
„‚Hala Madrid‘, dachte ich traurig“
LONDON/MADRID. Rekordmeister in Spanien und Europa, mehrfacher Weltpokalsieger, zahllose Legenden, viel Glanz und Gloria: Wer bei Real Madrid anheuert, erklimmt den Gipfel der Fußballwelt. Mesut Özil betrat diese neue Dimension 2010 mit gerade mal 21 Jahren. Aus dem beschaulichen Bremen in die glamouröse Hauptstadt-Metropole Spaniens.

Umso trauriger machte es ihn, als Präsident Florentino Pérez ihn Anfang September 2013 wegen des nicht existenten Verhandlungsgeschicks seines Vaters und damaligen Beraters Mustafa vom Hof jagte. Nachdem er 159 Mal für das weiße Ballett aufgelaufen war, 27 Tore erzielt und 81 weitere vorbereitet hatte. Nachdem er sich als der perfekte Vorlagengeber für Weltfußballer Cristiano Ronaldo erwiesen, die Madridistas für sich gewonnen und der prestigeträchtige Klub wiederum sein Herz erobert hatte.
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Einen Einblick in sein damaliges Seelenleben gibt Özil in seiner Autobiographie „Die Magie des Spiels“ (erschienen am 16. März), die er mit dem Sportjournalisten Kai Psotta schrieb. „Als das Flugzeug abhob, starrte ich aus dem Fenster. Zum ersten Mal überhaupt schaute ich mir an, wie die Startbahn unter mir immer kleiner wurde. Wie die Terminals vom Flughafen Madrid-Barajas zu winzigen Punkten wurden, bis sie wie der Rest der Stadt, in der ich drei Jahre so wunderbar aufgenommen worden war, nach dem Durchbrechen der Wolkendecke plötzlich verschwunden waren. Hunderte Male habe ich Start und Landung auf diesem Flughafen erlebt. Bewusst wahrgenommen hatte ich sie bis dahin allerdings noch nie. […] Ich bin auch kein Aus-dem-Fenster-Gucker. Bis auf dieses eine Mal bei meinem wohl vorerst letzten Flug weg aus Madrid. Ich merkte sogar, wie mir Tränen in die Augen stiegen. ‚Hala Madrid‘, dachte ich traurig“, erzählt er.
„Beim letzten Spiel saß mir ein dicker Kloß im Hals“
Einen Tag vor dem Abflug betrat Özil die Heimstätte der Blancos letztmals im Rahmen eines Pflichtspiels. Der Spielgestalter drückte beim 3:1 gegen Athletic Bilbao aber 90 Minuten lang die Ersatzbank – und schien gedanklich auch nicht wirklich bei der Partie zu sein. „Als ich zum letzten Mal ins Bernabéu fuhr, musste ich mächtig mit mir kämpfen. Als ich neben Álvaro Morata, Casemiro und Iker Casillas auf der Bank Platz nahm, saß mir ein dicker Kloß im Hals. Ein letztes Mal war ich Teil dieser Mannschaft in diesem Prachtstadion. Ein letztes Mal hörte ich die spanischen Gesänge unseres Fan-Chores. Ein letztes Mal unsere Vereinshymne ‚Hala Madrid‘. Nach dem Spiel verriet ich meinen engsten Freunden, also Álvaro Arbeloa, Sergio Ramos, Karim Benzema und natürlich Sami Khedira, dass ich mit größter Wahrscheinlichkeit gehen werde“, so der inzwischen 28-Jährige.

Özil-Hass auf Bale? „Großer Unfug, das zu behaupten“
Und er ging. Der FC Arsenal zahlte 47 Millionen Euro, wenige Stunden zuvor war Gareth Bale bereits pompös im Bernabéu-Stadion vorgestellt worden. 100,7 Millionen Euro hatte sich Real den Offensiv-Star von Tottenham Hotspur kosten lassen.
Ist der Waliser für Özil ein rotes Tuch? Diese Frage verneint er: „Ich kenne ihn nicht persönlich. Ich bin nicht neidisch oder sauer, dass Real ihn für irgendwas um die 100 Millionen Euro gekauft hat. Er kann ja schließlich nichts dafür, dass Madrid ihn wollte und diese Summe auf den Tisch legte. Er hat nie eine Rolle in meinem Leben gespielt, und es wäre großer Unfug zu behaupten, dass ich für ihn Hass empfinde.“
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