Einzelkritik

Noten zum 12. Spieltag: König Isco und zehn Krieger

Ein Abend zum Einrahmen. Real Madrid geht im Calderón mit 3:0 als Sieger vom Platz und überzeugt mit einer kämpferischen und mannschaftlich geschlossenen Leistung. Cristiano Ronaldo glänzte zwar als dreifacher Torschütze, doch alles überragender Mann war der famose Isco. Auch die restlichen Akteure verdienten sich Bestnoten. Die REAL TOTAL-Spielerbewertungen des 12. Spieltags der Liga Santander 2016/17.

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Real Madrid's midfielder Isco kneels on the pitch during the Spanish league football match Club Atletico de Madrid vs Real Madrid CF at the Vicente Calderon stadium in Madrid, on November 19, 2016. / AFP / PIERRE-PHILIPPE MARCOU (Photo credit should read PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP/Getty Images)
Isco lieferte im Calderón einen Bilderbuch-Auftritt ab – Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images

Startelf

Keylor Navas

Wer hätte im Vorfeld gedacht, dass Reals Nummer 1 in der 88. (!) Minute das erste Mal eine Glanzparade zeigen muss? Im Laufe des Spiels feuerte Atlético zwar immer mal wieder mehr oder weniger gefährlich in Richtung des weißen Gehäuse, ernsthaft ins Schwitzen geriet der Costa-Ricaner bis zu Carrascos Torschuss kurz vor Ende, den er sehenswert entschärfte, aber nie. Egal ob bei Flanken oder diversen (unplatzierten) Abschlüssen der „Rojiblancos“, Navas lieferte eine hochkonzentierte Vorstellung ab und hielt seinen Kasten sauber. Einzig bei der Spieleröffnung – sowohl mit dem Fuß als auch aus der Hand – schlichen sich ab und an kleinere Fehler ein. REAL TOTAL-Note: 2.

Daniel Carvajal

Unter dem Strich eine nicht ganz glückliche Partie des Canteranos. Schon im ersten Durchgang agierte der Rechtsverteidiger wie schon des Öfteren in den letzten Wochen zwar eher verhalten, hatte Atléticos Sahne-Seite mit Filipe Luis und Carrasco im Verbund mit Vázquez defensiv zunächst aber im Griff. Während Atléticos Druckphase nach der Pause allerdings nicht immer Herr der Lage und mit teils ungewohnten Fehlern. So ermöglichte dessen schlechtes Stellungsspiel in der 55. Minute dem eingelaufenen Griezmann eine Riesenchance, welcher der Franzose allerdings nicht zu nutzen wusste. Im Laufe der zweiten Hälfte stabilisierte sich der spanische Nationalspieler jedoch wieder und fand über den Kampf ins Spiel. Wenngleich es spielerisch vielleicht nicht die beste Darbietung war, überzeugte Carvajal einmal mehr durch Leidenschaft und seinen unbändigen läuferischen Einsatz. REAL TOTAL-Note: 3.

Raphaël Varane

Wenn ein Antoine Griezmann und ein Fernando Torres quasi nicht stattfinden, dann machst du als Innenverteidiger einen richtig guten Job. „Meister Proper“ erwischte mal wieder einen Sahnetag und füllte die Rolle als Abwehrchef herausragend aus. Insbesondere in Hälfte zwei köpfte der Franzose alles aus der Gefahrenzone, was auch nur annähernd in Richtung des real’schen Tores flog. Aber auch am Boden war Varane eine Macht und strahlte am Ball eine wohltuende Ruhe und Souveränität aus. Grandioser Auftritt des Innenverteidigers! REAL TOTAL-Note: 1.

