
„Mit Mourinho machten wir einen wichtigen Qualitätssprung“
MADRID. Auch wenn er es laut eigener Aussage nicht plant, würde Florentino Pérez zweifellos wieder mit José Mourinho zusammenarbeiten. Der Präsident der Königlichen verspürt keinerlei Reue, den umstrittenen Star-Coach im Sommer 2010 verpflichtet zu haben. Ganz im Gegenteil: Seiner Meinung nach sei Real Madrid dank des portugiesischen Übungsleiters wieder an der Weltspitze. „Wo befanden wir uns, bevor Mourinho kam? Mit ihm machten wir den wichtigen Qualitätssprung, den wir unbedingt machen wollten. Vorher schieden wir regelmäßig im Achtelfinale der Champions League aus, was bedeutete, dass wir weltweit betrachtet nicht existent waren“, gab das Oberhaupt der Blancos zu verstehen, nach wie vor ein großer Fan des „Special One“ zu sein.
„In erster Linie zählt der internationale Erfolg“
Unter dem Strich holte Mourinho in seinen drei Jahren bei Real nur eine nationale Meisterschaft und eine Copa del Rey. „Es ist nicht das Gleiche, die Liga zu gewinnen und im Achtelfinale der Champions League auszuscheiden oder die Liga mit über 90 Punkten als Zweiter zu beenden und das Halbfinale der Champions League zu erreichen. In erster Linie zählt der Erfolg und das Standing in Europa. Vor meiner zweiten Amtszeit belegten wir den 13. Platz des UEFA-Rankings, nun sind wir an der Spitze. Seit Mourinhos Ankunft standen wir bis heute immer im Halbfinale. Und jeder weiß, dass wir mit ein wenig mehr Glück nicht erst unter (Carlo) Ancelotti ein Finale bestritten hätten“, verteidigte Pérez die insgesamt magere Trophäen-Ausbeute des heutigen Chelsea-Trainers.

„Casillas wollte gehen und wir halfen ihm dabei“
Mourinho kehrte der spanischen Hauptstadt nach der titellosen Saison 2012/13 auf eigenen Wunsch den Rücken. Einerseits wollte er zurück nach England, andererseits hatte er sich mit einem Großteil der Mannschaft zerstritten. Insbesondere sein brüchiges Verhältnis zum damaligen Kapitän der Merengues, Iker Casillas, war ausschlaggebend für seinen Abschied. „Mourinho behandelte jeden Spieler gleich. Er behandelte Casillas genauso wie Cristiano (Ronaldo). Er ließ (Antonio) Adán spielen, weil er Casillas motivieren und anstacheln wollte, besser zu trainieren und besser zu spielen. Nicht mehr, nicht weniger“, erklärte Pérez die viel diskutierte Fehde zwischen den beiden Alphatieren und behauptete: „Nur unter Ancelotti hatte Casillas wirklich die Rolle des Ersatzspielers inne. Ich konnte diese Entscheidung nicht anfechten.“
Eine Ära geht zu Ende: Nach insgesamt 25 Jahren nimmt Iker Casillas Abschied von Real Madrid. Die Klub-Legende wechselt zum FC Porto. REAL TOTAL blickt auf die glorreiche Karriere des „San Iker“ zurück.
Das Jahr 1999: Im Alter von gerade einmal 18 Jahren debütiert Casillas für die Profi-Mannschaft von Real. Am 12. September jenen Jahres war es beim 2:2 gegen Athletic Bilbao so weit.
In seiner Premieren-Saison kam der junge Iker auf insgesamt 46 Einsätze. 27 in der Liga, zwölf in der Champions League, fünf in der Copa del Rey und zwei bei der Klub-Weltmeisterschaft.
Der Spanier profitierte von der Verletzung der deutschen Nummer eins Bodo Illgner und konnte diesen dauerhaft aus dem Tor verdrängen. Dennoch sagte Casillas respektvoll: „Bodo ist ein absoluter Top-Torwart, von dem ich viel gelernt habe und weiterhin viel lerne.“
Als 19-Jähriger traf Casillas Anfang Mai 2001 im Halbfinale der Königsklasse auf Bayern München.
In der Spielzeit 2001/02 räumte der 20-jährige Casillas mit Real den Henkelpokal ab. Nach 2000 schon zum zweiten Mal. Siegtorschütze beim 2:1 gegen Bayer Leverkusen war Zinédine Zidane.
Längst war Casillas in Europa jedem Fan und Experten ein Begriff geworden.
August 2003: Casillas mit den „Galácticos“ David Beckham (links) und Luís Figo (Mitte).
Vier Jahre später: Auf internationalem Parkett treffen sich Casillas und die Bayern erneut. Nach den Erfolgen in 2000 und 2002 mussten die Königlichen gegen den deutschen Rekordmeister im Wettbewerb allerdings schon zum fünften Mal in Serie frühzeitig (Achtelfinale) die Segel streichen.
Dafür sollte Casillas in der Spielzeit 2006/07 wieder spanischer Meister werden. Nach 2001 und 2003 sein persönlich dritter Liga-Titel.
„Olé!“ Casillas und die Meister-Trophäe.
