
Enger Plan: Kürzeste Saison aller Zeiten?
Auf die längste folgt die vermutlich kürzeste Saison der LaLiga-Geschichte! Corona-bedingt lagen der 1. und der 38. Spieltag 2019/20 ganze 338 Tage auseinander – jetzt müssen die 380 Partien aber innerhalb nur 252 Tagen über die Bühne gehen. So eng wie der Terminplan erscheint, so hoch dürfte die Belastung der Spieler ausfallen. Immerhin ist nur drei Wochen nach dem geplanten Liga-Abschluss am 22. Mai 2021 der Start bei der Europameisterschaft.
Bis dahin muss nicht nur LaLiga trotz der anhaltenden Pandemie zu Ende gebracht werden, sogar zwei Pokalendspiele wollen bestritten werden! Während am 17. April 2021 das „neue“ Endspiel stattfinden soll, ist für das „alte“ zwischen Athletic und Real Sociedad noch kein Termin gefunden – beide Klubs wollen erst antreten, wenn Fans wieder zugelassen werden.
Zweite Corona-Welle: Keine Fans denkbar
Enger Terminplan, zwei Pokalfinals und weiter keine Fans. Diese Saison wird definitiv eine andere. Gingen die letzten elf Spieltage nach der Corona-Pause „ruhig“ über die Bühne (vor dem Re-Start wurden am 8. Juni “nur” 167 neue Infizierte registriert), so befindet sich Spanien mittlerweile in einer zweiten Welle. Die balearischen Inseln stehen kurz vor einem erneuten Lockdown, und in Madrid die Ärzte vor einem Streik – wegen Überlastung. Landesweit über 10.000 neue Infektionen pro Tag bringen Land und Gesundheitssystem erneut an seine Grenzen. Von schon über 550.000 infizierten Personen gibt es mittlerweile fast 30.000 Tote zu vermelden. Und kein Ende in Sicht.
Auch bei den LaLiga-Klubs wurden schon etliche positiv getestete Profis vermeldet: Mariano Díaz, Samuel Umtiti, Mikel Oyarzabal, Ángel Correa, Šime Vrsaljko, sechs Spieler bei Athletic Bilbao, auch die „neuen“ David Silva oder Miralem Pjanić und viele mehr sorgten bereits für Schlagzeilen. Und inmitten dieser zweiten Welle soll es in der Primera División nun weiter gehen. Zumindest teilweise: Am 1. Spieltag greifen erst 14 der 20 Erstligisten ein, am 2. Spieltag folgt beispielsweise Real Madrid, am 3. Spieltag dann Barcelona. Die längeren Teilnahmen in europäischen Wettbewerben sorgt auch aus Sicht des Terminplans für eine „andere Saison“ – auch wegen der reformierten “Final Four”-Supercopa (11. bis 17. Januar) werden die 20 Klubs wohl erst am Saisonende gleich viele Spiele auf den Konten haben. So wird Real Madrids eigentliche Auftaktpartie gegen Getafe erst im Februar oder März nachgeholt.
Kaum Testspiele, viel Unruhe
Der spanische Meister muss wohl ohne Generalprobe die Saison angehen. Ein für 9. September geplantes Testspiel gegen Rayo Vallecano fiel kurzfristig aus – weil sich beim kleinen Stadtrivalen ein Corona-Fall ergab. Die zweite mögliche Testpartie gegen Getafe am 15. September ist noch nicht offiziell bestätigt.
Keine Fans, keine Testspiele, keine Ruhe. Auch der ewig anhaltende Streit zwischen Spaniens Fußballhäuptlingen Javier Tebas (LFP) und Luis Rubiales (RFEF) verpasst dem spanischen Fußball weiter ein chaotisches, unprofessionelles Image. Zwei Tage vor dem eigentlich für Freitag geplanten Wiederanpfiff wurde der Terminplan nochmal umgeworfen und auf Samstag umverlegt – hier konnte sich Nationalverband RFEF durchsetzen. Der Streit über das Wechselkontingent (weiter fünf oder zurück zu drei Wechseln) scheint noch immer nicht entschieden. Es ist ein ewiges, unwürdiges Tauziehen um unklar definierte Aufgaben und Verantwortlichkeiten rund um den spanischen Fußball.
Die Saison 2020/21, die 90. in der Geschichte der Primera División, wird definitiv eine andere. Übrigens auch für REAL TOTAL: Statt wie üblich in Madrid vor Ort und bei allen Heimspielen dabei zu sein, müssen wir weiter warten, bis wieder mehr Reporter in Stadien zugelassen werden.
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