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„Mehr Schulden als Pérez angibt“ – Vorwürfe gegen Real-Präsident

Obwohl Florentino Pérez auf der Jahreshauptversammlung im September betonte, dass der Schuldenberg beträchtlich reduziert worden sei, kommt in diesen Tagen große Kritik an dem Real-Präsidenten und seiner Vereinspolitik auf. Carlos Mendoza, Präsident des Wertverbandes „Asociacion por Valores del Madridismo“, wirft dem Präsident der Königlichen vor, in den vergangenen Wochen nicht die ganze Wahrheit erzählt zu haben. Dass Mendoza ausgerechnet der Zeitung AS das diskussionserrgende Interview gab, ist kein Wunder.

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Florentino Pérez
Florentino Pérez muss mit viel Kritik an seiner Vereinspolitik aus dem eigenen Lager leben

Verein betont, Schulden gesenkt zu haben

MADRID. Florentino Pérez sieht Real Madrid als reichsten Verein der Welt. Zumindest sind die Königlichen laut dem weltbekannten Wirtschaftsmagazin FORBES der Verein mit dem größten Wert. Jahr für Jahr werden Rekordumsätze von über einer halben Milliarde Euro generiert, die Schulden Schritt für Schritt gesenkt. Wie Pérez auf der Jahreshauptversammlung am 22. September erklärte, sei die Nettoverschuldung dank eines Gewinns von 37 Millionen Euro im Vergleich zu 2012 um 27 Prozent reduziert worden und siedele sich nun bei 90,6 Millionen Euro an. Wenn man bedenkt, dass die rote Zahl unter Ex-Präsident Ramón Calderón im Jahre 2009 noch bei 327 Millionen Euro netto lag, ist dem 66-jährigen Bauunternehmer für sein Wirtschaften durchaus auf die Schulter zu klopfen. Nicht zuletzt die großen Verbände segneten die Transferpolitik der Blancos ab. Dass eine neunstellige Summe für Gareth Bale bezahlt wurde, bezeichnete Michel Platini als „marktabhängig“. Der UEFA-Boss: „Wir überprüfen immer, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Ich sehe bei dem Transfer von Bale absolut kein Problem, da Real Madrid sich den Spieler leisten kann. Sie haben 100 Millionen Euro für ihn ausgegeben, aber trotzdem nicht Minus gemacht.“ Sogar Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender, Karl-Heinz Rummenigge, meinte: „Ich kenne Florentino Perez inzwischen sehr gut. Er ist kein Finanzhasardeur. Er ist ein ausgesprochen seriöser Kaufmann – und auch ausgeschlafen!“

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„Krieg“ mit der Sportzeitung AS

Trotz dieser Argumente für eine vernünftige Vereinspolitik hat Pérez auch viele Gegner. Nachdem er 2006 das sinkende Schiff verließ und 2009 als neuer Heilsbringer zurückkehrte, ist er nicht bei allen Madridistas beliebt. Zum Beispiel Carlos Mendoza, Real-Mitglied und Direktor eines inoffiziellen Wertverbands der Merengues, ist überhaupt nicht gut auf „el presidente“ zu sprechen. Während der Hauptversammlung verweigerte Pérez ihm das Wort, als er ihn um eine nähere Auskunft zu den „versteckten Schulden“ bat. Mendoza gab nun ausgerechnet der AS ein Interview, das zwar keineswegs offen im Raum stehen sollte, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Alfredo Relaño, Chefredakteur des Blattes, ist seit Monaten mit Pérez zerstritten. Nachdem der spanische Rekordmeisters kurz vor Saisonbeginn die jahrelange Kooperation mit der Sporttageszeitung kündigte (Pérez cancelte exklusive Interviews und verbat, Werbeanzeigen über Real zu drucken sowie dem Sportblatt Fanartikel für Abo-Angebote zur Verfügung zu stellen), herrscht „Krieg“. Immer öfter stichelte Relaño in den vergangenen Wochen gegen die Königlichen und vor allem „Florentinos neue Marionette“ Carlo Ancelotti. Dass der italienische Coach schon mächtig in der Kritik steht, ist auch der offenen Auseinandersetzung zwischen Klub und Presse geschuldet.

Mendoza behauptet: „Real schuldet 514 Millionen“

Zurück zu Mendoza. Das ebenfalls mit Pérez streitende Mitglied nutzte die Gunst der Stunde und erklärte, dass er die Wirtschaftssituation an der Concha Espina genau analyisert habe und zu anderen Ergebnissen als die Führungsetage komme. Sein Urteil: „Der Verein sitzt insgesamt auf 541 Millionen Euro Schulden! Wir haben die Rechnungen und den Haushalt studiert und Sachen festgestellt, die uns keiner erklären kann. Florentino spricht nur von den Schulden an die Banken, das sind rund 90 Millionen. Man hat aber Verbindlichkeiten bei Spielern, Angestellten, Administration, Zulieferer – und diese sind doppelt so hoch als damals unter Lorenzo Sanz.“ Die Tatsache, dass Pérez nun noch das Bernabéu-Stadion für 400 Millionen Euro umbauen lassen wolle, sei in seinen Augen „verrückt“.

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Die Frage, die sich jetzt alle stellen: Wer hat recht? Blöfft Pérez nur und redet die Finanzsituation schön? Oder will sich ein gekränkter Socio gemeinsam mit einem gekränkten Chefredakteur in den Vordergrund spielen? Fakt ist: Der Verein sagt offiziell, eine Schuldenabbau-Politik zu betreiben. Man muss bedenken, dass dem Mega-Transfer von Gareth Bale auch insgesamt neun Abgänge gegenüberstehen. Die Verkäufe von Gonzalo Higuaín und Mesut Özil spülten die 100 Millionen Euro wieder in die Kassen, wobei Pérez diesbezüglich klar zu verstehen gab: „Wir drängten sie nicht zu einem Weggang. Sie wollten wechseln. Den Transfer von Bale hätten wir auch so ohne Kredit, sondern aus unserer eigenen Kasse finanziert.“

Nettoverschuldung ist nicht gleich Bruttoverschuldung. Insgesamt wird der Fußball-Gigant aus Madrid mehr als 90,6 Millionen Euro Schulden auf dem Buckel haben. Wenn aber jemand stets als Wirtschaftsexperte galt, dann Pérez. Eine Reaktion seitens des Vereins auf dieses diskussionserregende Interview wird sicher nicht lange auf sich warten lassen. REAL TOTAL bleibt am Ball!

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