
„Ich werde nicht wechseln. Real Madrid ist mein Klub. Ich bleibe so lange, bis wir viele Titel gewonnen haben. Ich will zeigen, wofür ich zurückgekehrt bin. (…) Es wird meine Saison.“ Diese Aussagen tätigte Mariano Díaz im Juni 2019. Damals war der Stürmer circa eineinhalb Jahre wieder zurück bei Real Madrid. Geblieben ist er. Die Titel kamen. Gezeigt hat er aber nichts. Und erfolgreich sein wollen heißt noch lange nicht erfolgreich werden.
Und jetzt, ein halbes Jahr vor Vertragsende Ende Juni 2023, stellt sich die Frage: Wie konnte es passieren, dass es der mittlerweile 29-jährige Offensivspieler geschafft hat, trotz unzähliger Wechselmöglichkeiten, teils auch von Vereinsseite aus gewollt, fünf Jahre im wahrsten Sinne des Wortes abzusitzen und dabei pro Jahr gute fünf Millionen Euro Nettogehalt zu kassieren?
Interessenten klopfen an – Mariano schlägt die Tür zu
Die Absichten des Dominikaners, mit Real erfolgreich zu sein, veranlassten schon Zinédine Zidane nicht dazu, ihn von der Bank auf den Platz zu holen – zu groß war die Konkurrenz. Dass er nicht in die enormen Fußstapfen eines Cristiano Ronaldo treten konnte, stand schnell fest, doch selbst mit Luka Jović konnte er es nicht aufnehmen, rutschte als Offensivoption hinter dem Serben und Karim Benzema auf Platz drei. „Wer kommt, wird willkommen sein. Konkurrenz ist immer gut. Sie macht uns alle stärker“, hatte der Ex-Lyon-Profi vor der Ankunft seines direkten Konkurrenten noch gesagt, aber wohl nicht damit gerechnet, dass der Einzige, der daraus nicht stärker hervorgehen würde, er selbst war.
Die Option, mit einem Wechsel wieder sichtbar zu werden, schlug er konsequent aus, obwohl sein Berater und Sprachrohr David Aranda in der Winterpause der Saison 2019/20 noch selbstbewusst betont hatte: „Er wird für zwei Jahre auf Leihbasis wechseln, auch wenn wir uns noch für keinen Klub entschieden haben.“ Möglichkeiten waren zuhauf vorhanden: Rom, Sevilla, Benfica, Schalke 04, Borussia Dortmund und Espanyol waren angeblich an ihm dran. Einer Verpflichtung am nächsten waren die Portugiesen, doch laut Manolo Romero, Ex-Scout der Blancos und Entdecker Marianos, wollte dieser nicht gehen, weil „ihn die Angebote nicht überzeugt hatten. Er ist aber überzeugt davon, dass er seinen Platz in Madrid findet.“
Geld oder Spielzeit – die Prioritäten wurden gesetzt
Obwohl er seinen Platz auch danach nie fand, blieb er weiter und das, obwohl er das nach Aussagen seines Beraters selbst gar nicht mehr wollte: „Die Absicht des Spielers ist es, so wie in den letzten drei Jahren, zu gehen – sofern es eine Option gibt, mit der er zufrieden ist. Und in dieser Situation befinden wir uns, wir suchen nach einem Klub, der ihm gefällt. Er achtet auf viele Aspekte, manchmal haben die einen mehr Einfluss, manchmal die anderen“, sagte Aranda zuletzt im Sommer dieses Jahres. Sind es die zufriedenstellenden Optionen, die fehlen oder handelt es sich hier seit Jahren um eine Frage des Geldes?
Das dementierte er: „Es ist nicht das Geld das Thema, denn Geld verdient er an jedem anderen Ort mehr. (…) Mariano hat einige Perspektiven, Ambitionen. Wir werden sehen, wie der Film endet.“ Es bleibt zu bezweifeln, dass bei einem anderen Verein mehr Geld geflossen wäre, wenn nicht ausgerechnet einer der Spitzenklubs der Premier League oder Paris Saint-Germain angeklopft hätten. Die Prioritäten scheinen klar. Und enden wird der Film wohl mit einem ablösefreien Abgang im Sommer 2023.
Ein Missverständnis, das noch nicht vorbei ist…
Seine Offensivausbeute in fast fünf Jahren ist kaum der Rede wert. Erinnern wird man sich an ihn wohl hauptsächlich wegen des spektakulären Treffers in der Saison 2019/20, als er im Clásico nach gerade einmal 52 Sekunden, die er auf dem Platz stand, das 2:0 für die Blancos erzielte. Real Madrid schlug den FC Barcelona und der Stürmer wurde dafür gefeiert wie ein Held. Einen Status, den er kurz darauf – und das trotz Verletzung seines Stürmerkollegen Luka Jović – wieder verlor.
Weitere Wechsel-„Versuche“ wurden danach unternommen, erneut Benfica im Sommer 2020, Valencia und Rayo Vallecano ein Jahr später. Selbst dann war Berater Aranda noch vom Durchbruch seines Schützlings in Madrid überzeugt, doch beharrte nach wie vor darauf, dass erst ein Klub kommen müsse, der Mariano gefalle. „Er hat in jeder Saison bei Real Madrid Geld verloren, weil er zu anderen Klubs hätte gehen und mehr verdienen können“, fügte er hinzu. Geld verlor in all der Zeit definitiv auch Real Madrid für ein Missverständnis, dessen Beendigung überfällig ist.
…aber spätestens im Sommer ein Ende findet
Doch auch diesen Winter wird daraus wohl noch nichts werden, so betonte Carlo Ancelotti, der wie Zidane vorher nicht auf den 29-Jährigen setzt, Ende Oktober: „Wir denken nicht an den Winter-Transfermarkt, denn wir sind nicht an ihm interessiert. Der Kader bleibt so bis zum Saisonende und wird sich nicht ändern.“ Auch wird sich an Marianos Situation nichts ändern, denn Karim Benzemas Ausfälle in jüngster Vergangenheit haben eindrücklich gezeigt, dass Rodrygo Goes und Marco Asensio seine bevorzugte Wahl im Sturm sind und sein werden, jetzt wo Jović nicht mehr da ist.
Für Reals Nummer 24 geht es nicht mehr darum – wie unzählige Male bekräftigt – seinen Platz bei Real, sondern endlich einen neuen Verein zu finden. Es mag zwar laut Aranda nicht leicht sein „etwas nach dem Geschmack des Spielers zu finden“, doch nach so vielen geplatzten Wechselversuchen, sollten spätestens im Sommer die Ansprüche zurückgefahren werden. Bis dahin müssen die Madridistas noch eines der letzten „Missverständnisse“ der letzten Jahre dulden. Dann ist auch dieses Thema erledigt.
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