Dezember 2010: Casillas erhält zum dritten Mal die Auszeichnung de besten Torhüters der Welt.
Ein Titel, den der Mann aus Móstoles in bis dato zwölf Profi-Jahren noch nicht gewinnen konnte, war die Copa del Rey. Das änderte sich jedoch im April 2011, als Real den FC Barcelona in einem packenden Endspiel mit 1:0 bezwang.
Eine Liebeserklärung an den Verein.
Das neue Kapitäns-Duo: Casillas und Vize Sergio Ramos.
Die traditionelle Feier am Cibeles-Brunnen.
August 2011: Ramos und Casillas stemmen die Trofeo Santiago Bernabéu in die Höhe.
November 2011: Auszeichnung für Casillas für die meisten internationalen Spiele als spanischer Akteur.
2012: Casillas inzwischen zum vierten und fünften Mal zum besten Keeper des Planeten ernannt.
Der Schlussmann und Innenverteidiger Pepe. Acht Jahre lang sollten sie sich eine Kabine teilen. Als José Mourinho Casillas Anfang 2013 auf die Bank verdonnerte, stellte sich der Portugiese auf dessen Seite und forderte Respekt gegenüber der Klub-Ikone.
April 2012: Die Blancos triumphieren im Camp Nou mit 2:1 und sichern sich damit praktisch ihre insgesamt 32. Meisterschaft. Für Casillas die mittlerweile fünfte.
13. Mai 2012: Da ist das Ding! Casillas streckt den Liga-Titel als Kapitän in die Höhe.
Die Legende bei der Titel-Party an der Cibeles.
Feierei mit Weltstar Cristiano Ronaldo, für den es die erste Meisterschaft mit Real war.
August 2012: Real und Casillas schlagen Barcelona im Supercopa-Finale.
April 2013: Ein Treffer fehlte beim 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund zum Einzug ins Champions-League-Finale. Casillas, hinter Diego López inzwischen Reservist, tröstet den weinenden Spielführer Ramos.
August 2013: Casillas nimmt die Trofeo Bernabéu entgegen. Die Partie wurde damals als Abschiedsspiel für Legende Raúl genutzt.
April 2014: Zum zweiten Mal gewinnt Casillas den spanischen Pokal. Wieder musste Barcelona im Finale dran glauben. Diesmal siegte Madrid mit 2:1.
Jubel bei Casillas, Jubel bei den Madridistas.
Dem Copa-del-Rey-Triumph setzten die Merengues einen Monat später noch die Krone auf. Im Endspiel der Champions League traf man auf Atlético und bezwang den Stadtrivalen nach 120 Minuten mit 4:1!
Casillas war als Kapitän derjenige, der den langersehnten zehnten Titel auf europäischen Terrain überreicht bekam. Ein Foto für die Ewigkeit.
Auf diesen Moment hatte auch Casillas lange gewartet.
Ramos und Casillas: gemeinsam sind sie zweimal Europameister, einmal Weltmeister und schließlich auch Champions-League-Sieger geworden. Seit 2005 verteidigten sie dasselbe Trikot.
Casillas bei der Feier am berühmten Cibeles-Brunnen. Um 5 Uhr morgens herrschte mitten in Madrid nichts als Ekstase.
Auch im Bernabéu-Stadion wurde der riesige Triumph ausgiebig gefeiert. Mit dabei: Casillas’ Sohn Martín.
Die Titeljagd ging erfolgreich weiter. Am 12. August 2014 heimsten die Blancos dank eines 2:0 über den FC Sevilla den UEFA Super Cup ein…
…und etwas mehr als vier Monate später den Klub-WM-Titel. Ein perfektes Jahr mit vier Trophäen!
Es war der letzte Pokalgewinn für Casillas im Real-Trikot. Zum Ende des Spieljahrs 2014/15 sollte kein weiterer herausspringen. Sowohl in der Copa del Rey als auch in Meisterschaft und Königsklasse ging man leer aus. Es hätte sicherlich ein schöneres Ende für die Legende, die im Alter von neun Jahren in die Jugendakademie der Madrilenen kam, geben können.
„Iker, ewiger Dank für alles.“
Casillas selbst ist mittlerweile ebenso wie Mourinho kein Teil Reals mehr. Pérez musste ob des unrühmlichen Abtritts des legendären Keepers viele Vorwürfe über sich ergehen lassen. „Ich habe nur einen Fehler gemacht: Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sich Casillas auf einer Pressekonferenz mit einer kurzen Rede verabschiedet. Dies war sein Wunsch – ebenso wie seine Entscheidung, uns zu verlassen. Er kam auf uns zu und bat uns darum, ihm seinen Wechsel nach Porto zu erleichtern und ihm keine Steine in den Weg zu legen. Wir halfen ihm, weil er zwei Jahre lang unter enormem Druck stand. Wäre es nach mir gegangen, hätte Iker seine Karriere bei uns beendet. Viele Leute mit Interessen haben versucht, mich schlecht darzustellen“, verdeutlichte der Präsident erneut, die Identifikationsfigur keineswegs vom Hof gejagt zu haben.
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