
MADRID. Die AS gibt nicht auf. So wie angeblich auch Robert Lewandowski: „Er gibt nicht auf“, titelt die Sporttageszeitung aus Madrid am Donnerstagmorgen. Der Bericht, der sich hinter diesem verheißungsvollen Cover versteckt, könnte jedoch trauriger nicht sein. Keine Zitate, nichts Handfestes, nur Vermutungen. Während REAL TOTAL die Lewandowski-Gerüchte schon vor zwei Wochen als unrealistisch abstempelte und der MÜNCHNER MERKUR noch vor Karl-Heinz Rummenigges Machtwort zeigte, dass daran wenig ist, macht die AS einfach weiter. Muss sie fast schon. Denn etwas anderes bleibt dem Blatt kaum noch. Während die MARCA sich stetig bessert, und nicht mehr nur von Gerüchten abhängig scheint, nutzt die AS jedes kleine Rauchen, um daraus einen Großbrand zu entwickeln. Doch diese Zeiten sind vorbei, und auch in nachrichtenarmen Länderspielpausen kommen Fans und Leser mehr hinter die Lügen des Mediums, das im Gegensatz zum deutschen Medienmarkt, tagtäglich den Druck hat, mehr Seiten nur über Real Madrid zu füllen.
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Hausblatt? Lange her…
Die Zeiten, als Reporter mit im Flugzeug der Mannschaft reisten, sind lange her. Noch länger die Zeit, als man die Spieler noch in der Kabine, oder sogar beim Duschen interviewen konnte. MARCA und AS hatten sich sicher Mal den Titel als Madrids Hausblatt verdient, doch ist das noch länger her als Reals Betitelung als Schuldenklub. Nur wollen das deutsche Medien und Fans immer noch nicht anerkennen.
Dank Pérez und Mourinho: Real lässt Medien außen vor
Die Gegenwart sieht ganz anders aus. MARCA, AS und Co. kriegen kaum noch was vom großen Kuchen Real Madrid ab. Mit dem Bruch zwischen Florentino Pérez und AS-Verlag PRISA im Jahre 2009 hat es angefangen, unter José Mourinho ging es weiter. In einer Phase, in der Medien nicht nur Startformationen verrieten, sondern vorab mitbestimmten, in der Vorstandsmitglieder des Klubs und der Medien hin und her wechselten, machten der Spanier und der Portugiese einen Schnitt. Es heißt, um noch mehr Macht im Klub zu erlangen, versuchte PRISA sogar Real Madrid unter Präsident Calderón (bis 2009) in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, doch hält Pérez daran fest, dass der Klub den Mitgliedern gehöre.
Der Druck wurde seitdem noch höher, die Lügen größer, doch mit jedem Angriff entfernten sich MARCA und AS weiter vom Klub. Dieser beendete vor einigen Jahren weitere Zusammenarbeiten, Geschenke für Abonnenten (beispielsweise Schlüsselanhänger) wurden eingestellt, genauso wie exklusive Interviews mit Spielern. Für die AS gibt es diese nur in Länderspielpausen über den Verband, wie Chefredakteur Tomás Roncero verriet. Während Trainings schon länger nicht mehr öffentlich stattfinden, kocht der Klub mehr und mehr sein eigenes Süppchen, lässt Spieler von eigenen TV-, Social-Media- und Website-Kanälen interviewen. Derweil nähert sich die MARCA wieder an, bekommt Exklusivgeschichten, doch bleiben der AS nur noch die Angriffe, und die Krümel, die auf den Pressekonferenzen abfallen. So oft, wie ich vor Ort dabei bin, ist das Spiel schnell zu durchschauen: Spielt Spieler X, Y aber nicht, werden Fragen über Ypsilons Zukunft gestellt. Mag Zidane Y nicht mehr? Ist es anders herum, steht eben X vor einem Verkauf. Lächerlich, aber es funktioniert. Noch.
Diese Entwicklung hat sich unter Mourinho angebahnt, der Medien öffentlich kritisierte. Und dadurch selbst ins Visier geriet. Unter diesem Druck nahm der Portugiese 2013 seinen Hut, doch der Weg zum Erfolg war geebnet: drei Champions-League-Titel seitdem sind sicherlich kein Zufall.
Noch schlimmer als AS: Diario Gol und Don Balón
In Zeiten von Fake News bleibt auch die Sportwelt nicht unverschont. Wer am lautesten und verrücktesten schreit, bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Denn wo die AS quartalsweise einen Ronaldo-Verkauf erahnen will, kommt es bei Fake-News-Portalen wie Diario Gol oder Don Balón quasi täglich zu neuen Ver- und Zukaufsmärchen. Bale, Kroos, Kovačić, Isco … Keiner bleibt ungeschont. Das traurige: Deutsche Medien – egal ob SKY, Sport1 oder SPOX – nehmen diese dankbar auf. „Laut spanischen Medien“ rechtfertigt alles, und weist die Schuld, falls an dem Gerücht doch nichts dran ist, fein von sich. „Umtiti zu Real“, berichtet Diario Gol diesen Donnerstag, dankbar verbreitet von SPOX. Davor war es noch Liverpool-Ronaldo, welches ran.de tatsächlich Glauben schenkte, nachdem SKY von einem Dybala-Bale-Tausch gewusst haben wollte. „Egal was, Hauptsache es hat mit Real zu tun, das sorgt immer für Klicks“, scheint die traurige Devise. Und es funktioniert. Und an einem der 100 Gerüchte ist bestimmt auch etwas mehr als nichts dran, doch kann davon aktuell noch nicht die Rede sein. Nicht im März, kurz bevor sich entscheidet, ob die Saison eine gute oder schlechte war.
Transfermarkt – was wird passieren?
Natürlich wird nach vielen „sparsamen“ Transferperioden im Sommer wieder was passieren. Das zeigt das Durchschnittsalter und das Abschneiden in Liga und Pokal. Torhüter? Mittelstürmer? Bestimmt! Aber wer, das kann noch niemand sagen. All das kommt noch abhängig von drei Dingen daher: dem Champions-League-Abschneiden, Zinédine Zidanes Zukunft, und auch der WM. Sollte Real Madrid gegen Juventus ausscheiden, würde Zidane nicht gefeuert – doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Franzose im Sommer selbst den Hut nimmt. Und wer hatte vor der WM 2014 schon Spieler wie Navas, James oder Kroos auf dem Schirm? Sowohl Vereine als auch Spieler werden sich erst nach der WM „richtig“ mit der Zukunft beschäftigten, wie lächerlich kann es da sein, dass AS, Diaro Gol und Co. täglich neue Entscheidungen erfahren haben wollen? Und wie traurig fallen Leser und Fans immer noch auf jede Meldung des angeblichen „Hausblatts“ herein.
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