
SEVILLA. Vor dem großen Clásico hat Real Madrid einiges verloren: drei Punkte in Sevilla, zum ersten Mal überhaupt in dieser Saison, die Tabellenführung an Barcelona und in Sergio Ramos möglicherweise einen weiteren Spieler. Doch das königliche Lazarett lichtet sich nach und nach und Rafael Benítez konnte elf eigentlich wettbewerbsfähige Spieler ins Rennen schicken: Casilla – Danilo, Pepe, Ramos, Nacho – Kroos, Modric, Casemiro, Isco – Ronaldo, Bale
Pfosten, verwehrter Elfmeter, Führung – dann Sevilla
Halbzeit eins lässt sich prima in zwei Hälften unterteilen: Die, in der die Königlichen klarer Chef auf dem Platz waren und folgerichtig in Führung gingen. Und die, in der Sevilla plötzlich erwachte, aggressiver wurde, den Ausgleich erzielte. Ungewohnt zugriffslos agierten die Andalusier zu Beginn. Von Reals letzten drei Besuchen gewannen sie zwei und selbst der FC Barcelona ging zuletzt als Verlierer vom Platz des Ramón Sánchez Pizjuáns. Dabei war stets hohe Aggressivität und Intensität zu spüren – an diesem 11. Spieltag zu Beginn „nada“. Stattdessen Madrid: Anfangs versuchte Sergio Ramos noch Cristiano Ronaldo mit langen Bällen zu finden, allerdings gelang nur Pepe dies nach einigen Minuten, auch wenn Mariano den Weltfußballer im letzten Moment störte. Doch die Gäste hatten noch mehr Mittel dabei – und einen Gareth Bale, der vieles versuchte, jedem Ball nachging und Rico früh mit einem Kopfball prüfte. Die Blancos hätten früher führen müssen – doch nach einer Ecke scheiterte Nacho mit seinem Schuss am Innenpfosten und eine mit der Hand abgewehrte Bale-Flanke im Strafraum wurde irgendwie übersehen. Machte anfangs nichts – die „Sevillanos“ fanden nicht statt: Konter verpufften, null Aggressivität, ungenaue Zuspiele. Kiko Casilla berührte in Minute 16 erstmals den Ball.
Eine dicke Ballberührung hatte Ramos in der 23. Spielminute, als er mit einem Fallrückzieher nach Kroos-Ecke genau ins Tor, aber auch genau seine verletzte Schulter bei der Landung traf. Madrids Kapitän versuchte es noch weiter, musste dann aber durch Raphael Varane ersetzt werden. Und die zweite Hälfte der ersten Hälfte begann: Sevilla war plötzlich da. Viel zielstrebiger, aggressiver und torgefährlicher. Erst klärte Pepe noch eine Flanke vor Immobile, doch in Minute 36 bejubelte der Ex-Dortmunder dann sein erstes Tor für die Sevillanos. Zuvor köpfte Krychowiak eine Ecke übers Tor, bei der darauffolgenden sahen sahen Casilla und Nacho nicht gut aus, als Immobile aus spitzem Winkel zum 1:1 einnetzte.
Der Tabellenelfte hatte Lunte gerochen und wollte mehr: Immobile vergab die nächste Chance, danach musste Modric im Strafraum retten. Die königliche Defensive plötzlich ohne Ordnung, ließ sich überrennen. Für Entlastung sorgte vorne nur Bale, aber ob aus kurzer oder weiter Distanz: Rico entschärfte die Versuche des Walisers. Nach einem guten Fernversuch Casemiros nach Kroos-Ablage ging es mit 1:1 Toren, 5:12 Schüssen, 39:61 Prozent Ballbesitz und 8:5 Fouls und nach zwei sehr unterschiedlichen Hälften in die Pause.
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Defensive ohne Ordnung, Offensive ohne Plan
Der zweite Durchgang verlief alles andere als unterschiedlich. Denn Sevilla hielt Tempo und Druck durchweg hoch und die Blancos rannten kontinuierlich kopflos an. Die bis zu diesem Spieltag beste Defensive der Liga machte ihren Gegner stark, ließ kurz nach Wiederanpfiff zwei Szenen am eigenen Strafraum zu. Die 40.000 Zuschauer trieben ihre Mannschaft zu einer Spitzenleistung, denn Real brachte kaum noch etwas zustande. Wenn nicht etwas über Bale ging, dann nur durch Fernschüsse. Kroos mit Links, Ronaldo mehrfach aus dem Königreich „Weitweitweg“, bei Modric musste immerhin Rico mal eingreifen. Es ging nicht viel zusammen – im Gegensatz zu den Hausherren. Die nutzten die Unkonzentriertheit der königlichen Hintermannschaft unter anderem, als beim 1:2 drei Sevillanos sich am Strafraum zum Torerfolg kombinierten – Banega vollendete letzten Endes (61.).
Eine Reaktion Reals? Nur ein Wechsel: James Rodríguez gab sein Comeback für einen der größten Kämpfer auf dem Platz, Isco Alarcón. Ronaldo durfte also weiter rum-pfaunen, dabei hätte er nach Bales klasse Einsatz und Rückpass die Chance zum Ausgleich gehabt. Bis auf einen gefährlichen, durch Rico entschärften Casemiro-Kopfball boten sich nur der Emery-Elf große Gelegenheiten: Danilo und Nacho ließen sich auf den Außen schwindelig spielen und im Zentrum fehlte teilweise völlig der Zugriff, da kam das 1:3 gar nicht so überraschend. Bei einer Doppel-Chance im Strafraum hatten die Weißen viel zu viel Zeit und Platz, Llorente durfte letzten Endes einnicken, das Pizjuán explodierte. Das wäre es wenig später beinahe erneut, als Banega nach einer Casilla-Parade den Nachschuss daneben setzte.
Es war ein gebrauchter Abend: Varane zeigte Licht und Schatten, Casilla agierte alles andere als souverän, im Mittelfeld konnten höchstens Casemiro und Modric überzeugen. James versuchte viel, sein (sehenswerter) Treffer in der Nachspielzweit kam jedoch zu spät und die Blancos mussten sich trotz 14:26 Abschlüssen geschlagen gegeben.
Es war ein Tritt in den Allerwertesten. Denn Real Madrid verlor nicht nur 2:3 gegen Sevilla und zum ersten Mal im 15. Saisonspiel, sondern auch die Tabellenführung an den FC Barcelona. Und all das vor dem großen Clásico (21. November, 18:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker). Bis dahin bleibt zu hoffen, dass sich die gesundheitliche Verfassung des Teams während der Länderspielpause eher bessert als noch weiter verschlechtert.
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