Protokoll. Seinem aktuellen Bundestrainer stärkte er derweil den Rücken: „Neue Reize können ja manchmal auch vom gleichen Trainer kommen, wenn er sich hinterfragt. Und das hat er getan. Ich bin überzeugt, dass wir die Kurve mit Jogi Löw kriegen.“
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Am Samstag kann Kroos seinen selbstbewussten Worten nun Taten folgen lassen und hoffentlich mit einem guten Gefühl nach Madrid zurückreisen. Falls nicht, dürfte eine Pause von der Nationalmannschaft zeitnah sicherlich zu einer ernsthaften Option werden.
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