Analyse

Warum Luka Modrić unersetzbar für Real Madrid ist

Seit achteinhalb Jahren ist Luka Modrić nun an der Concha Espina beheimatet. Doch selten war sein Wert für die Königlichen so hoch wie im Moment. REAL TOTAL versucht zu ergründen, warum der Kroate in der Mannschaft von Zinédine Zidane trotz hohen Alters von so großer Bedeutung ist und beantwortet die Frage, ob eine Verlängerung seines auslaufenden Arbeitspapieres der richtige Schritt wäre.

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Luka Modrić ist ein Künstler auf dem Fußballplatz und zurzeit unersetzbar für die Blancos – Foto: imago images / Lagencia

Ordentliche Statistik, außerordentlicher Einfluss

Drei Tore und ein Assist in LaLiga, ein weiterer Treffer in der Königsklasse in insgesamt 23 Einsätzen.  Eine Statistik, die sich auf den ersten Blick gut, aber keineswegs überragend liest. Wenn man das Spiel von Luka Modrić beurteilt, muss man allerdings genauer hingucken: Der Kroate ist ein Feingeist, wie man ihn auf dem Fußballplatz nur selten findet, dem es stets gelingt, Lösungen zu finden und völlig neue, dynamische Spielsituationen zu schaffen, aus denen seine Mitspieler zum Torerfolg kommen. Oftmals spielt der 35-Jährige den drittletzten oder gar den vorvorletzten Pass vor einem Treffer – und hat somit immensen Einfluss auf das Spiel der Königlichen.

Besonders deutlich wurde der Wert des Weltfußballers von 2018 in dieser für Real Madrid so schwierigen Saison: Immer, wenn Trainer Zinédine Zidane und seine Schützlinge mit dem Rücken zur Wand standen, sprang der Kroate in die Bresche. So geschehen in der Frühphase der Saison vor dem richtungsweisenden Clásico gegen den FC Barcelona sowie im Spätherbst vor den Duellen mit dem FC Sevilla und Borussia Mönchengladbach – dem Beginn der jüngsten Erfolgsserie.

Der Meister des Übergangsspiels

Während Nebenmann Toni Kroos im Durchschnitt zwar mehr Ballkontakte sammelt und eine höhere Passquote aufweist und Casemiro als Abräumer der sicherlich zweikampfstärkste Akteur im königlichen Dreier-Mittelfeld ist, versteht es kein Madrilene so gut wie Modrić, die Statik einer Spielsituation mit nur wenigen Bewegungen oder gar einem feinen Pass völlig zu verändern. So ist der Kroate stets in der Lage, das Leder auch unter größtem Gegnerdruck zu kontrollieren und sich mit einer intelligenten Körpertäuschung oder einer flinken Bewegung aufzudrehen oder zu lösen, um das Spiel der Blancos dann abrupt zu beschleunigen.

Im Clásico bekommt der Kroate den Ball unter Gegnerdruck und mit dem Rücken zur Spielrichtung – Screenshot: DAZN

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Blancos in der baskischen Kleinstadt Éibar, im Champions-League-Gruppenspiel mit KO-Charakter gegen Borussia Mönchengladbach oder im Clásico beim FC Barcelona antreten: Der Kreativkopf fordert den Ball immer da, wo es dem Gegner schnell wehtun kann – vor allem zwischen den gegnerischen Linien und in den Halbpositionen.

Schon während sich der Feingeist aus dem Gegnerdruck befreit scannt der das Feld, um das Leder in die Schnittstelle zu spielen – Screenshot: DAZN

Wenn Modrić sich einmal in Spielrichtung aufgedreht hat oder das Leder bereits in offener Stellung empfangen hat, nimmt er auch mit seinen nunmehr 35 Jahren blitzschnell Tempo auf, scannt das Feld vornehmlich nach Tiefenlaufspielen und sucht dann oft direkte oder diagonale Vertikalität. Diese Fähigkeit haben im Team der Blancos nur wenige andere Spieler (Martin Ødegaard weist gewisse Parallelen auf) kein Madrilene kombiniert Ballsicherheit, Passqualität und Übersicht jedoch so gut wie der WM-Finalist von 2018.