Nacho Fernández

Zinédine Zidane bewies mit der Startelf-Berufung des Eigengewächses großen Mut – und wurde von Reals Nummer 6 reichlich belohnt. Vom kleinen Wackler zu Beginn, als bei Saúls Halbchance die Absprache kurzzeitig nicht stimmte, ließ sich Nacho nicht beeindrucken und lieferte wie auch Nebenmann Varane eine astreine Partie ab. Hochkonzentriert, kompromisslos und schnörkellos war der spanische Innenverteidiger defensiv eine Bank und überzeugte vor allem durch sein herausragendes Stellungsspiel. Im Aufbau scheute der Canterano zwar das ganz große Risiko, agierte dafür aber höchst präzise (94 Prozent angekommene Pässe – Team-Bestwert). Spätestens mit diesem Auftritt sollte deutlich sein, dass die Stammplatz-Ambitionen des „Mannes für alle Fälle“ durchaus ihre Berechtigung haben. REAL TOTAL-Note: 1.

Marcelo

Müsste man den Brasilianer kurz und prägnant beschreiben, wäre der passende Ausdruck wohl „pure Spielfreude“. Auch gegen die aggressiv und sehr hoch verteidigenden „Indios“ war sich der Lockenkopf selten um eine spielerische Lösung verlegen und sorgte offensiv besonders durch seine einkippenden Diagonalläufe immer wieder für reichlich Betrieb. Defensiv hier und da zwar mal nicht ganz richtig positioniert, wie der Rest der Mannschaft auch ansonsten aber mit einem äußerst leidenschaftlichen und kämpferisch starken Auftritt. REAL TOTAL-Note: 2.

Luka Modrić

Bedarf es nach diesem Auftritt wirklich großartiger Worte? In Abwesenheit von Casemiro und seines kongenialen Partners Toni Kroos agierte der Kroate diesmal aus einer etwas tieferen Rolle heraus und löste auch diese Aufgabe mit Bravour. Bedingt durch Atléticos Pressing zu Beginn zwar nicht mit den ganz großen spielerischen Akzenten, dafür aber vom Anpfiff weg taktisch und kämpferisch herausragend. Mit zunehmender Spieldauer riss der „Mozart vom Balkan“ das Spiel dann mehr und mehr an sich und dirigierte hinter dem famosen Isco das Spiel aus der Tiefe. Neben all der spielerischen Raffinesse, die der 31-Jährige in vielen kleinen Szenen immer wieder an den Tag legte, ist vor allem Modrićs taktische Intelligenz herauszuheben, durch die er stets die Balance im Spiel der Blancos zu wahren vermochte. Ob Einrücken für den Innenverteidiger, Doppeln auf den Außen oder Unterstützung im Pressing – Reals Zauberer stand einfach immer richtig. REAL TOTAL-Note: 1.

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Mateo Kovačić

Wenn trotz der starken Auftritte in den letzten Wochen noch Restzweifel an Mateo Kovačićs Eignung für Real Madrid bestanden, dürften diese spätestens jetzt endgültig verflogen sein. An der Seite seines Landsmannes Modrić riss der gebürtige Linzer ein beeindruckendes läuferisches Pensum herunter, ackerte wie ein Verrückter in der Defensive und wusste auch im Spiel mit dem Ball durch seine Ballsicherheit sowie Läufe aus der Tiefe abermals zu gefallen. Füllte seine Rolle als Balancespieler hervorragend aus und agierte taktisch meist äußerst clever. Wenn es dem 22-Jährigen jetzt noch gelingt, die sich immer wieder einschleichenden kleinen Fehler in seinem Spiel zu minimieren, steht Kovačić (in Madrid) eine große Zukunft bevor. REAL TOTAL-Note: 1,5.

