Thema: KADER
Manuel Bühl (Facebook): „Toni ist genau der Spieler, der uns noch gefehlt hat“ – was sagst du zu der Aussage von Zinédine Zidane über Toni Kroos? Wie würdest du allgemein seine bisherige Zeit bei Real Madrid bewerten?
Wenn man ehrlich ist, zeigte sich der Wert dieser Verpflichtung erst so richtig, als Xabi Alonso überraschend seinen Abgang verkündete. Für diesen Transfer muss man Carlo Ancelotti jedoch auf ewig dankbar sein. Auch wenn er defensiv Schwächen haben mag: Für mich wird Kroos einer der prägenden Mittelfeldspieler der nächsten fünf Jahre sein. Viele mögen ihn als „Querpass-Toni“ verschreien, aber genau darin liegt die große Stärke des 25-Jährigen: Er lässt das Spiel einfach und simpel wirken, aber ein jeder der auf einem gewissen Niveau Fußball gespielt hat, weiß, wie schwer es ist, dies zu bewerkstelligen. Überhaupt trifft Kroos nur äußerst selten eine falsche Entscheidung und weiß durch seine Verlagerungen das Spiel zu lenken und zu diktieren. Zurzeit hat er vielleicht einen kleinen Durchhänger, aber zusammen mit Luka Modric und James weiß man das wohl ballsicherste Mittelfeld der Welt in seinen Reihen. Kroos war definitiv ein Königstransfer.
Toni Senjanin (Facebook): Welches Innenverteidiger-Duo wird von dir bevorzugt?
Ramos und Varane. An Ramos gibt es denke ich wenig zu rütteln und Varane ist für mich mittlerweile einfach den Tick vor Pepe. Allerdings muss er noch an seiner Konstanz arbeiten. Von seinen Anlagen her kann er der Beste der Welt auf seiner Position werden. Er bringt im Gesamtpaket einfach alles mit und ist deshalb, wenn er alles abruft, vor Pepe anzusiedeln.
rs6: Wo siehst du die größten Schwächen in unserem Kader und wenn du einen Spieler (unter 25) verpflichten könntest, wen und warum?
Ich denke die Schwachstellen sind deutlich ersichtlich: Wir haben keinen positionsgetreuen Ersatz für Benzema und Marcelo. Ich halte von Ronaldo im Sturm wenig und von Jesé auf dieser Position noch weniger, einfach weil sie nicht die passenden Spielertypen dafür sind. Beide gehören für mich auf die Außen. Und wieso man Coentrão so kurz vor Ende der Transferperiode noch abgab, ist mir ein Rätsel. Nacho ist zwar ein solider Back-Up, für die ganz großen Spiele reicht es auf dieser Position aber nicht. Einen Spieler, den ich in Zukunft gerne im weißen Trikot sehen würde, ist Adrien Rabiot. Zwar besteht auf dessen Position aktuell kein Bedarf, aber in zwei Jahren könnte diese Personalie in meinen Augen äußerst interessant werden. Was dieser nämlich beim Spiel gegen Paris im Bernabéu nach seiner Einwechslung trotz seiner erst 20 Jahre gezeigt hat, war schlichtweg überragend. Mit einer beeindruckenden Ruhe und Selbstverständlichkeit lenkte er das Spiel aus der Tiefe und wusste sowohl offensiv wie auch defensiv zu überzeugen. Sich um solche einen Spieler nicht zu bemühen, wäre höchst fahrlässig. Und ein Mittelfeld der Zukunft mit Kroos, James, Rabiot und auch Isco oder Casemiro – es gäbe weitaus schlimmere Szenarien.
Vamos_RealMadrid: Fändest du eine Morata-Verpflichtung sinnvoll?