Gegen Barça geht der Kroate dem Leder im vollen Tempo nach und trifft am Ende mit dem Außenrist, eine weitere Waffe des „Abuelos“ – Screenshot: DAZN

Zum kompletten Spieler wird Modrić dadurch, dass er mit seiner brillanten Schusstechnik einerseits auch selbst torgefährlich ist (immerhin 26 Tore in 366 Spielen für die Königlichen) und sich andererseits auch nicht zu schade ist, selbst in einem recht hohen defensive Verantwortung zu übernehmen, womit er sich von seinem kongenialen Partner Toni Kroos abhebt.

Leaderqualitäten: Feingeist Modrić geht voran zumindest auf dem Platz

366 Spiele und schier unfassbare 17 (!) Titel sind die bisherige Ausbeute des Kroaten an der Concha Espina. Eins ist klar: In Madrid braucht der im ehemaligen Jugoslawien geborene Modrić, der während des Kroatien-Krieges flüchten musste und sich die Freude in einer düsteren Zeit nur durch den Fußball behielt,  niemandem mehr etwas beweisen. Geformt durch die harte und verlustreiche Zeit des Krieges, hat „Lukita“ sich über die Stationen NK Zadar, Zrinjski Mostar, Dinamo Zagreb und Tottenham 2012 zum spanischen und europäischen Rekordmeister gezaubert.

Auch wenn der Kroate von drei Mann unter Druck gesetzt wird, fordert er den Ball und findet Lösungen im Stile eines Leaders. Dabei scheint es Modrić egal zu sein, ob er in Éibar (wie in dieser Szene) ohne Zuschauer oder im Clásico vor ausverkauftem Haus spielt – Screenshot: DAZN

Und gerade die Spielzeit 2020/21, in der für Real Madrid viele Dinge nicht reibungslos laufen, offenbart den immensen sportlichen und menschlichen Wert des Ausnahmekönners: Modrić fordert den Ball, geradezu ausnahmslos und in jeder Situation. Er versteckt sich nicht, geht stets voran und übernimmt Verantwortung. Von Sir Alex Ferguson eins als „bester Spieler der Premier League“ geadelt, wird der Kroate dieser Zuschreibung auch in seiner nunmehr neunten Saison in LaLiga gerecht. Das Wort Druck scheint im Vokabular des WM-Finalisten ohnehin nicht vorzukommen.

Fazit

Lässt man die bisherige Spielzeit Revue passieren, wird deutlich, dass „Lukita“ zweifelsohne einer der Faktoren ist, warum sich die Saison der Merengues nicht noch komplizierter als ohnehin schon darstellt. Das ist auch der königlichen Klubführung offenbar nicht verborgen geblieben: So sollen sich Spieler und Verein bereits grundlegend einig sein, das bis 2021 gültige Arbeitspapier um ein weiteres Jahr zu verlängern. Der 35-Jährige selbst sagte jüngst: Ich will bei Real Madrid bleiben, solange ich mich gut fühle und dem Team helfen kann. Wenn man mich fragt – natürlich will ich bleiben und meine Karriere hier beenden. Wer würde das nicht wollen?“

Klar ist, dass ein Real Madrid ohne Luka Modrić zurzeit kaum denkbar scheint, auch weil die Alternativen im Kreativzentrum schlichtweg fehlen. Während Federico Valverde eher ein Box-to-Box Spieler ist, der primär von seiner Dynamik lebt und Marcos Llorente (Atlético) und Dani Ceballos (vorerst FC Arsenal) den Blancos den Rücken gekehrt haben, kommt Martin Ødegaard bislang noch wenig zum Zug. Da der Norweger jedoch am ehesten die Fähigkeiten des Kroaten auf den Platz zu bringen in der Lage ist, wäre ein Aufbau des Juwels in den kommenden Monaten wünschenswert – am liebsten an der Seite des Routiniers. Noch ist der Altmeister an der Concha Espina einfach unersetzbar.

