
Offensivere Variante: Jesé vertritt Bale, nicht Illarramendi
BILBAO. Der FC Barcelona hat seine gestrige Partie am 22. Spieltag im heimischen Camp Nou mit 2:3 gegen den FC Valencia verloren und Titelrivale Nummer zwei, Atlético Madrid, am heutigen Abend mit einem 4:0 über Real Sociedad die Spitze der spanischen Meisterschaft übernommen. Der Patzer der Katalanen verbreitete Freude an der Concha Espina, obwohl diese gar nicht gerechtfertigt war – zumindest so lange nicht, bis die eigenen Hausaufgaben gemacht wurden. Und die waren schwer genug. Um in der Tabelle an Barça vorbeizuziehen, benötigten die Madrilenen beim prächtig aufgelegten Tabellenvierten Athletic Bilbao einen dreifachen Punktgewinn. Eine mehr als unangenehme Aufgabe, wie sich herausstellte.
Zur Lösung dieser Aufgabe in Form eines Erfolges setzte Carlo Ancelotti für den angeschlagenen und in Madrid gebliebenen Gareth Bale mit Jesé Rodríguez statt Asier Illarramendi auf die offensivere Variante. Ángel Di María damit weiterhin im Dreier-Mittelfeld neben Xabi Alonso und Luka Modric, den Angriff komplettierten Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. In der Defensive vertraute Real Madrids Cheftrainer auf Daniel Carvajal, Pepe, Sergio Ramos und Marcelo, dahinter wie gewohnt Torhüter Diego López.
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Bilbao macht Druck, Blancos können sich nicht entfalten
Hinein ins Match: Kein Abtasten, kein Hineinkommen – früh deutete sich an, dass man im neuen San Mamés rassige und spannende 90 Minuten erleben würde! Nachdem sich Ronaldo nach einem missglückten Abschlag von Bilbao-Keeper Iraizoz aus guten 35 Metern mit dem linken Fuß ein Herz fasste und nur knapp rechts am Tor der Hausherren vorbei schoss – 22 Sekunden waren da gerade einmal gespielt –, spielte sich das Match in den ersten 15 Minuten fasst ausschließlich zwischen den beiden Strafräumen ab. Viele Zweikämpfe, die die Stimmung pèu a pèu zum Kochen brachten, beide Teams präsentierten sich in einem wachen, aber nicht immer total konzentrierten Zustand. Ein Gefühl von: Bilbao wollte, Real sah sich in der Pflicht. Die Basken einen Tick aggressiver als die Superstars aus der Hauptstadt, womit sie ab Minute 17 mit dem eigenen Anhang im Rücken langsam aber sicher auch das Heft in die Hand nahmen: Aduriz stielte sich an Marcelo und Pepe vorbei, rann in den Real-Strafraum und schoss aus 15 Metern nur knapp am rechten Pfosten vorbei – das erste laute Raunen, die erste dicke Chance! Nur 60 Sekunden darauf folgend (18.) wieder Bilbao mit einer Hereingabe von rechts, die Muniain auf Höhe des zweiten Pfostens aber vom Fuß ins Toraus sprang. Und wiederum nur eine Minute später (19.) Herrera mit einem Distanzschuss aus 25 Metern. Drei Warnsignale binnen kürzester Zeit.
Von den Blancos nicht nur bis dahin, sondern in den gesamten ersten 45 Minuten keine echte, brandgefährliche Möglichkeit vor des Gegners Tor – trotz zahlreicher Bemühungen, die aber immer wieder am finalen Pass scheiterten. Gegen eine gut verteidigende Basken-Abwehr schienen die drei Offensivkräfte Ronaldo, Benzema und Jesé noch einen weiteren Mitspieler gut gebrauchen zu können. Zwar versuchte Modric oft aus dem zentralen Mittelfeld mit Tempo etwas zu bewirken, jedoch zwangen den Kroaten die Angriffe der Mannschaft von Ernesto Valverde genauso häufig in die eigene Defensivreihe. Real Madrid schlichtweg ohne Durchschlagskraft und zu sehr damit beschäftigt, sich gegen mutige und fightende „Löwen“ zu wehren. Durchgang eins war sogar derart kampfbetont, dass sich Benzema nach einer Ausholbeweung seines Kontrahenten zwischendurch eine blutige Lippe einhaltende (24.) und Alonso plötzlich selbst mit Schiedsrichter Ayza Gámez in einen Zweikampf verwickelt wurde (10.) – versehentlich natürlich.
