MADRID. Die Weltmeisterschaft 2014 wurde zu einem großen Wendepunkt in der Karriere von Keylor Navas. Der costa-ricanische Schlussmann hatte sich bei UD Levante in der spanischen Liga bereits einen Namen gemacht, aber erst die WM-Endrunde in Brasilien öffnete ihm die Tür zum größten Fußballklub der Welt. In der Hauptstadt feierte der 1,85 Meter “kleine” Torhüter inzwischen drei Champions-League-Titel sowie eine spanische Meisterschaft, zwölf Titel insgesamt. Eine Geschichte wie in einem Märchen, möchte man meinen.
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Erfolgreicher Ära droht das Ende
Doch was so sagenhaft klingt, hat auch seine Kehrseiten: Seit der Ankunft an der Concha Espina war Navas nicht immer unangefochten auf der Torhüterposition gesetzt, in diesem Jahr bekam er zusätzliche Konkurrenz durch niemand geringeren als den 35 Millionen Euro schweren belgischen Transfer Thibaut Courtois, mit dem er sich von nun an die Aufgaben teilen musste. Zu Beginn der Saison – damals unter Julen Lopetegui – gab es noch klare Hoheitsgebiete: Courtois war der Mann für LaLiga, Navas hütete den Kasten in der Copa sowie in der Königsklasse.

Mit dem Trainerwechsel Ende Oktober änderte sich die Ausgangssituation für Navas schließlich ins Negative. Santiago Solari machte Courtois zur Nummer eins und berücksichtigte den 32-Jährigen kaum mehr. In der Primera División kam der “Tico” auch deshalb lediglich in neun von 34 möglichen Partien (26 Prozent der möglichen Spielminuten) zum Einsatz, allerdings auch nur “begünstigt” durch Verletzungssorgen seines Pendants. Auch deshalb begrüßte Navas öffentlich den zweiten Trainerwechsel des Jahres und die Rückkehr seines ehemaligen Befürworters Zinédine Zidane. “Ihm war meine Trainingsleistung egal”, trag er Ende März gar gegen den Argentinier nach.
“Wenn der Trainer sagt, ich soll gehen, dann werde ich das tun”
Doch eben jene für positiv gehaltene Rückkehr, könnte nun den Schlussstrich unter die Ära Navas bei Real Madrid ziehen. Unlängst hat der Franzose angekündigt, dass er in der kommenden Saison auf das “Job-Sharing” verzichten und einen klaren Stammtorhüter definieren werde: “Das Thema wird klar sein, es wird keine Debatte geben. Das ist sicher”, lässt der Franzose keine Zweifel aufkeimen.
Experten waren sich derweil bereits einig, dass Courtois die Nase vorne haben wird – zum einen aufgrund seiner Statur, andererseits wegen seines Alters (der Belgier ist sechs Jahre jünger). Und auch wenn die Merengues ihren Schlussmann, der noch einen bis 2020 gültigen Vertrag besitzt, gerne halten würden, sind die Aussagen des Mittelamerikaners ziemlich eindeutig: “Ich habe immer alles für den Klub gegeben und werde das auch weiter tun. Aber ich will nicht noch so ein Jahr durchleben“, macht Navas seinen Standpunkt klar und wird noch konkreter: “Wenn der Trainer sagt, ich soll gehen, dann werde ich das tun.”
Auf die Personalie angesprochen, deuteten auch die Aussagen von Zidane eher auf eine Trennung hin: “Ich werde dazu nichts sagen. Keylor hat Vertrag. Am Ende der Saison werden wir sehen.”
AS überrascht mit Meldung über Courtois-Abgang
Und nun der Wendepunkt? Noch bevor so richtige Spekulationen über mögliche Abnehmer entfachen konnten, brachte die AS vor wenigen Tagen neue Gerüchte und eine mögliche Kehrtwende in der Causa Navas in den Umlauf, wonach Zidane angeblich Pérez mitgeteilt haben soll, dass er mit Navas plane und seinen Sohn Luca auf der Ersatzbank sehe. Was bedeuten würde, Courtois wäre in der misslichen Lage, sich im Sommer schon wieder einen neuen Klub suchen zu müssen und die Rollen der Schlussmänner wären wieder vertauscht.
Ob da was dran ist? Was leicht für diese These sprechen könnte, war Navas’ Einsatz unter der Woche gegen FC Getafe (0:0), obwohl Courtois sich wieder genesen zurückmeldete. Oder war es doch nur eine Art Abschiedsspiel, und in den letzten vier Saisonspielen ist der Belgier an der Reihe? “Diesmal hat Keylor gespielt. Was am Sonntag ist, werden wir sehen”, erklärte Zidane.
Was für viele eine Überraschung ist, wäre für manche nur eine weitere Kehrtwende im hin und her der diesjährigen Torwart-Debatte. Wie sie ausgeht, bleibt wohl mindestens bis Saisonende abzuwarten.
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