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Kommentare
Ich wollte niemanden beleidigen, wenn du so empfindest, tut es mir leid. Was ich aber tat, waren Fakten auf den Tisch legen UND aufrütteln. Man sollte nicht hinter jeder „Schlagzeile“ hinterher hecheln, denn nur deshalb muss sie ja noch lange nicht stimmen! Man sollte einiges etwas lockerer angehen, denn das was man oft liest ist doch im Grunde genommen nichts anderes als die, nur allzu persönliche, Meinung des Verfassers. ;-)


Da man, weil ja Jovic nun verletzt ist, sich Odegaard ausgesucht hat, um die „Sau durchs Dorf zu treiben“ (irgendein armes Opfer findet sich schließlich immer), habe ich mir folgendes herausgesucht:

1.9. bis 19.9. 2020 verletzt Knieprobleme (= 18 Tage)
16.10. bis 6.11.2020 verletzt Wadenprobleme (= 21 Tage)
7.12. bis 20.12.2020 verletzt Wadenprobleme ( = 13 Tage)

Macht unterm Strich 52 Tage verletzt und natürlich danach auch nicht sofort und uneingeschränkt einsetzbar. Wie soll Zidane in so jemanden Vertrauen fassen? Der leiseste Windhauch und es gibt die nächste Verletzung!
Und genau genommen ist es mit Jovic und Hazard nicht besser, bei Jovic kommt noch eine gewisse Disziplinlosigkeit dazu.
Aber Hauptsache hier wird täglich ein Fass aufgemacht über Zidanes „Nichtkönnen“! Ihr solltet euch allesamt ins finsterste Eck schämen! Es zeigt nicht von Charakter immer nur mit den Wölfen zu heulen!

Was soll man dazu noch sagen? Wie soll man mit jemanden diskutieren, der andersdenkende grundlos beleidigt?
 
Wenn ich erwarte, dass 19-Jährige auf Anhieb so funktionieren wie gestandene Weltklasseleute, dann käme ich auch zu dem Schluss. Man muss langfristig denken. Keiner sagt, dass Modric jetzt nur noch 5 Minuten-Einsätze bekommen soll. Aber alle 5 Spiele 5 Minuten bringen Ödegaard und Co. und somit den Verein langfristig nicht weiter. Wieso wird ein Modric nicht mal nach 60 Minuten ausgewechselt? Wieso nicht Jovic mal 30 Minuten geben? Wieso spielen gegen jeden Wald- und Wiesengegner Varane und Ramos und nie Militao?
Zudem gewinnt man auch mit den Altstars aktuell wieder seine Spiele nicht.

Ganz einfach weil wir leider in der 60. den Sack bisher egal gegen wen noch nicht zugemacht haben.
Natürlich ist das ein Problem und natürlich ist es nicht schön und wäre besser wenn Odegaard mehr Einsätze hätte aber wie Ingeborg nochmals unterstrichen hat stand Odegaard nicht so oft zur Verfügung und vor allem ist die Aufgabe eines jeden Trainers maximalen Erfolg zu haben, bei uns sogar noch mehr als überall anders und da ist es im Moment eben schwer jemanden Einsätze zu geben der eben noch nicht mal richtigen Impact gibt. Ja er hat angedeutet was in ihm schlummert und ich will auch das er Erfolg hat aber wie ist die Parole hier im Forum "niemand steht über den Verein" und schon gar nicht die eventuelle Entwicklung eines Spielers.

Wenn ein fitter, also wirklich fitter nicht frisch genesener Odegaard bei einem 2/3-0 nicht kommt, dann versteh ich das Geschrei, wenn wir nen lauf haben und paar Spiele in Folge die Gegner abschießen dann auch aber in der aktuellen Situation?!