Auf jeden Fall. Meine Favoriten-Lösung wäre zwar weiterhin „Chicharito“, weil man dadurch einfach zwei völlig verschiedene Stürmertypen im Kader hätte und somit taktisch noch variantenreicher aufgestellt wäre, aber Morata ist gegenwärtig wohl mit das Beste, was der Markt hergibt. Dass er solch eine Leistungsexplosion hinlegt, habe ich ehrlich gesagt nicht in dieser Form erwartet, aber wenn man die Möglichkeit besitzt, ihn zurückzuholen, muss man definitiv zuschlagen. Dass er überdies noch ein Canterano ist, passt natürlich wunderbar zum eingeschlagenen Weg.
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RM10JRodriguez: Was war der Top- und was der Flop-Transfer in den letzten 1-2 Jahren?
Der Top-Transfer: Toni Kroos, einfach weil man sich auf einer der strategisch wichtigsten Positionen für die nächsten Jahre top aufgestellt hat. Der Flop-Transfer: Der Verkauf von Ángel di María. Man wird zwar nie erfahren, was genau vorgefallen ist und Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten, aber mit „Ángelito“ wäre man einfach nahezu unberechenbar, weil man so viele Varianten in der Hinterhand hätte.
Ferdi: Was denkst du zu den „Underdog“-Neuzugängen Lucas Vázquez und Denis Cheryshev?
Kluge Verpflichtungen, die dem Kader die nötige Breite verleihen und dabei auch ein gewisses Qualitätsniveau mitbringen. Ich denke, Vázquez hat in den letzten Wochen bewiesen, dass er bereit ist für die Aufgabe im Bernabéu und durch seine Wendigkeit und Spritzigkeit eine weitere Waffe sein kann. Cheryshev kommt noch nicht richtig in Fahrt, ich habe aber noch die Hoffnung, dass er an seine Auftritte bei Villarreal anzuknüpfen vermag. Dass er jedoch im Winter vorzeitig geht, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Nik97: Siehst du eine Zukunft für Isco bei uns, und wenn Ja, unter welchen Bedingungen?
Definitiv! Im Moment läuft es zwar nicht gänzlich überragend, aber er hat vergangene Saison und auch in der Vorbereitung bewiesen, wozu er in der Lage ist und was er dem Team liefern kann. Meiner Meinung nach steht er sich im Moment ein wenig selbst im Weg, will oft zu viel und macht sich dadurch das Leben schwer. Auch wenn es ein wenig plump klingen mag und es sich als Außenstehender immer leicht sagen lässt, aber manchmal ist der einfach Pass doch mehr wert als ein aussichtsloser Dribbelversuch. Isco muss definitiv an seiner Effektivität arbeiten und trifft ab und an noch die falschen Entscheidungen, doch man darf auch nicht vergessen, dass er mit 23 noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung steht. Wie der Fall Varane gezeigt hat, bedarf es manchmal einfach ein wenig Geduld. Für mich steht fest, dass er noch eine große Rolle bei Real spielen wird.
Thema: SONSTIGES
SrbijaM90: Wie findest du allgemein die Transferpolitik der Königlichen?
Die letzten Jahre habe ich diese sehr kritisch gesehen, doch in diesem Sommer gab es eigentlich wenig zu meckern. Einziger Wermutstropfen war die unsägliche Posse um Navas und De Gea, da ich mich von Anfang für Navas ausgesprochen hatte, sowie der für mich unverständliche Abgang Coentrãos. Gestört haben mich in den letzten Jahren dabei nicht unbedingt die Galáctico-Transfers beziehungsweise die Summen, die dafür hingeblättert wurden. Auch andere Spitzenklubs wie Barcelona oder Bayern nehmen regelmäßig Geld in die Hand. Doch zu oft wurde einfach mit zu wenig Weitblick eingekauft und die Kaderstruktur zugunsten von Namen vernachlässigt. Dann hatte man zwar ein Team voll mit Superstars und alle zweifelsohne mit enormer Qualität, aber wenn du dann eben auf zwei Position unterbesetzt bist und auf einer Position dafür drei Weltklasse-Leute hast, ist das in meinen Augen einfach naiv. Und das ist auch eine Sache die sich Pérez ankreiden lassen muss. Umso erfreulicher, dass in diesem Sommer in die dringend benötige Breite investiert wurde und man wohl auch vermehrt auch einheimische (Asensio, Vallejo, evtl. Ceballos) oder sogar Madrider (Jesé, Vázquez, Cheryshev) Talente setzen will. Aber Baustellen sind, wie schon gesagt, noch links hinten und im Sturmzentrum.