Lucas Vázquez

Hatte zusammen mit Daniel Carvajal die undankbare Aufgabe, Atléticos starke linke Seite in Schach zu halten, was in der ersten Hälfte auch ziemlich gut gelang. Besonders in der Anfangsphase nach der Pause fand der Canterano jedoch nicht mehr wirklich in die Zweikämpfe und ließ einige Angriffe über seine Seite passieren. Offensiv hatte der 25-Jährige mit dem herausgeholten Freistoß vor dem 1:0 seine auffälligste Szene, ansonsten konnte Reals Flügelflitzer seine Stärken nur selten zur Geltung bringen. Vázquez unterliefen ungewohnt viele Ballverluste und Fehlpässe und auch in den direkten Zweikampf ließ der Galizier ein wenig die nötige Robustheit vermissen. Insgesamt zwar ein eher unglücklicher Auftritt, welchen man der Nummer 17 in Anbetracht ihres unbändigen Einsatzes und der tadellosen Einstellung aber auch einmal zugestehen mag. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Gareth Bale

Wie immer in großen Spielen war auf Gareth Bale Verlass. Der Waliser glänzte zwar nicht als Torschütze oder durch spektakuläre Dribblings, dafür aber mit ehrlicher Arbeit und unheimlicher Effizienz. Arbeitete auf der linken Seite konsequent mit nach hinten, um Marcelo nach Kräften zu unterstützen, und bereitete mit einem tollen Tempolauf das 3:0 mustergültig vor. Reals Nummer 11 war sich für keinen Weg zu Schade und stellte sich zu hundert Prozent in den Dienst der Mannschaft. Auch Bales disziplinierter Defensivarbeit war es zu verdanken, dass sich Ronaldo vermehrt in Tornähe aufhalten und letztlich als dreifacher Torschütze glänzen konnte. REAL TOTAL-Note: 2.

Isco

War das der beste Auftritt des Francisco Román Alarcón Suárez im Real-Trikot? Es fällt schwer dies zu verneinen, denn was der Andalusier, speziell in der ersten Halbzeit, im Calderón ablieferte, war schlichtweg pure Magie. Hinter Ronaldo mit jeglichen Freiheiten ausgestattet, sprühte der Edeltechniker nur so vor Spielfreude und beeindruckte durch grandiose Ballbehauptung auf engstem Raum sowie geniale Pässe. Im Gegensatz zu manchen Auftritten in der Vergangenheit handelte es sich hierbei nicht nur um brotlose Kunst, vielmehr verstand es Isco seine unglaublichen Fähigkeiten zielbringend einzusetzen und das Ästhetische mit dem Nützlichen zu verbinden. Zu der tollen spielerischen Leistung gesellte sich noch ein immenses Laufpensum sowie ein diszipliniertes Auftreten gegen den Ball, was den mehr als kompletten Auftritt des Spielmachers abrundete. REAL TOTAL-Note: 1.

Cristiano Ronaldo

Fußball ist ein Ergebnissport und Cristiano Ronaldo lässt mal wieder die Zahlen für sich sprechen. Wenn man das Calderón als Dreifach-Torschütze verlässt, kann man nicht allzu viel falsch gemacht haben. Auch wenn beim Freistoßtreffer eine gute Portion Glück dabei war, waren die Tore gegen den Stadtrivalen der Lohn für einen sehr engagierten Auftritt des Portugiesen, der sich in der eigentlich ungeliebten des Stoßstürmers doch recht wohl zu fühlen schien. Europas Fußballer des Jahres bewegte sich gut und lauerte immer wieder auf gefährliche Abschlusssituationen, was Savic und Godín öfters als gedacht in die Bredouille brachte. Den defensiven Einsatz, den die Nummer 7 zudem an den Tag legte, würde man sich manches Mal auch in nicht ganz so prestigeträchtigen Duellen wünschen. REAL TOTAL-Note: 1.

Einwechselspieler

Karim Benzema

Kam in der 78. Minute für Isco in die Partie. Ohne Bewertung.

James Rodríguez

Durfte am Ende noch acht Minuten mitwirken. Ohne Bewertung.

Marco Asensio

Der Mallorquiner kam zu einem fünfminütigen Kurzeinsatz. Ohne Bewertung.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Wenn man bedenkt, dass man Kovacic und Nacho verkaufen/ausleihen wollte im Sommer hat man die einzig richtige Entscheidung getroffen und sie behalten. Tolle Leistung von beiden gestern! Sie werden noch so wichtig werden in dieser langen Saison. #HalaMadrid
 

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