
„Die Gründe, warum Martin Ødegaard auf der Bank sitzt“, titelt die AS auf ihrer Online-Präsenz. In einem kurzen Bericht gibt das spanische Tagesblatt Auskunft darüber, weshalb das norwegische Super-Talent die letzten zwei Spiele für die Castilla nicht auf dem Platz stand. Der Grund soll beim Spieler selbst liegen: Angeblich beharren sowohl Ødegaard als auch sein Vater, der gleichzeitig auch sein Berater ist, darauf, dass er – wie vertraglich festgelegt – fünfmal die Woche mit den Profis trainiert. Lediglich zum Abschlusstraining sowie an den Spieltagen stößt der Mittelfeldspieler zu seinen eigentlichen Kollegen. Das Einspielen von Automatismen sei so fast nicht möglich. Demzufolge wollen die Verantwortlichen der zweiten Mannschaft, mit Zinédine Zidane an der Spitze, den Skandinavier von einem Strategie-Wechsel überzeugen, wonach er öfter dem Training der zweiten Mannschaft beiwohnen solle. Dem verweigere sich Ødegaard der Zeitung nach jedoch, weshalb „Zizou“ sich gezwungen sehen soll, ihn auf die Bank zu setzen, um den Erfolg der Mannschaft nicht zu gefährden.
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Natürlich gefundenes Fressen für die Medien, die von einem Streit zwischen Spieler und Trainer berichten und umgehend wieder Wechselgerüchte streuen. Man könnte fast meinen, die Liason Ødegaard-Real steht nach einem halben Jahr schon vor dem Aus, weil sich dort ein gerade einmal 16-Jähriger mit einer Ikone des Weltfußballs und einem ganzen Verein anlegt. Genau an diesem Punkt gilt es, kurz innezuhalten. Bei all den Diskussionen um eine der größten Nachwuchs-Hoffnungen der Gegenwart darf man nicht vergessen, dass der Junge gerade einmal zarte 16 Jahre alt ist. 16! Viele 18-Jährige haben an dem Sprung vom Jugend- in den Herrenbereich bereits arg zu knabbern, wieso erwartet man dann von einem Spieler, der zwei Jahre in der Entwicklung zurückliegt, dass er diesen Sprung ohne jegliche Hindernisse überwindet?
Auch wenn es sich „nur“ um Spaniens dritte Liga handelt, spielt er dort gegen überwiegend gestandene Fußballer oder welche, die ebenfalls kurz vor dem Sprung in das Profigeschäft stehen. Und auch die Konkurrenz in der Castilla ist, salopp gesagt, alles andere als Laufkundschaft. Dass der „skandinavische Messi“ eines Tages in die Fußstapfen ebenjenes Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo treten kann, ist angesichts seiner unglaublichen Anlagen sehr wahrscheinlich. Bereits bei seinen wenigen Auftritten in der Castilla konnte jeder Beobachter sehen, dass dieser Junge unglaubliche Dinge mit dem runden Leder anstellen und mit wirklich jeder Aktion einen Überraschungsmoment und daraus resultierend eine gefährliche Situation heraufbeschwören kann. Doch auch ein Überflieger ist mit 16 Jahren nicht vor Leistungstiefs gefeit. Durchhänger sind, besonders in dieser Altersspanne, das Normalste auf der Welt. Und wenn Zidane der Meinung ist, dass sein Schützling eine Pause braucht, muss man daraus kein Horror-Szenario machen.
Mit einem objektiven Blick auf die Fakten sollte sich die ganze Situation doch ein wenig relativieren. Ein junger Spieler mit gerade einmal 16 Jahren trainiert bis zu fünfmal die Woche mit der Profi-Mannschaft des amtierenden Champions-League-Siegers und zeigt in einem Team mit bis zu vier Jahre älteren Mitspielern mehr als ansprechende Leistungen. Jetzt hat der Trainer entschieden, ihn zwei Spiele außen vor zu lassen. Na und? Auch für ein Super-Talent gilt das Leistungsprinzip. Und wenn ein Teenager nicht die nötige Zeit bekommt, sich zu entwickeln, wer dann? Mit Sicherheit kann man von Ødegaard für die Zukunft Großes erwarten, aber noch benötigt er Zeit. Vor allem sollte er sich in erster Linie auf den Sport konzentrieren können und nicht von medialen „Störfeuern“ beeinträchtigt werden. Deshalb sollte man sich auf Medienseite auch ein wenig hinterfragen, ob es der richtige Weg ist, einen 16-Jährigen nach für ihn sicherlich auch unbefriedigenden Wochen gleich an die Wand zu nageln. Zumal es sich, auch wenn die AS für gewöhnlich gut über Real Madrid informiert ist, nur um Vermutungen anstatt Tatsachen handelt. Seine Zeit wird kommen, denn davon hat er noch genug. Da tut auch das eine oder andere Spiel als Reservist nicht weh.
22. Januar 2015: Für 13:30 Uhr setzte Real Madrid die Präsentation von Martin Ødegaard an. Aufs Podium trat der Norweger jedoch erst mit rund 70-minütiger Verspätung gegen 14:40 Uhr, was vermutlich am zuvor absolvierten Medizincheck lag.
Das Medien-Aufkommen war groß, der Pressesaal in der Ciudad Real Madrid komplett gefüllt.
Der erst 16-jährige Norweger stellte sich sämtlichen Fragen der Journalisten und beantwortete sie allesamt in seiner Muttersprache. „Spanisch spreche ich nicht sehr gut“, musste er nämlich lachend zugeben.
Die am häufigsten gestellte Frage der Pressevertreter: Warum Real Madrid? Bekanntlich trainierte das umworbene Mega-Talent auch bei Bayern München, Liverpool, Arsenal oder Borussia Dortmund mit.
Seine Antwort: „Es war die beste Option, mich sowohl sportlich als auch persönlich zu entwickeln. Der Klub besitzt die besten Voraussetzungen. Ich fühle mich hier wie Zuhause.“
Er sei sehr glücklich, teilte der offensive Mittelfeldspieler mit. „Es ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Es ist unglaublich und eine Ehre, dass ich beim größten Klub der Welt bin“, so Ødegaard.
Ødegaard mit Trikot und Emilio Butragueño, der ihn zur Presserunde begleitete.
Ein Foto, das sich Familie Ødegaard einrahmen wird.
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