Andreas Thaler (Facebook): Eine kurze Stellungnahme zum Fall Benzema wäre interessant.
Ein Thema, an dem man sich ganz schnell die Finger verbrennen kann. Da das Verfahren noch läuft, finde ich es unangemessen, sich in jeglicher Form über einen möglichen Ausgang zu äußern, da schlichtweg nichts Offizielles bekannt ist. Für mich steht fest: Falls Benzema etwas getan hat, wofür er strafrechtlich belangt werden muss, soll er seine gerechte Strafe erhalten, solange in diese Richtung jedoch nichts bekannt ist, gilt für mich die Unschuldsvermutung.
Michel Müller (Facebook): Ist eine Spielphilosophie à la Bayern (moderates Pressing) in Madrid möglich?
Ich denke, worauf du abzielst, ist eine vereinscharakteristische Philosophie, wie sie beispielsweise Barcelona praktiziert. Möglich ist so etwas natürlich, aber das, worauf du anspielst, ist meiner Ansicht nach ein Thema, das sehr tief in den Strukturen des Vereins begründet liegt. In Barcelona hat man sich einer Philosophie verschrieben, die von den Profis bis zu den Kleinsten praktiziert wird. Egal ob Einheimischer, zugekaufter Spieler oder Trainer, jeder muss sich dem System anpassen. Dessen Ausführung kann natürlich in gewissen Aspekten variieren, aber die Grundstruktur bleibt stets dieselbe. Um so etwas auch in Madrid zu etablieren, müsste man sich grundsätzlich auf eine Spielphilosophie verständigen und auch die Jugendarbeit komplett danach ausrichten. Wünschenswert wäre es, weil ich denke, dass ebensolche Kleinigkeiten auch oft den Ausschlag zugunsten Barças gegeben haben in den letzten Jahren, da deren Spiel dadurch einfach unheimlich homogen wurde. Da in Madrid aber traditionell relativ schnell die Trainer wechseln, halte ich einen kurzfristigen Kurswechsel für eher unwahrscheinlich, obwohl ich das Gefühl habe, dass Benítez, der ja zudem ein Kind des Vereins ist, genau in diese Richtung strebt.
Greg Davies (Facebook): Wie siehst du die ständige Abneigung gegenüber Real Madrid und CR7 sowie das Bevorzugen Barcelonas in den deutschen Medien?
Auch hier gilt: Calma, Calma! Man kann nicht pauschal sagen, dass Real und auch Ronaldo in den deutschen Medien schlecht gemacht werden und Barcelona durchweg in den Himmel gelobt wird. Natürlich lässt die Berichterstattung einiger Blätter und Sender bisweilen zu wünschen übrig, für mich liegt das Problem allerdings weitaus tiefer. Wenn man die Medienlandschaft in Deutschland genau beobachtet, ist es mehr als offensichtlich, dass die Spitzen immer dieselben Verfasser haben. Leider scheint man bei vielen Leuten damit einen Nerv zu treffen, anders lassen sich die hohen Verkaufs- respektive Klickzahlen nicht erklären. Dass Gesagtes oft aus dem Zusammenhang gerissen wird, hinterfragen leider nur wenige. Solange diejenigen Anbieter allerdings erfolgreich mit dieser Strategie sind, wird sich daran wenig ändern. Das ist aber ein Umstand, der leider nicht nur auf den Sport zutrifft.
Real Madrids Heim-, Auswärts- oder Ausweichtrikot zur Saison 2014/15!
- Seite 1 Yannick Frei über den Clásico, Rafael Benítez und Cristiano Ronaldo
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