
Marcelo nimmt Abschied von Real Madrid
MADRID. Jetzt ist er endgültig Geschichte: Real Madrid will den zum 30. Juni auslaufenden Vertrag von Marcelo nicht verlängern, hat seinen scheidenden Kapitän am Montagmittag dafür aber in einem nochmals großen Rahmen gewürdigt und offiziell Abschied genommen.
Nach dem institutionellen Termin stellte sich der 34 Jahre alte Brasilianer, der seit Anfang 2007 das Trikot des 14-fachen Champions-League-Siegers getragen hatte, bei einer Pressekonferenz nochmals nochmals den Fragen der Journalisten.
REAL TOTAL liefert die wichtigsten Aussagen.
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— Real Madrid C.F. (@realmadrid) June 13, 2022
Marcelos schönster Real-Moment? „Der heutige Tag“
MARCELO über…
…den schönsten Moment seines Real-Abenteuers: „Der heutige Tag. Das ist nicht schwer. Weil ich alles getan habe, was zu tun war, weil ich nun sehr glücklich gehe, ein Vermächtnis hinterlasse. Das ist für mich unbezahlbar. Dass die jungen Spieler mich nicht als den Marcelo sehen, der jemanden einen getunnelt oder eine Champions League gewonnen hat, sondern als die Person, die ich bin. Das ist für mich am Wichtigsten.“
…seine Zeit bei Real und die Frage, wie er sie seinem verstorbenen Großvater erklären würde: „Alles, was ich erreicht habe – daran hatte mein Großvater einen riesigen Anteil. Man muss nichts erklären. Ich habe geleistet, was ich zu tun hatte. Man stelle sich mal vor, ich würde mit nur drei Titeln von hier weggehen. Wenn es diese Geschichte hätte sein sollen, wäre es diese gewesen. Die Geschichte ist geschrieben. Ich bin beim Abschied von dem Klub meines Lebens sehr entspannt.“
…den Moment, als feststand, dass sein Vertrag nicht verlängert wird: „Wir hatten ein Treffen und zusammen entschieden, dass ein Abgang jetzt am besten ist. Das bewegt dich, weil es nicht leicht ist, sich von deinem Klub deines Lebens zu verabschieden.“
…seinen auslaufenden Vertrag und die Frage, ob er für sich meint, er hätte eine weitere Saison verdient gehabt: „Ich fühle mich nicht als Legende und habe mich nie so betrachtet. Ich bin ein Spieler, der Ziele erreichen will. Es gibt kein Problem. Die Welt geht nicht unter, nur weil ich Real Madrid verlasse. Wir haben gemeinsam so entschieden und ich gehe hier nicht wütend weg, dass ich ein Jahr länger bleiben wollte. So ist es nicht. Ich werde Madrid immer unterstützen. Ich gehe durch die große Tür, wie ich es immer wollte.“
„Denke nicht daran, meine Karriere zu beenden“
…seine Zukunft: „An die Zukunft denke ich nicht so sehr, ich lebe den Moment. Es ist schwer, den Klub deines Lebens nach 16 Jahren voller Freude, Schmerz und Trainingseinheiten zu verlassen. Es ist aber keine Beschwerde. Die Zukunft macht mir keine Angst, die Geschichte ist schon geschrieben. Ich bin sehr zufrieden mit mir selbst, meine Familie ist auch sehr stolz auf mich. Es herrscht keine Ungewissheit und es gibt hinsichtlich der Zukunft keine Probleme. Ich bin bereit für alles, was kommt.“
…eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere: „Ich denke nicht daran, meine Karriere zu beenden. Ich kann noch spielen – und das auch gut, wie ich glaube. Aufgrund meiner Zuneigung gegenüber Real Madrid wird es kein Problem sein, gegen Madrid zu spielen. Warum nicht? Bei Real Madrid habe ich alles getan, was ich tun musste. Ich denke, ich habe es gut gemacht. Wenn ich eines Tages gegen Real Madrid spielen muss, werde ich sehr professionell auftreten – abgesehen davon, dass ich ein großer Madridista bin. Real Madrid hat mich gelehrt, sehr professionell zu sein.“
…ein angebliches Angebot aus der Türkei: „Nein. Wenn ich eines habe, werde ich darüber reden und bei Instagram etwas dazu sagen.“
Marcelo bei Real Madrid: „Diese Saison war ich sehr nützlich“
…das, was er bei Real hinterlässt: „Was ich hier hinterlasse, ist Demut. Zu wissen, wo du bist. Ich habe viel mit meinen Familienangehörigen gesprochen und sagte: Ich habe fünfmal die Champions League gewonnen, habe die ersten vier Endspiele bestritten und das letzte Finale nicht. Dieses war aber das Finale, in dem ich mich am Wichtigsten fühle. Ich habe mich auf der Bank fünf Minuten lang mit Rodrygo (Goes) unterhalten, der mich ängstlich ansah. Ich habe mich vor dem Spiel mit (Éder) Militão und (Federico) Valverde unterhalten. Das hatte ich bei den anderen vier Endspielen nicht getan. Es ist sehr schön, zu spielen, zu treffen, Tore vorzubereiten. Aber am schönsten war für mich, als ich die Gespräche mit den Jungs hatte, als noch fünf, drei Minuten verblieben und wir uns alle in den Armen hatten. Das ist das Vermächtnis, das ich hinterlassen will. Nicht die Bilder und ob Marcelo der Beste war, sondern das Interne.“
