
Luka Modrić reißt das Bernabéu von den Sitzen
MADRID. Die 43. Minute in Real Madrids LaLiga-Duell am Samstag mit Real Sociedad (4:1) hat mal wieder deutlich gemacht, warum es als sicher gilt, dass Luka Modrić trotz seiner 36 Jahre mindestens eine weitere Saison ein Königlicher bleiben dürfen wird.
Der Mittelfeld-Star erhält den Ball nach einer kurz getretenen Ecke von Karim Benzema, zieht wenige Meter vor dem Strafraum von der halbrechten Seite Richtung Mitte, täuscht Gegner David Silva mit einer Finte. Dann hämmert er das runde Leder mit seinem schwächeren linken Fuß zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung in die linke Ecke.
Das Estadio Santiago Bernabéu reißt es von den Sitzen, selbst Carlo Ancelotti feiert frenetisch, ballt und schüttelt seine Fäuste, neigt sich nach hinten, brüllt seine Freude heraus. Später in der Begegnung, in Minute 82, passiert in der Heimstätte der Blancos mal wieder das, was man mittlerweile schon gewohnt ist: huldigende Modrić-Sprechchöre und eine Menge Applaus hallen durch das Rund, als er ausgewechselt wird und für Daniel Ceballos Platz macht. Die Madridistas lieben ihn, ihren kleinen Kroaten.
Wie trifft man so? Luka Modrić lacht: „Weiß nicht“
Wie schießt man solche Tore wie jenes an diesem Abend kurz vor dem Halbzeitpfiff? „Ich weiß nicht“, antwortete der Routinier nach dem Abpfiff im Stadiontunnel auf dem Weg in die Kabine lachend. „Du schießt aufs Tor und er geht rein. Ich bin nach innen gedribbelt, habe mit dem linken Fuß geschossen und er ging rein… sehr gut“, sagte Modrić simpel.
„Modrić lebt für den Fußball und seine Mannschaft“
Die Nummer 10 ist für die Madrilenen auch in dem hohen Alter noch unverzichtbar. Doch was steckt dahinter? Ein Schlüssel des Erfolgs: Modrićs Disziplin, Fleiß und Hingabe. Der Weltfußballer von 2018 wird beispielsweise seit fast sieben Jahren eng von dem Kinesiologen Vlatko Vucetic begleitet. Die Kinesiologie vereint Erkenntnisse aus der Meridianlehre, Chiropraktik, Ernährungs- und Bewegungslehre.
„Er arbeitet eine Menge, ist absolut ein Spieler und ein Mensch, der für den Fußball lebt, für seine Mannschaft. Er ist ganz anders als die anderen. Er will, dass die Mannschaft gut spielt. Er ist glücklicher, wenn die Mannschaft gut spielt, nicht er selbst. Und er konzentriert sich auf sich und seinen Körper, arbeitet jeden Tag“, ist Vucetics Erfahrung, die er nun in einem Interview mit der Sportzeitung AS geteilt hat.
„Modrić sieht drei oder vier verschiedene Lösungen“
Ein bedeutender Parameter, die den Taktgeber des weißen Balletts auszeichnet, sei „die motorische Intelligenz für den Fußball, insbesondere für einen Mittelfeldspieler. Wie schnell er Entscheidungen trifft, wie schnell er Probleme löst – darin ist Luka einer der Besten der Welt. Er sieht das Spiel unvoreingenommen und hat, bevor er in Ballbesitz kommt, eine andere Sicht auf das Spielfeld als andere. Modrić sieht drei oder vier verschiedene Lösungen, sein Gehirn analysiert spontan die Situation vieler Spieler um ihn herum und trifft dann schnell eine Entscheidung. Manchmal denkt er schneller als sein Teamkollege und wo er den Ball hinspielt, ist dann niemand“, so Vucetic lachend.
Er traut Modrić absolut zu, noch länger aktiv zu sein – bis 40 sogar: „Wenn man so trainiert und einem Ernährungsplan folgt wie Cristiano Ronaldo oder (Zlatan) Ibrahimović, Luka und andere Spieler, dann ist das möglich. Das sind Spieler, die sich wirklich auf ihre Körper konzentrieren.“ Könnte also sein, dass die Vertragsverlängerung bis 2023 nicht die letzte ist. Wie viele Sprechchöre es dementsprechend wohl noch geben wird?
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