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Mehr Initiative nach dem Wiederanpfiff
Der Pfiff zum Pausentee wird den Akteuren aus Madrid gut getan haben. Vor allem, weil sie mit etwas mehr Mut, Willen und Engagement aus den Katakomben zum Anstoß von Durchgang zwei kamen. 120 Sekunden nach dem Wiederanpfiff (47.) prüfte Modric Iraizoz aus der Distanz, vier Minuten später (51.) ließ CR7 das runde Spielgerät endlich im gegnerischen Netz zappeln. Aber: Abseits! Der Portugiese quittierte die hoch stehende Fahne des Linienrichters mit einem Lächeln und Fingerzeig, doch die Entscheidung war die einzig korrekte. Gefährlich kam Real in Minute 54 wieder vor Bilbaos Gehäuse, als Benzema aus linkem spitzen Winkel zum harten und platzierten Linksschuss ansetzte, der Schlussmann jedoch zum Eckball entschärfte.
Achterbahnfahrt: Führung, Ausgleich, Ronaldo-Rot
Nach zehn Minuten des ausschließlichen Kampfes bediente Benzema auf der linken Seite den Weltfußballer 2013. Ronaldo verarbeitete das Leder unbedrängt und spielte es flach ins Zentrum, bevor die ersten Basken herangestürmt kamen, um ihm die Kugel abzuluchsen. Gute Entscheidung, denn in der Mitte hielt Jesé Rodríguez seinen Fuß hin und verwandelte! 1:0 für Real Madrid! In einem schweren Spiel zur Stelle sein und zu führen? So wird man Meister! Oder?
Als der Treffer fiel, waren 64 Minuten auf der Uhr. Gelesen war die Messe also bei weitem noch nicht. Erst recht nicht, weil Bilbaos Wille auf Tore ungebrochen war – und letztlich auch belohnt wurde. Neun Minuten nach dem Madrider Jubel folgte der baskische! Ibai Gómez, kurz zuvor eingewechselt, hämmerte von halbrechts aus rund 21, 22 Metern einfach mal drauf und traf ins lange Eck. Keine Chance für Real-Keeper López, der 1:1-Ausgleich in der 73. Minute. Das erste Gegentor im Jahr 2014, das erste Gegentor nach acht Partien ohne ein einziges. Aber noch viel schlimmer als das: Der Punktverlust kam von Minute zu Minute näher – ausgerechnet nach dem Patzer des FC Barcelona, den man doch unbedingt nutzen wollte. Nach 90 Minuten und drei Minuten Nachspielzeit stand ein 1:1-Unentschieden auf der Anzeigetafel. Bitter aus Sicht der Gäste, aber irgendwie auch nicht unverdient für den Tabellenvierten. Und zu allem Überfluss musste die Ancelotti-Elf in der Schlussviertelstunde auch noch ohne ihren Superstar Ronaldo auskommen. Der 28-Jährige ließ sich zu einem Schlag ins Gesicht von Gegenspieler Gurpegui hinreißen, glatte Rote Karte (74.). Er wird Real Madrid nun mindestens für zwei Liga-Spiele nicht zur Verfügung stehen.

Wer nun der große Nutznießer ist und sich ob der Patzer von Real und Barça ins Fäustchen lacht: Atlético Madrid, das dank des eigenen Triumphs nun mit drei Punkten vor den Spitzenklubs Klassenprimus ist (57 Punkte, Real und Barça 54) und übrigens der kommende Kontrahent der Königlichen ist. Mittwoch, 20 Uhr, Estadio Santiago Bernabéu, Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker)…
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