…all seine Trainer in Madrid: „Nach einer gewissen Zeit bei einem so großen Verein wie Real Madrid hatte ich das Glück, mehr gespielt haben als nicht gespielt zu haben. Ich hatte das Glück, eine für mich gute Karriere zu haben, nicht viele Verletzungen, besondere Trainer, gute Mitspieler. Jeder Trainer hat seine Philosophie, seine Denkweise. Diese Saison habe ich fast gar nicht gespielt, wobei ich für mich eine wichtige Rolle gespielt habe, denn es geht dabei nicht nur um Einsätze. Ich war sehr nützlich, auch wenn ich nicht viel gespielt habe. In den Jahren zuvor, in denen ich mehr gespielt hatte, fühlte ich mich nicht so nützlich wie in der zurückliegenden Saison. Ich hatte eine sehr große Verantwortung. Ich habe mich mit Ancelotti oft gezankt, wir hatten Diskussionen, aber am nächsten Tag haben wir uns umarmt. Jeder Trainer weiß mehr als die Spieler. Diese Saison ist mir klar geworden: Um wichtig zu sein, eine Champions League, eine Meisterschaft zu gewinnen, musst du nicht spielen. Du musst teamfähig sein, den Trainer verstehen. Es ist klar, dass ich viel mehr spielen wollte. Aber das Schönste für mich war, meine langjährigen Mitspieler – Karim (Benzema), Luka (Modrić), Casemiro – und die jungen Spieler eine Champions League gewinnen zu sehen. Und ich fühlte mich dabei sehr wichtig, auch wenn ich das Finale nicht spielte. Ich habe viel gelernt von (Carlo) Ancelotti, ‚Zizou‘, (José) Mourinho, (Fabio) Capello, (Manuel) Pellegrini – von allen, die ich hatte… Juande Ramos, (Julen) Lopetegui, (Bernd) Schuster, (Rafael) Benítez, (Santiago) Solari. Das waren alle, oder? “
…seine Zeit nach der aktiven Karriere und einen Job bei Real: „Es gibt keine Worte, um meinen Dank gegenüber Real Madrid auszudrücken. Es wird kein Problem dabei geben, zurückzukehren und hier zu arbeiten oder etwas anderes zu tun. Ich fühle mich aber nicht so, dass ich gehe. Es ist unmöglich, zu sagen: ‚Ich verlasse Madrid.‘ Das ist unmöglich.“
Marcelo über Zidane: „Wir hatten Diskussionen“
…seine in den vergangenen Jahren stetig weniger gewordenen Einsätze: „Ich habe darüber mit allen Trainern geredet, dass ich mehr spielen möchte, wichtig sein kann. Aber der Trainer entscheidet. Jeder hat seine Vision, auch ein Spieler. In der letzten Saison habe ich etwas verstanden, was ich zuvor nicht verstanden hatte: Protagonist bist du nicht nur auf dem Platz, das ist jeder. Vielleicht war ich ein Egoist, wenn ich mit Ancelotti oder ‚Zizou‘ sprach und meinte: Ich will spielen, warum spiele ich nicht? Jetzt sehe ich es so, dass der Trainer seine Arbeit und Denkweise hat. Wenn ich keine Lust auf Einsätze hätte, wäre das ein Problem und dann müsste ich mit dem Fußball aufhören. Aber ich habe weiterhin Lust.“
…Zinédine Zidane: „Mit ‚Zizou‘ rede ich nicht, ich habe ein großes Problem mit ihm. Nein, Spaß (lacht). ‚Zizou‘ ist ein großer Bruder, er hat mir in meiner Karriere viel geholfen. Ich habe es mit ihm sehr genossen. Als er zurückkehrte, wollte ich etwas mehr zum Einsatz kommen. Wir hatten Diskussionen, was aber normal ist. Am Ende haben wir uns umarmt. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu ihm, wir stehen uns sehr nahe. Ich sehe mich als Freund von ihm.“

Marcelo: Roberto Carlos steht über mir
…sich als Nachfolger von Roberto Carlos: „Wenn du zu so einem großen Klub kommst, sind auf jeder Position immer großartige Spieler. Ich kam als Ersatz von Roberto, aber ich wollte nie sein Nachfolger oder Ersatz sein. Ich wollte meine Geschichte als Marcelo schreiben. Jeder hat seine Spielweise. Für mich gab es nie einen Linksverteidiger wie Roberto. Es gibt tausende Meinungen, die man respektiert und Punkt. Für mich ist der beste der Geschichte Roberto. Ich bin Marcelo und habe meine Geschichte geschrieben, die noch nicht zu Ende ist. Für mich war er der beste, aber jeder hat seine Sichtweise.“
…sein lebensfrohes Wesen: „Hier in Madrid konnte es gar nicht so sein, dass ich kein Lachen habe. Die Zahl der jungen Menschen auf der Welt, die das Trikot von Real Madrid gerne tragen würden, ist gigantisch. Man stelle sich nur mal vor, mit 18 Jahren hierher zu kommen, zu spielen, das Bernabéu zu betreten, die Hymne der Champions League zu hören. Man muss im Leben lachen. Es gibt viele Probleme, wir alle haben sie. Aber man muss versuchen, auch zu lachen.“
…seinen Rat an die Profis, die ein Angebot aus Madrid erhalten: „Ich bin kein Ratgeber. Jeder hat seine Gedanken. Ich spreche für mich: Als Real Madrid erschien, hatte ich keine Zweifel und habe mein Interesse ebenso gezeigt. Dann wurde ich am Ende verpflichtet. Die Fähigkeit, die Madrid hat, Erfolge zu feiern und besondere Momente zu erleben, gibt es an anderen Orten vielleicht nicht. Ich rede damit mit den jungen Spielern, dass sie es genießen sollen. Es gibt keinen besseren Ort als Madrid.“
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