Leider hat man ja gesehen, dass eben dieses Stammpersonal zu oft diese Saison gewackelt hat. Was spricht also noch für sie? Erfahrung? Ich finde keiner von den aufgestellten ist essenziell für unsere Offensive, mit Ausnahme von Benzema wahrscheinlich, der aber dieses Spiel auch komplett untergegangen ist. Deine Argumentation würde mMn nur SInn machen, wenn der qualitative Unterschied zwischen Stamm und Back up zu groß ist, als den Back ups zu vertrauen. Und sich das eben auch in den Ergebnissen niederschlagen würde. Es ist immer ein gewisses Risiko, jüngere Spiele gegenüber erfahrerenern vorzuziehen. Kann aber genauso gut zum absoluten Vorteil werden. Und wann wäre der perfekte Zeitpunkt, wenn nicht gegen die zweitschwächste Defensive und Offensive der Liga? Zidane wusste, wie Osasuna spielen wird, und trotzdem hat er es nicht für nötig erachtet, Veränderungen vorzunehmen. Dieselbe Mannschaft, die gegen solche Gegner oft enorme Probleme hatte, stellt er eben wieder auf. Auch Osasuna kann sich dann natürlich einfacher auf uns einstellen.

Was wohl auch nicht verstanden wird ist, dass man mit eins, zwei Einsätzen schon viel, auch kurzfristig bewirken kann. Brilliert ein Ödegaard, Valverde, Rodrygo etc. und wird ihnen weiter vertraut, wird sich das in Ergebnissen auch wiederspiegeln. Was Zidane macht, ist letztendlich das unvermeindliche nur hinauszuzögern, nämlich endlich mal ein Herz fassen und jungen (und teils teuren) Spielern mehr zu vertrauen. Es kann nicht viel schlimmer werden als aktuell, im Gegenteil, es kann eigentlich nur besser werden. Ich gehe auch nicht davon aus, dass wenn Kroos mal 5 Spiele nicht von Anfang an spielt wir nur noch verlieren werden. Insofern ist das für mich alles wirklich nicht mehr nachvollziehbar. Es gibt noch soviele andere Argumente dafür, aktuell nicht mehr so konsequent auf die alte Garde zu setzen, aber das würde hier wohl den Rahmen sprengen. Hier trotzdem mal kurz angeschnitten:

- Potenzial und Entwicklung der einzelnen Spieler in Hinblick auf nächste Saison, welche meist nur durch Vertrauen und Spielpraxis gefördert werden kann
- Erholung des alternden Stammpersonals und Anreize durch Konkurrenzkampf --> Leistungsoptimierung
- aktuelle Ergebnisse und Inkonstanz sprechen eher für eine intensivere Rotation als dagegen
- spielerische Impulse, Variationen, Unberechenbarkeit, Spielästhetik, Horizonterweiterung des Trainers
- Marktwertentwicklung und finanzielle Absicherung
- Umgang mit jüngeren Spielern --> Innen- und Außenwahrnehmung
 
Es ist schon bitter, dass sich diese Saison unsere Spieler oftmals gerade dann verletzen, wenn sie anfangen groß aufzuspielen.

- Valverde hat wieder stark in die Saison gefunden, dann direkt Anfang November verletzt.
- Ödegaard hat richtig Bock bekommen Ende November gegen Inter, dann direkt Anfang Dezember verletzt.
- Rodrygo hat krank performed im Dezember, dann direkt Ende Dezember verletzt.

Das hat dann irgendwie schon auch mit Pech zu tun und nicht nur mit Zizou's Einwechslungen (auch wenn ich das späte Einwechseln ebenso kritisch sehe!).
 
Glaube Modric wird von den meisten zwar als Weltklasse-Spieler wahrgenommen, aber dennoch ab und zu unterschätzt.. Wird extrem schwer den zu ersetzen. Gestern hab ich ein Video gesehen von Ancelotti, wo er sein "Traum-Mittelfeld" von allen Spielern die er gecoacht hat, bildet und da spricht er auch über modric..

Anbei der link falls es jemanden interessiert:

Hätte die exakt gleichen Spieler Rio Ferdinand gewählt, nur Lampard und Modric hätte ich natürlich getauscht. :)
 

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