
„Das 2:6 war fehlender Respekt gegenüber unseren Anhängern“
MADRID. El Clásico hat schon viele Geschichten geschrieben. Aus Madrider Sicht konnte man in der Vergangenheit eine Menge denkwürdiger Triumphe über den Rivalen bejubeln, musste im Umkehrschluss allerdings auch viele schmerzhafte Niederlagen im direkten Duell über sich ergehen lassen. Als eine der dunkelsten Stunden der jüngeren königlichen Vergangenheit gilt dabei wohl ohne Zweifel die demütigende 2:6-Klatsche im heimischen Bernabéu am 34. Spieltag der Saison 2008/09. An jenem 2. Mai 2009 ging man durch Gonzalo Hugain zwar früh nach 14 Minuten in Führung, am Ende wurde man von entfesselt aufspielenden Katalanen allerdings regelrecht vorgeführt.
Julien Faubert stand damals zwar nicht auf dem Platz, erlebte das Desaster allerdings von der Ersatzbank aus. An die Minuten unmittelbar nach Ende der Partie kann sich der Franzose noch sehr lebendig erinnern. In den Umkleideräumen sei das Entsetzen greifbar gewesen, doch der damalige Kapitän Raúl habe sofort versucht, dem Team wieder neues Leben einzuhauchen: „Es war mein erster Clásico und vor dem Aufeinandertreffen war der Druck extrem spürbar. Für uns war es sehr schwierig. Gegen Barça 2:6 zu verlieren, war fehlender Respekt gegenüber unseren Anhängern und dem Klub, aber das Team konnte nichts tun. Nach dem Spiel herrschte in der Umkleide Totenstille. Alle Spieler schwiegen, doch dann kam Raúl herein und sagte: ‚Es ist nur ein Spiel, die Partie ist schon verloren. Jetzt holen wir uns die Meisterschaft.‘ Die Tage danach bekamen wir den Druck der Fans und der Presse zu spüren.“
„Bei Real siehst du, wie es wirklich ist, Fußball zu spielen“
Für den heute 32-Jährigen sollte die herbe Klatsche im Giganten-Duell nicht die einzige schmerzhafte Erfahrung während seiner Zeit bei den Königlichen bleiben. Insgesamt brachte es der im Januar 2009 aus West Ham gekommene Rechtsaußen nur auf zwei Einsätze für die Blancos, woraufhin dieser im Sommer wieder nach London zurückkehrte. Erklären kann sich Faubert die magere Ausbeute an Pflichtspielen bis heute aber nur schwer. „Sie sagten mir nichts. Ich kam und das Team spielte gut, gewann viel… Ich sprach kaum mit Juande Ramos (Trainer der Saison 2008/09; d. Red.). Außerdem gab es auf meiner Position einen Spieler – (Arjen) Robben –, der sehr gut spielte und viele Tore schoss, deshalb bekam ich nicht die Möglichkeit, zu spielen. Ich arbeitete viel, sowohl im Training als auch im Kraftraum, aber ich konnte nichts machen. Als ich kam, dachte ich, ich würde mehr spielen, ich dachte, sie würden mich brauchen. Oder warum verpflichtest du sonst einen Spieler im Januar?“, macht der einmalige französische Nationalspieler aus seiner Enttäuschung keinen großen Hehl.
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Missen möchte er die Zeit in Spaniens Hauptstadt jedoch keineswegs. Etwas Größeres als für die Merengues aufzulaufen, gebe es schließlich nicht: „Persönlich und fußballerisch war es eine tolle Erfahrung, eine große Chance. Sowohl für mich als auch für meine Familie. Nicht jeder Fußballer kann sagen, bei Real Madrid gespielt zu haben. Noch dazu an der Seite von Legenden wie Raúl, (Iker) Casillas oder Guti… Bei Real oder Barça zu spielen, ist wie für eine Nationalmannschaft zu spielen. Dort siehst du, wie es wirklich ist, Fußball zu spielen: Die technische Qualität der Spieler ist so enorm hoch.“
„Guti der Beste, mit dem ich je gespielt habe“
Einer der technisch begabtesten Akteure des Kaders zu dieser Zeit war zweifelsohne Guti, der durch seine genialen Pässe und sein unfassbares Gefühl für den Raum reihenweise Spiele für seine Farben entschied. Für Faubert ist der Spanier mit der blonden Mähne gar der Beste, mit dem er je zusammenspielte: „Er ist der beste Spieler, mit dem ich gespielt habe. Jeder kennt ihn, aber nur wenn du mit ihm zusammenspielst, erkennst du, wie gut er ist. Die Qualität seiner Pässe, seine Übersicht, die Leichtigkeit, um das Spiel zu sehen… Es war unglaublich. Ich spielte mit (Eric) Abidal oder (Thierry) Henry in der Nationalmannschaft, aber Guti ist anders. Er und Fernando Redondo sind zwei unvergleichliche Mittelfeldspieler.“
Aber auch Raúl und Sergio Ramos seien zwei einzigartige Spieler auf ihrer Position: „Raúl? Du schlägst irgendwie eine Flanke und er taucht auf, um ein Tor zu machen. Wenn du mit ihm trainierst, verstehst du, warum er so viele Jahre in Madrid war. Sergio ist ein großartiger Verteidiger, stark und aggressiv.“
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