
Es brodelt in Spanien. Und das nicht nur mal wieder, sondern scheinbar auch gewaltig. Denn in den letzten Tagen sind einige Dinge geschehen, die verschiedene Themen, Personen und Vereine betreffen – von einer Razzia beim Verband RFEF über einen weiteren Streit von Real Madrid mit LaLiga. Auch die Namen Luis Rubiales und Negreira fallen wie so oft. Um das Chaos etwas zu entwirren, eine kleine Chronologie.
Freitag, 15. März
Nach rassistischen Gesängen gegen Vinícius Júnior vor den Spielen Barcelona-Neapel und Atlético-Inter teilt Real Madrid in einer Pressemitteilung mit, bei der Staatsanwaltschaft eine Beschwerde wegen rassistischer Beleidigungen eingereicht zu haben.
Samstag, 16. März
Real Madrid gewinnt mit 4:2 bei CA Osasuna, dabei kam es zu heftigsten Beleidigungen seitens einiger Stadionbesucher gegen Vinícius. Wohlgemerkt: keine primär rassistischen Beleidigungen, aber möglicherweise dennoch Hassverbrechen.
Montag, 18. März
Real Madrid gibt in einer Pressemitteilung bekannt, beim spanischen Verband eine Beschwerde gegen Schiedsrichter Juan Martínez Munuera eingereicht zu haben und die Vorfälle auch an die staatliche Kommission gegen Gewalt, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Itoleranz Intoleranz im Sport weiterzuleiten.
Comunicado oficial. #RealMadrid
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) March 18, 2024
CA Osasuna reagiert – jedoch ist die Stellungnahme weniger an Real Madrid gerichtet, sondern vielmehr an die Medien, die unter anderem von rassistischen Beleidigungen sprechen und fordert eine Korrektur.
Comunicado oficial del Club Atlético Osasuna.
— C. A. OSASUNA (@Osasuna) March 19, 2024
Dienstag, 19. März
Verband RFEF und das Schiedsrichterkomitee CTA widersprechen Real Madrid in einer eigenen Stellungnahme den Blancos und schützen den beschuldigten Schiedsrichter, indem sie behaupten, die Anschuldigungen seien ungerechtfertigt. Angeblich soll Martínez Munuera keine Hinweise erhalten haben, dabei ist in Videos zu erkennen (siehe Kommentarbereich unter dem Tweet der RFEF), wie Antonio Rüdiger und Daniel Carvajal den Schiedsrichter auf bestimmte Dinge hinwiesen.
< ???????????????????????????? | Comunicado del Comité Técnico de Árbitros.
https://t.co/ci18CwGp3n#ArbitrajeRFEF | @CTARFEF pic.twitter.com/xu5DKVhSzy
— RFEF (@rfef) March 19, 2024
José María Enríquez Negreira vor Gericht! Wenn auch nur kurz: Der 78-Jährige erschien vor einem Richter, nahm jedoch von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern und war 25 Minuten später schon wieder auf der Straße.
Mittwoch, 20. März
Und LaLiga? Der Verband von Javier Tebas stellt sich klar auf die Seite von RFEF und Schiedsrichter Martínez Munuera, zeigt sich sogar deutlich ablehnend gegenüber Real Madrids Beschwerde.
Nota informativa:
La Comisión Delegada de LALIGA muestra su rechazo a la denuncia formulada por el Real Madrid CF frente al Colegiado D. Juan Martínez Munuera y apoya al colectivo arbitral.
https://t.co/fHgNb4ljtP pic.twitter.com/HOB6kJHJWZ
— LALIGA Corporativo (@LaLigaCorp) March 20, 2024
Razzia beim spanischen Verband in Las Rozas nahe Madrid! Laut TVE wurden sogar sieben Personen – darunter angeblich Rechtsberater Tomás González Cueto – festgenommen. Worum es geht? Weniger um das Barça-Gate rund um Negreira und die 18 Jahre langen Zahlungen an den damaligen CTA-Vizepräsidenten, sondern eher um einen anderen alten Bekannten: Luis Rubiales. Der hat sich angeblich nach Südamerika abgesetzt, weil aktuell ein paar alte Akten von der Guardia Civil aufgearbeitet werden – darunter scheinbar unregelmäßige Verträge, die zur Verschiebung der Supercopa de España im Jahr 2020 nach Saudi-Arabien führten. Zur Erinnerung: In seiner Amtszeit als RFEF-Präsident „verkaufte“ Rubiales den spanischen Superpokal gemeinsam mit dem Unternehmen eines damals aktiven Spielers, Gerard Piqués Firma Kosmos, an den saudi-arabischen Verband auf sehr zwielichte Art und Weise. Es geht scheinbar um Korruption und sogar Geldwäsche. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wurde sogar Rubiales‘ Wohnsitz in Granada durchsucht.
Hierbei ebenfalls im Fokus: Luis Medina Cantalejo. Der 60-jährige Ex-Schiedsrichter ist mittlerweile Leiter des berüchtigten Schiedsrichter-Komitees CTA und wurde laut spanische Medien, darunter El Debate, angeklagt, VAR-Bilder manipuliert zu haben. Der Vorwurf: Er sowie die Schiedsrichter Carlos Clos Gómez und Santiago Jaime Latre sollen bewusst Real Madrid benachteiligt haben.
Donnerstag, 21. März
Erste Konsequenzen bei der RFEF! Der Verband hat zwei Mitarbeiter entlassen: Rechtsdirektor Pedro González Segura und Personaldirektor José Javier Jiménez.
Der Donnerstag ist ansonsten noch etwas ruhig, aber nicht nur Real Madrids Kampf gegen Rassismus, sondern auch gegen die Verbände RFEF und LFP geht weiter. Und die Ermittlungen gegen Rubiales, Negreira und andere aktive oder ehemalige Verantwortliche im spanischen Fußball, der ganz offensichtlich mehr als ein Problem mit Korruption hat und seit Jahren in der Krise steht, nicht nur dank der aufgedeckten Zahlungen Barcelonas an Negreira, bei dem der Richter eine „neue Form systemischer Korruption“ sieht. Mangels Beweisen ist ein Ausgang dieses Verfahrens aber noch ungewiss, geschweigedenn ein absehbarer Zeitpunkt. REAL TOTAL versucht in diesem Dickicht an Meldungen und Gerüchten, vermischt mit politischen Verstrickungen und gewürzt durch Hassverbrechen dranzubleiben.
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